Johannes Lohmeyer, FDP: “Dresden verschläft das Internetzeitalter”

Von 26

Der FDP-Kreisvorsitzende Johannes Lohmeyer kritisiert in einer Pressemitteilung das Dresdner Stadtmarketing. Zitat: "Während andere Destinationen wie Hamburg, Hannover, Köln, Stuttgart oder Dortmund, zum Teil sehr erfolgreiche Facebook-Fanseiten, Tourismusblogs oder Twitter-Accounts betreiben, scheint in Dresden noch niemand etwas vom Web 2.0 gehört zu haben. In keinem der derzeit angesagten sozialen Netzwerke ist die Stadt bislang vertreten."

Loymeyer, der hauptberuflich Hotel-Geschäftsführer in Dresden ist, kritisiert auch die mangelnden Sprachaktivitäten des Stadtmarketings im Netz: "Als eine der wichtigsten Tourismusdestinationen hält Dresden es nach wie vor für ausreichend, potenzielle Gäste in Deutsch und Englisch zu informieren, während alle Mitbewerber dies längst in mehreren Sprachen tun. So sind Prag mit elf, Leipzig mit fünf oder Berlin mit neun Sprachen geradezu vorbildlich."

Lohmeyer selbst ist vielen Dresdner Twitterern als @LohmyDD bekannt, außerdem bei Facebook und Xing zu finden und mit einem eigenen Blog im Netz aktiv. Die vollständige Pressemitteilung findet sich etwa bei Facebook.

26 Kommentare
  • Falk Richter
    Februar 10, 2010

    Dresden ist auf jeden Fall ab und zu für eine lustige Meldung gut, mit der die Stadt auf sich aufmerksam macht:

    http://www.psycho-blog.net/a01506.htm

    Hihi *gg*

    Mit freundlichen Grüßen
    Falk Richter

  • Reiner M.
    Februar 10, 2010

    Ob nun jede Stadt jede Modewelle mitmachen muss? Auf Twitterinfos aus Dresden kann die Welt möglicherweise verzichten. Ist eine normale Website als zentrale Informationsquelle nicht möglicherweise ausreichend? Aber ein Glück, dass Dresden den ultimativen Fachmann für web 2.0-Fragen hat! Herr Lohmeyer bloggt und twittert immerhin und muss es insofern ja wissen. Auf seinem Blog geht es zum Beispiel um wichtige Dinge. Hauptsächlich es um alles, was das Hotelwesen unterstützt (und man erfährt nicht immer, dass er selbst Geschäftsführer eines solchen ist). Oft geht es aber gegen seine Hauptfeinde (alles, irgendwie links ist). Beispiel: Sein Text zum 13. Februar. Kurzfassung: Dass es die Rechten gibt, die hier auch noch marschieren wollen, ist leider nicht schön, aber das eigentlich Schlimme sind wieder einmal diese Linken!

    Eine eigentlich nebensächliche, aber doch ganz nette Geschichte entspann sich, als Lohmy auch einmal einen Text zum Schweizer Minarettverbot veröffentlichte: http://tinyurl.com/yev7xdn

    Dieser begann ebenfalls mit Kritik an seinem linken Feindbild (Linke hatten damals zu einem Boykott Schweizer Produkte aufgerufen, was man selbstverständlich kritisieren kann). Und dann folgten vernichtende Urteile über Muslime an sich. Seltsamerweise änderte sich dieser Text nach den ersten kritischen Kommentaren von dem Grünen Michael Schmelich. Passagen wie

    „wie weit im aufgeklärten Europa die Toleranz gegenüber eine Weltanschauung gehen sollte, die unsere Werte weitgehend negiert”,
    “Tatsache ist, dass der Islam eine aggressive und expansive Weltanschauung ist (wobei die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus so sinnvoll ist wie die zwischen Terror und Terrorismus)”,
    “welchen Freiraum wir einer Weltanschauung, die der unseren gut 500 Jahre hinterherhinkt, in unseren freiheitlichen Gesellschaften einräumen wollen”

    waren später nicht mehr im Text enthalten. Auch die Kommentare Schmelichs gab es nicht mehr. Die soeben gegründete Website zensurpiraten.de veröffentlichte aber den vorher von Schmelich erstellten screenshot, in dem man alle diese Tiraden noch lesen konnte. Herr Lohmeyer erklärte später einer anderen Kommentatorin seines Forums, dass es sich hierbei keineswegs um Selbstzensur gehandelt habe: „Liebe Kathrin, ich habe meine Aussagen nicht revidiert, sondern sie lediglich anders formuliert, da man mit einer versachlichten Ausdrucksweise eher zu einer sachlichen Diskussion kommt.“

    Und sehr interessant ist an der Geschichte ist auch die Reaktion der Zensurpiraten, die eigentlich allen Formen von Zensur im Netz nachgehen und sie veröffentlichen wollen: Sämtliche Hinweise auf diesen Vorfall wurden dort entfernt. Auch das hat sicherlich mit Selbstzensur gar nichts zu tun, sondern soll wahrscheinlich nur die Navigation auf der - von wichtigen Fällen nur so übersäten – etwas übersichtlicher machen.

    Vielleicht sollte Dresden also besser nicht zu viel web 2.0-Anwendungen nutzen, denn man bekommt nur noch mehr Arbeit, ständig eigene Einträge zu revidieren.

  • Reiner M.
    Februar 10, 2010

    Berichtigung: Der Satz im vorletzten Abschnitt "Auch das hat sicherlich mit Selbstzensur gar nichts zu tun, sondern soll wahrscheinlich nur die Navigation auf der - von wichtigen Fällen nur so übersäten – etwas übersichtlicher machen."

    soll heißen: "Auch das hat sicherlich mit Selbstzensur gar nichts zu tun, sondern soll wahrscheinlich nur die Navigation auf der - von wichtigen Fällen nur so übersäten – Website etwas übersichtlicher machen."

  • Alex H.
    Februar 10, 2010

    Hier geht es doch nicht um die Person "Johannes Lohmeyer" oder schweizer Minarette! Hier geht es darum, dass Dresden Potential verschenkt sein Image, welches mit so manchen Themen angeschlagen wird, zu verbessern und sich als attraktive und innovative Stadt dort zu präsentieren, wo sich nun mal heutzutage die meisten Menschen (potentielle Besucher u. a.) informieren und aufhalten --> im Internet.

    Und ja, wir Dresdner lieben unsere Stadt, aber wissen das auch die anderen? Also warum nicht gemeinsam - darum geht es nämlich im Web 2.0 - am Thema "basteln". Die Stadt und seine Bürger (im Web 2.0 und in Echt 1.0).

  • Reiner M.
    Februar 10, 2010

    Hier geht es darum, dass Dresden Potential verschenkt, sein Image zu verbessern? Hat einmal jemand überprüft, welchen entsprechenden Gewinn ander Städte durch blogs, facebook oder Twitter verbuchen konnten? Denkt irgendwer ernsthaft, Dresden-Besucher kommen wegen Twitter-Eintrages hierher? Da dürfte eine Anzeige in der Apotheken-Rundschau wohl sinnvoller sein ;-)

    Hier geht es eher nur darum, dass die Person J. Lohmeyer einmal wieder in der Zeitung erwähnt werden wollte und sich dabei wichtig geben konnte. Weiter nix.

  • Johannes Lohmeyer
    Februar 10, 2010

    Wenn ich solche ungemein sachlichen und vor freundlicher Abneigung nur so triefende Kommentare wie die von Reiner M lese, beschleicht mich immer das wohlige Gefühl, mit meiner Meinung durchaus richtig zu liegen ;-)

  • owy
    Februar 10, 2010

    @Reiner M: Mir sind bislang keine Untersuchungen bekannt, die Aussagen über die Reichweiten von Twitter, Facebook und Co. treffen. Allerdings dürften die großen Nutzerzahlen ja schon mal eine Grundaussage treffen, welche Möglichkeiten bestehen, dort Reichweite zu generieren.

    Worüber wir uns aber sicher einig sind: Das Klientel, das Facebook und Co nutzt, dürfte ein grundsätzlich anderes sein als das, was die Apothekenzeitung konsumiert. Für die etwas "älteren" Besucher macht die Stadt ja nun wahrlich genug. Insofern finde ich die Kritik von Herrn Lohmeyer nicht völlig unberechtigt.

  • null351
    Februar 10, 2010

    Lieber Reiner M. - wer soll denn das alles lesen und vor allem - wen interessierts? Aber ist klar mit solchen Abschweifungen hat man keinen Blick für Kommunikation auf 140-Zeichen-Basis. Ganz klar: Daumen runter!

  • Johannes Lohmeyer
    Februar 10, 2010

    Nachsatz: Inzwischen liegt mir eine sehr ausführliche Stellungnahme vor, derzufolge alle von mir bemängelten Punkte in Arbeit sind, Fördermittel beantragt wurden bzw. die Finanzierung geprüft wird. Meine Feststellungen an sich werden dadurch mehr oder weniger bestätigt.

    @Reiner, wenn Sie das nächste Mal vor dem Kommentieren den Schaum vor dem Mund wegwischen, sollte es Ihnen vielleicht aufgehen, dass es zu meinen Aufgaben als Parteichef gehört, mich zu diversen Fragen öffentlich zu äußern. Dahinter eine Profilneurose meiner Person zu vermuten ist ungefähr so daneben, wie der Rest Ihres zusammengeschwurbelten und -fantasierten Kommentars ;-)

  • Ralf Lippold
    Februar 10, 2010

    Wie eine Stadt mit Ihren Bürgern und Gästen kommuniziert steht als Frage im Raum!
    Dass Twitter und andere Web-2.0 Kommunikationswege dazu durchaus geeignet sind, steht außer Frage. Dass es dies von offizieller Seite der Stadt Dresden und dem Dresdner Stadtmarketing bisher nicht gibt ist auch hinlänglich bekannt.
    Was die offiziellen Stellen nicht machen, sollte den Bürgern dieser Stadt erlaubt sein. So wird http://twiDDern.de privat betrieben und bündelt wichtige Informationen über die Stadt Dresden an einem Ort. Wem es gefällt, der nutzt, wer nicht der kann die bisherigen Medien nutzen. Das ist die Freiheit, die jedem offensteht.
    Grüße, Ralf Lippold

  • owy
    Februar 10, 2010

    Passend dazu kommt gerade heute diese Zahl:

    28 Mio Bundesbürger sind im Netz in sozialen Netzwerken aktiv - das sind 40% aller Deutschen ab 14 Jahren.
    http://kress.de/tweet/tagesdienst/detail/beitrag/102520-28-mio-deutsche-in-communitys-datenschuetzer-mahnen-zur-vorsicht.html

    Apotheken-Rundschau - pffft.

  • unpolite
    Februar 11, 2010

    Ich sehe Herrn Lohmeyers PM auch kritisch. Im Nachsatz schreibt er, dass ihm inzwischen eine ausführliche Stellungnahme vorliegt: es wird daran gearbeitet. Na also. Diese Stellungnahme hätte er als Parteichef von der DMG oder Herrn Hilbert aber auch auf direkte Nachfrage bekommen. So hat er eine Negativschlagzeile für Dresden produziert - das kann er doch nicht gewollt haben.

    Ob die DMG twittern und facebooken muss, finde ich wiederum auch eine spannende Frage. Das Schöne an Twitter und Facebook ist ja, dass jeder an den Start gehen kann. Ob die Facebook-Seite "Dresden" von der DMG betrieben wird, ist dem Nutzer egal. Eine Plakatkampagne kostet mehr - das muss die DMG übernehmen, sonst macht es keiner. Und auf die Plakatkampagne wird Herr Lohmeyer wahrscheinlich auch nicht verzichten wollen. Die Frage ist dann also: wofür soll die DMG ihre Mittel einsetzen? Um das zu entscheiden, hat die DMG vor einem halben Jahr eine Fachfrau als Chefin bekommen. Ich finde es zu früh, Ihre Entscheidungen zu beurteilen. Und ihre Budget ist relativ gesehen eben nicht üppig. Der Etat für die Jahreskampagne der DMG ("Kommen Sie Kunst genießen") ist zumindest ein Witz.

    Und ja, die Zahl von 28 Mio. Deutschen in sozialen Netzen (abzüglich wieviel Prozent Karteileichen?) klingt gewaltig. Die DMG soll diese Medien nutzen. Aber wie viel mehr Gäste kommen nach Dresden, nur weil die Stadt offiziell bei Twitter und Facebook präsent ist? Wenn ich web 2.0 richtig verstanden habe, funktioniert es anders. Da wäre es wichtiger, dass die Dresdner insgesamt (inkl. Herr Lohmeyer) in den sozialen Netzen ein positives Image ihrer Stadt transportieren.

  • Ralf Lippold
    Februar 11, 2010

    Es ist weniger die Frage, ob die DMG mächtige Anstrengungen für die Kommunikation via Twitter, Facebook oder ähnlichem unternehmen muss. Entscheidend ist, dass ein dialog-orientierter Kommunikationskanal (insbesondere Twitter) für potentielle Besuchern Dresdens, Bürgern und Freunden Dresden besteht. Dass sich direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch (auch virtuell) auszahlt, zeigen erfolgreiche Beispiele aus anderen Ländern ;-) Lassen wir die interessierten Bürger Dresdens gemeinsam mit der DMG und der Stadt Dresden eine neue Ära der Stadtkommunikation aufmachen :-)

  • owy
    Februar 11, 2010

    @unpolite: Gut argumentiert. Die Hinweise auf Karteileichen und vor allem die kurze Amtszeit und das niedrige Budget von Frau Bunge sind sicherlich richtig. Wobei: Selbst wenn von 28 Mio die Hälfte oder drüber Karteileichen sind, wäre das immer noch eine beachtliche Zahl von potentiellen Nutzern, die man erreichen könnte.

    Die Web-2.0-Aktivitäten nur den Bürgern und Nutzern zu überlassen, ist deutlich zu kurz gegriffen. Selbst, wenn das zu vermarktende Produkt spitze ist, muss es ja trotzdem noch unter die Leute gebracht werden. Sonst bräuchte man ja auch eigentlich gar kein Marketing mehr machen, oder?

    Der Reiz von Web-2.0-Aktivitäten ist ja, dass hier - zumindest theoretisch - mit sehr geringen Mitteln sehr große Wirkung zu erreichen wäre. Es bedarf allerdings einiges an Fingerspitzengefühl, die Netzgemeinde ist mäckelig und kann sehr fies sein. Und richtig: Nur einen Facebook- oder Twitter-Account einzurichten und auf diesem Wege einseitig Informationen rauszupusten, würde der Sache sicherlich nicht weiterhelfen.

    Wie wäre es, eine experimentelle Facebook-Seite einzurichten und dort mit den Bürgern und potentiellen Besuchern über die Möglichkeiten des Stadtmarketing im Netz zu diskutieren. Da könnte man ja schon mal das bündeln und diskutieren, was es im Netz gibt - die Leute, die hier kommentieren etwa oder die Ideen, die sich bei banq.de sammeln: http://www.banq.de/kolumne.php

  • kapetanios
    Februar 11, 2010

    Wenn 2010 erst noch diskutiert werden muss, ob die Nutzer sozialer Netze eine relevante Zielgruppe darstellen, Finanzierungen geprüft und Fördermittel beantragt werden müssen, dann kann ich mir bereits ausmalen, dass ein künftiger Twitteraccount 2 Tage Reaktionszeit für Feedback braucht (und das auch nur werktags), der Blog mit Pressemitteilungen befüllt wird und die Facebook-Seite nach 6 Monaten mangels Content wieder vom Netz geht.

    Lohmeyer hat natürlich recht (auch wenn seine Initiative überraschend spät kommt), aber wenn es keine natürlich Neigung zum sozialen Netzwerken seitens DMG gibt, dann sollte man es gleich lassen. Bloß keinen Praktikanten oder externen Dienstleister damit beschäftigen, die für jeden Tweet eine Freigabe brauchen...

  • Johannes Lohmeyer
    Februar 11, 2010

    @unpolite Ich für meinen Teil könnte auf die Plakatkampagne gut und gerne verzichten - zumal man alleine schon aufgrund des veranschlagten Budgets ein Fragezeichen dahinter machen sollte (es müsste noch eine Null hintendrangehängt werden, um sie richtig umzusetzen). Dass die ganze Kampagne beliebig ist, ist dabei mein ganz persönlicher Geschmack. Dass sie aber gänzlich ungeeignet ist, neue Zielgruppen zu erschließen, darüber ist sich ein Großteil unserer Zunft einig.
    Nicht ganz nachvollziehen kann ich Ihren Hinweis, ich hätte dies "intern" mit Herrn Hilbert oder der DMG klären sollen. Was ist falsch daran, das Stadtmarketing möglichst breit und öffentlich zu diskutieren? Das passiert noch viel zu wenig, und es wäre sehr hilfreich, wenn diese Diskussion auch außerhalb der Tourismuswirtschaft stattfinden würde.
    Und dass 6 Monate zu kurz seien, zu beurteilen, ob sich etwas in die richtige Richtung bzw. überhaupt bewegt, ist sicherlich eine Meinung unter mehreren...

  • Ralf Lippold
    Februar 12, 2010

    Wenn Tools nichts kosten und von Kunden genutzt werden (insbesondere den ausländischen :-)), dann ist eine Öffnung der Kommunikationskanäle sinnvoll. Dass damit selbstverständlich eine Mehrbelastung verbunden ist, auch unvermeidlich. Dafür gibt es passionierte Dresdner, die sich in diesem neuen "Kommunikationsteich" wohlfühlen und auch in den "großen Gewässern" der Gespräche über Ländergrenzen hinweg sich bereits auskennen. Ich nehme an, dies ist auch für Vertreter von DMG, Stadt Dresden und anderen Unternehmen der Region (die ja quasi "Botschafter" eines weltoffenen Dresdens sind) nicht uninteressant, oder? Lesen hier Vertreter der genannten Institutionen mit?

  • RalfLippold
    Februar 14, 2010

    Deutschland spielt generell noch keine große Rolle bei Twitter (und auch anderen Medien des Internets):

    http://businessontwitter.co.uk/twitter/2010/02/twitter-goes-international-–-does-it-have-a-chance/

    Zeit für den Wandel - alles fängt irgendwie mal sehr sehr klein an;-) Pflanzen, Menschen, Tiere und auch neue Technologien

  • Marc Nölle
    Februar 15, 2010

    Auf dieses Thema sollte nicht nur technisch geblickt werden: Die Kritik des Herrn Lohmeyer in Bezug auf den Internetauftritt der Destinationen Dresden scheint grundsätzlich berechtigt. Und es ist wohl auch richtig, diese Kritik an die im letzten Jahr gegründete Dresden Marketing Gesellschaft (DMG) zu richten. In einem Artikel der DNN vom 12.02.2010 wehrt sich die Geschäftsführerin Dr. Bettina Bunge gegen die Kritik: „Bevor diese Strategie jedoch erarbeitet werden könne, müssten Zuständigkeiten, erforderliche Budgets sowie personelle Ressourcen geklärt werden“. In seinem Blog (http://www.johanneslohmeyer.de/?p=528) kritisiert Herr Lohmeyer aber nicht ausschließlich den Internetauftritt, sondern u. a. die Tatsache, dass die neue DMG Geschäftsführerin wohl 20 Tsd. € städtischer Mittel für einen Tisch im Rahmen des Semper-Opernballs aufbringen konnte, für die Neuausrichtung des Internetauftritts aber angeblich die Mittel fehlen. Die Frage, welchen Mehrwert ein Tisch beim Semper-Opernball für das Dresden-Marketing hat, der 20 Tsd. € gekostet haben soll, ist mehr als berechtigt! Was kostet im Vergleich eine Verbesserung des Internetauftritts der Stadt Dresden, die dem Dresden-Marketing nachweislich nutzen würde? Hier sollten einfach mal die Zahlen gegenüber gestellt werden! Herr Knüpfer als Geschäftsführer der Dresden Tourismus Gesellschaft (DTG) hat zeitnah Stellung bezogen. Was sagt Frau Dr. Bunge zum Thema? Es wurde in Dresden seinerzeit die schlechte Arbeit der Dresden Werbung und Tourismus GmbH (DWT) beklagt und die Tatsache, dass es eine Vielzahl von Vereinen und parallel arbeitenden Institutionen gab. Die DWT ist liquidiert (viele Mitarbeiter haben ihren Job verloren), entstanden sind (bis dato) die Nachfolgeinstitution Dresden Marketing Gesellschaft (DMG), die Dresden Tourismus Gesellschaft (DTG), die Dresden Event Gesellschaft (DEG)! Z .Zt. sieht es danach aus, dass es zwar weniger Vereine gibt, die GmbH-Gründungen in der Branche aber zunehmen. Mehrwert? Derzeit erkennbar ist vor allem, dass es einen vermehrten Abstimmungsbedarf gibt und Budgetzuständigkeiten geklärt werden müssen, was die Zeitachse der Umsetzung streckt. Der Ruf nach Förderung könnte problematisch werden, wo doch die Landesregierung gerade mitgeteilt hat, dass die Tourismusförderung gekürzt werden soll. Sofern die Umsetzung und Finanzierung dann geklärt ist, sollten die Verantwortlichen nochmals den Artikel von Claudia Lord (BILD, Dresden, 22.12.2009) beherzigen „Mir gönn Säggsch, aber keen Englisch“! Man darf in der Tat gespannt sein, wie sich die Dinge in Dresden weiterentwickeln werden. Gespannt sein darf man auch auf das mehrfach versprochene, ganzheitliche Marketingkonzept von Seiten der Geschäftsführerin der DMG, Frau Dr. Bunge, das die Themenbereiche Wirtschaft, Wissenschaft, MICE, Tourismus, Kultur etc. gleichberechtig umfassen und abdecken sollte. Und was ist mit dem Auftrag, Dresden als Marke zu entwickeln? Wann werden die Kompetenzen der DMG in Bezug auf die Themen Marke, Standortmarketing, Wissenschaftsmarkting, Regionalmarketing, Kongressmarketing, Kulturmarketing etc. eingefordert? Verfügt Frau Dr. Bunge in diesen Bereichen über das erforderliche KnowHow und die entsprechende Berufserfahrung oder liegt ihr Schwerpunkt nicht doch eher ausschließlich im Bereich Tourismusmarketing. Ihre Vita lässt darauf schließen, dass ihre Kompetenz primär den zuletzt genannten Bereich abdeckt. Die von der DMG gerade vorgestellten Themenjahre (http://www.dresden.de/media/pdf/dwt/100129_Praesentation_DMG.pdf),m. W. eine Erfindung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), sind ein probates Mittel in der Tourismuswerbung. Für die Markenentwicklung und -schärfung ist das eher hinderlich. Bisher betreibt die DMG primär Tourismuswerbung (kein Marketing!), eine Aufgabe, die sie parallel mit der Dresdner DTG verfolgt.- Dresden ist eine wunderbare Stadt – es wäre schade, wenn eine optimale Vermarktung der Region Dresden an Eitelkeiten und Kompetenzdefiziten scheitert!

  • Sebastian
    Februar 16, 2010

    Ich freu mich natürlich sehr, wenn das Thema endlich auch "öffentlich" und nicht nur in der Subkultur oder in verschlossenen Amtszimmern diskutiert wird. Dennoch muss auch in etwas auf die Bremse drücken!

    Erstens ist die Herangehensweise von Herrn Lohmeyer natürlich sehr forsch. Er veröffentlich den Beitrag z.B. in seinem FDP gebrandeten Blog, bringt aber meiner Meinung eher eine berufliche und private Intention mit zu diesem Thema als eine parteipolitische! Das gar nicht so sehr als Kritik als vielmehr als ein Zeichen dafür, wo im web2.0 eben auch Probleme auftreten können, denn einfach 3 Leuten ein Twitter-Konto oder ein Blog einzurichten, damit ist es bei solch komplexen Strukturen wie der Dresdner Stadtverwaltung ja nun wirklich nicht getan. Diese Leute müssen geschult werden, denn sonst wendet sich das alles ganz schnell ins Gegenteil und Formulierungen eines Mitarbeiters der Stadt auf Twitter über ein offizieles Konto führen zu Aussagen wie: „Stadt Dresden sagt dies und jenes“.

    Mich würde interessieren, ob Herr Lohmeyer mehr als einem seiner Mitarbeiter zutraut, den Twitter-account eines Hotels zu pflegen...

    Bei der Umsetzung von Twitter- oder Facebook Accounts für Städte und Gemeinden trifft das gleiche zu wie bei Großunternehmen: Die Kompetenzvergabe ist kompliziert und hochbürokratisch, teuer und widersprüchlich, da beides von Aktualität lebt und diese dank der notwendigen Freigaben von Abteilungen bis hin zum Betriebsrat kaum gewährleistet sein dürften. Einfach nur präsent zu sein dagegen bringt nichts.

    Ich kenne ein Beispiel, in dem ein Mitarbeiter einer Kleinstadt (25.000 EW) den Twitteraccount pflegt und 95% der Tweets sind sachliche und wertvolle Meldungen aus den Reihen der Stadt, die allerbesten Bürgerservice bedeuten (also sehr gutes Marketing - natürlich keine Tourismuswerbung), 5% sind dagegen Eigenwerbung für seine Band :-)

    Auch das Thema Übersetzungen sehe ich kritisch:

    Eine Website zu übersetzen kostet wesentlich (!) mehr, als nur die einmalige Übersetzung selbst. Finde ich nämlich in Japan eine Website auf Deutsch, dann schreibe ich das Unternehmen (oder die Stadt) auch auf deutsch an! Sprich: Es muss im Zweifel auch jemand in der Lage sein, derartige Anfragen zu beantworten.

    Außerdem ist das viel wichtigere Ziel einer Website, permanent aktuell zu sein, als für jeden lesbar! Wir dürfen auch nicht immer von uns ausgehen: Der Japaner, der Dresden besuchen möchte, wird garantiert ein sehr gutes Englisch sprechen.

    Aber: Mehrsprachigkeit ist ein absolute Muss, ein Beispiel für eine interaktive und lebendige Lösung habe ich ja in meiner letzten Kolumne skizziert – ich denke halt, dass die Stadt eher zu Lernzwecken einzelne Projekte und Kampagnen anschieben sollte und vor allem – Peter, da nimmst Du mir die Worte aus dem Mund – ihre eigene Arbeit durch web2.0 Elemente transparenter zu gestalten. Es gibt eine Marketing-Taskforce, es gibt neue GmbHs, aber was die den ganzen Tag so tun, wer dort arbeitet und wie tickt, was dort ausgeheckt wird: Das lese ich ausschließlich in Pressemitteilungen und immer erst dann, wenn es „zu spät“ ist. Warum nicht einmal alle Dresdner Twitterer einen offiziellen Slogan aus drei Vorgaben auswählen lassen, warum nicht im Vorfeld sogar Vorschläge im web2.0 sammeln. Ein Blog der Dresden Marketing GmbH (über ein eigene Domain) halte ich für eine nahezu verdammt Pflicht!

    Weiteres Beispiel für eine Kampagnenmöglichkeit, die nicht verlang, daß plötzlich 20 Social Media Consultants wie ich in der Verwaltung einfallen und alles kurz und klein (also auf ca. 140 Zeichen) hacken: Die Stadt holt die deutsche Bahn ins Boot und jeder Dresdner Facebookuser kann über eine Applikation einen seiner Kontakte aus Deutschland einladen, für 50,- Euro erster Klasse nach Dresden und zurück zu fahren! Das geht schnell, da kann nicht viel schief gehen, da wird Facebook perfekt genutz, man hat eine sich selbst aktuell haltende Applikation und generiert Kontakte für weitere Kampagnen auf Facebook UND Besucher für die Stadt!

    Und zu guter letzt noch folgender Vorschlag:

    Warum holt der Presseclub nicht einmal im Monat einen Fach-Blogger nach Dresden, der hier über sein jeweiliges Fachthema referiert. Die Stadt zahlt ihm eine Unterkunft und die Anreise, der Presseclub ein gutes Honorar. Könnte sich rum sprechen! Im web2.0

  • Johannes Lohmeyer
    Februar 16, 2010

    Hallo Herr Schwerk,
    ich betrachte Ihre Feststellung einer "forschen" Herangehensweise mal als Lob. Allerdings ist es falsch, dass hier parteipolitische und berufliche Interessen vermengt werden. Wir betreiben Tagungs- und Geschäftsreisehotels, die nur marginal vom Tourismus leben.
    Auch ist das Stadtmarketing weit mehr als Touristen anzulocken.

    Die Idee mit der Bahn ist brilliant...ich leite sie gleich mal weiter...

    Grüße JL

  • Sebastian
    Februar 16, 2010

    Herr Lohmeyer,

    verstünde ich "forsch" nicht als Lob, so würde ich mir aber ganz schön in den eigenen Hintern beißen :-)

  • Kurt
    Februar 17, 2010

    Also was die Gefahr betrifft, daß aus dem Rathaus Kontraproduktives zu hören sein könnte, kann ich Sebastian beruhigen. Das hat der Nachfolger von Herrn Berghofer in seiner ersten Amtsperiode schon durchexerziert. In der zweiten Amtszeit wurde ihm dann ein exzellenter Pressesprecher an die Seite gestellt, und dann hatten wir nichts mehr zu lachen. Jedenfalls, was die Äußerungen des OB betraf. Zum Glück gibt es ja noch den Stadtrat.
    Ansonsten halte ich es für nicht ausgeschlossen, daß die Marketingstrategie von Dresden gleichzeitig das Motto des Stadtfestes ist. :-)

  • Sebastian
    Februar 20, 2010

    Im aktuellen Newsletter der Stadt Dresden wird auf die "15. Elbwiesenreinigung am 27. März 2010" hingewiesen.

    Ein perfektes Beispiel dafür, wieso sich die Stadt unbedingt mit dem Thema Web2.0 auseinandersetzen sollte, denn nirgendwo sonst kann man wohl freiwiliige Teilnehmer besser "rekrutieren", informieren, motivieren und auf Empfehlungen der Kontakte untereinander hoffen wir in sozialen Netzwerken wir Facebook oder MeinVZ.

    Gleichzeitig könnte dort ein Dialog entstehen, was sich die (jungen) Bürger der Stadt für die Elbwiesen wünschen, es könnten dort direkt die offiziellen Grillplätze über eine Applikation angemietet werden, es könnte diskutiert werden, wie man den Fahrradrasern beibringen kann, mehr an Kleinkinder zu denken, es könnten Sehenswürdigkeiten entlang der Elbwiesen vorgestellt werden und und und..

    Stattdessen ist es allerdinsg so, daß das web2.0 so wenig verstanden wird, daß Blogger nicht einmal Pressemitteilungen erhalten sondern sich den Newsleter der Stadt Dresden abonnieren müssen.......

  • Sebastian
    März 2, 2010

    Web2.0 Beauftrage braucht die Stadt! Und braucht auch Dynamo Dresden. Deutlicher kann es nicht werden als im aktuellen Stadionstreit, wo sich Gerüchte, Mythen, Beleidigungen unter anderem deshalb Bahn brechen können, weil man 1. auf SZ-Online nicht kommentieren kann und zweitens weder von Vereinsseite noch von Seiten der Stadt offizielle Stellungnahmen dort oder in den einschlägigen sozialen Netzwerken und Foren zu erwarten sind, die auch den Dialog führen und somit über eine Einbahn-Pressemitteilung hinaus gehen. Nicht einmal in der vermeintlichen Hochburg potentieller regionaler Sponsoren (XING) hat sich zum Sachverhalt ein einziger Mitarbeiter Dynamos oder der Stadt geäußert. Dort muss dann erst der ehemalige Fanbeauftrage Robert Pohl in seiner Freizeit die vielen Fragen sachlich erläutern und wirft so ein ganz neues Licht auf die Situation, die den verein in einem viel besseren Licht erscheinen lässt!

    Könnte diese Form des Dialogs mit Fans, Pressevertretern, Politikern, Wählern, Sponsoren, Neugierigen permanent ermöglicht werden, dann würden wir auch nicht dauernd vom Hooliganclub reden!

  • Kurt
    März 3, 2010

    Die Stadt hat für sowas kein Geld, Sebastian. Die hat erstmal 12000,- € für die Fortführung des "coloradios" bezahlt. Die Verbreitung von grüner und linker Agitation und Propaganda ist eben wichtiger als eine gepflegte web2.0-Strategie oder ein Sportklub mit reger Nachwuchsarbeit.

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