Lobby-Verband für die Unterschätzten: AG Animationsfilm gegründet

Annegret Richter (li.) präsentiert den neuen Vorstand der AG Animationsfilm

Diesen Donnerstag (20.10.2011) um 18:22 Uhr wurde im Rahmen des DOK Leipzig die Arbeitsgemeinschaft Animationsfilm aus der Taufe gehoben, als das letzte von neun Vorstandsmitgliedern einstimmig in seinem zukünftigen Amt bestätigt wurde. Ein Interview mit der Mit-Initiatorin Annegret Richter über Ziele und Notwendigkeiten der deutschlandweit agierenden AG.

Flurfunk Dresden: Frau Richter, wie kann man denn die Situation des deutschen Animationsfilms derzeit beschreiben?
Annegret Richter: Die Strukturen der deutschen Animationsbranche sind relativ schlecht, wir haben hier eine sehr desolate Situation. Die Chancen für Produzenten und Filmemacher ihre Werke gerade im Bereich der künstlerischen Animation in irgendeiner Weise ans Publikum zu bringen, ist schwierig bis nahezu aussichtslos. Aber auch für die kommerziellen Produzenten wird es immer schwieriger - das deutsche Fernsehen hat, außer im Bereich des Kinderanimationsfilms, kaum noch Sendeplatz für dieses Genre. Somit krankt die deutsche Animationsbranche zwar nicht an der Qualität und an den Talenten, aber an den vorhandenen Strukturen.

Flurfunk Dresden: Was sind nun die Kernziele der AG Animationsfilm und vor allen: Was kann sie, dass andere Vereine bis jetzt nicht geschafft haben?
Richter: Bisher gibt es noch keinen Verein, der als Berufsverband der Animationsfilmemacher agiert, also die Leute über Inhalte und politische Ziele miteinander vereint. Es geht hier um Produzenten und Filmemacher jeder Art, die bisher nicht die Chance hatten, sich auch politisch mit einer Stimmer zu Wort zu melden. Dementsprechend ist die Animation eben jahrelang bei vielen Debatten außenvorgelassen worden. Jetzt hat die Animationsbranche in all ihren Facetten hoffentlich einen Ansprechpartner und auch ein Netzwerk, um genau diese Lücke zu füllen.

Flurfunk Dresden: Mit der Neugründung der AG haben Sie auch gleichzeitig Kritik an den schon bestehenden Vereinen geübt. Warum eine Neugründung, anstatt mit den vorhandenen Strukturen zu arbeiten?

Das frisch gewählte Vorstandsmitglied Marion Heinßen (li.) und ein weiterer Mitstreiter in Sachen Animation unterschreiben die Vereinssatzung.

Richter: Die bestehenden Strukturen waren einfach nicht als Lobby-Verband für die Animationsfilmer geeignet. Mit dem Produzentenverband, dem Illustratoren-Verband oder der AG Kurzfilm gibt es zwar Vereine, die ähnliche Ziele verfolgen, die allerdings in keinem Fall die Bandbreite der Animationsbranche abdecken können. Deswegen war es jetzt notwendig, dass es eine Arbeitsgemeinschaft Animationsfilm gibt, um der Vielfalt der Animationsfilmemacher die Stimme zu geben, die sie brauchen.

Flurfunk Dresden: Wie soll die Arbeit der AG aussehen? Was sind die konkreten Ziele für die nächsten Monate?
Richter: Konkrete Ziele gibt es noch nicht, aber es wurde sich bereits darüber geeinigt, was in der nächsten Zeit unbedingt getan werden muss. Das ist vor allen Dingen natürlich einen Webauftritt zu gestalten, als Plattform um auch nach außen präsent zu werden. Außerdem muss sich zunächst der Vorstand zusammenfinden und die ausstehenden Posten - Vorsitz, stellvertretender Vorsitz und so fort - vergeben. Dann sehen wir auch schon die Notwendigkeit aktiv zu werden bei der Novellierung des Filmförderungsgesetzes, für das bereits im März kommenden Jahres ein Vorschlag des Beauftragten für Kultur und Medien vorliegen soll. Da müssen wir jetzt schnell agieren, wenn wir als neugegründeter Verein wirklich mitreden wollen. Das heißt jetzt geht die Lobbyarbeit schon richtig los. Andere Pläne richten sich aber auch darauf, das Genre bekannter zu machen. Indem wir etwa in Werkschauen Filme zeigen, die sonst so nirgends gespielt werden würden.

Flurfunk Dresden: Mit welchen Geldern wird diese Arbeit der AG finanziert und unterstützt?
Richter: Einerseits wird es natürlich eine Aufnahme- und Mitgliedsgebühr zur Grundfinanzierung des Vereins geben. Das umfasst die Basisarbeit der Arbeitsgemeinschaft, also die Betreuung der Mitglieder und der Website oder das Pflegen der Datenbank. Auf der anderen Seite geht es dann darum, Projektgelder zu beantragen. Das wird dann Aufgabe des Vorstandes und der Mitglieder sein, zu überlegen, wie man sich so etablieren kann, dass man auch dauerhaft arbeitsfähig ist.

Flurfunk Dresden: Frau Richter, vielen Dank für das Interview.

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