Das Medienjahr 2011 im Rückblick, zweiter Teil

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Flurfunk Dresden als Hollywood-Schriftzug - Nomimago macht

Liebe Leser,

wir von Flurfunk Dresden wünschen Ihnen ein gesundes frohes neues Jahr! Haben Sie das alte gut überstanden und verdaut? Schon alles wieder vergessen?

Es ist viel passiert im Dresdner Medienjahr 2011. Nachdem wir schon vor Silvester unsere Zahlenkolonnen durchforstet und im ersten Teil unseres Rückblicks die 20 meistgeklickten Beiträge 2011 veröffentlicht haben, widmen wir uns in diesem Beitrag der subjektiven Rückschau auf das Dresdner Medienjahr 2011. Wobei, da fängt es schon an: Fast könnte es "sächsisches Medienjahr" heißen, so viele Themen, wie es dieses Jahr aus Leipzig ins Blog geschafft haben.

Im Rückblick fällt auf: 2011 war das Jahr der Briefeschreiberei. Die Freien Mitarbeiter schreiben Reiter (28.1.2011), Leipziger Journalistik-Absolventen schreiben offenen Brief (23.1.2011), Bauer ("Bravo") schreibt Schulleitern (9.4.2011), Reiter schreibt Peters (31.8.2011), Peters schreibt Reiter (4.9.2011), die MDR-Belegschaft schreibt den Rundfunkräten (16.9.2011), der DJV schreibt Rundfunkräten (22.9.2011)...

Aus der Flurfunk-Innensicht sind zwei weitere Tendenzen erwähnenswert: Blickt man einmal über die mehr als 300 Beiträge, die wir 2011 hier veröffentlicht haben, fällt auf, dass zwei Rubriken erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Die "Chefetage", in der wir zunehmend - und durchaus immer mal wieder auch exklusiv - relevante Personal-Meldungen aus der sächsischen Medienlandschaft veröffentlichen. Das wollen wir gern ausbauen - unterstützen Sie uns bitte dabei!

Von großer Bedeutung für Zugriffszahlen wie auch Resonanz ist außerdem die Rubrik "Flurschelte" geworden, in der wir nicht oft, dann aber meist etwas zugespitzter das eine oder andere Medien-Malheur dokumentiert haben (aus unserer bescheidenen Sicht, versteht sich).

An dieser Stelle sei einmal erwähnt: Alleine wäre das nicht zu schaffen. Deshalb hier einen ganz herzlichen Dank vor allem an die Kollegin Nicole Kirchner, ohne deren tatkräftiges Zutun die Rubrik nur halb so viel Spaß machen würde! Mein Lieblings-Blogeintrag-Anfang 2011 ist ja immer noch der hier:

"Um böswilligen Kommentaren zu diesem Artikel gleich entgegenzuwirken – die körperlich zu kurz geratene Ex-Chefredakteurin Nicole Kirchner schreibt diese Zeilen nicht aus persönlichem Frust, sondern weil Freunde über Facebook die Geschichte an uns herangetragen haben. Wie folgt: ..."

Ja, das musste einfach mal klargestellt werden, wie man auch den Kommentaren dieser und der vorherigen Geschichte sehen kann!

Überhaupt, Stichwort Kommentare: Dankeschön dafür! Wobei wir ja feststellen müssen, dass die wenigsten schriftlich im Blog aufschlagen. Es ist wie immer im Journalismus: Die besten Geschichten kann man nicht schreiben.

Übrigens, nochmal und gern immer wieder betont: Wir setzen uns gern mit sachlicher Kritik auseinander. Wir korrigieren uns auch, wenn wir falsch liegen. Und, uns auch ganz wichtig: Man kann uns auch wütend anrufen und bitten, den Inhalt des Anrufes nicht zu verwenden. Haben Sie keine Angst mit uns Kontakt aufzunehmen - es geht uns um eine korrekte Berichterstattung.

Nun genug der Vor-Worte, jetzt mal los:

Das Dresdner Medienjahr 2011

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Januar

Sorgte für Erheiterung: der neue Arbeitsdress des MyMobai-Chefs (der Mann in neongrün)

Gleich zum Jahresanfang gab es mal einen richtigen Medien-Knaller (!): Tumultartige Zustände am Ende einer Mega-Sause zum Jahreswechsel, dokumentiert über eine ganze Reihe von Facebook-Kommentaren und auch einem Youtube-Video führte gleich zum Jahresanfang dazu, dass wir uns die Frage stellten: "Megasilvester in Dresden: Wie steht es eigentlich um die Party-Presse in Dresden?" Das Ende der Welt soll ja erst 2012 kommen, das "Ende des Journalismus - wie wir ihn kennen" hatte Prof. Wolfgang Donsbach bereits im Januar 2011 beschrieben: Hintergrund für seinen Kommentar war die "DNN"-Berichterstattung über die Personalsituation im Büro der Oberbürgermeisterin Helma Orosz, bebildert mit dem "Orosz-Virus". Die Geschichte erscheint heute nochmal in völlig anderem Licht, wenn man von der Erkrankung der Oberbürgermeisterin weiß.

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Januar 2011:

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Februar

Der 19. Februar 2011 sorgte mit dem Naziaufmarsch bundesweit für negative Schlagzeilen über Dresden. Bei Flurfunk-Dresden war die Begleitung des Tages in den Dresdner Medien großes Thema - die am Ende zu dem Kommentar "Echtzeit? Beim MDR ein Fremdwort" führte. Wir sind gespannt, wie sich das dieses Jahr entwickelt. Wie wenig man sich bei den sächsischen Medien manchmal mit Agenturstücken beschäftigt - oder alternativ: wie wenig man über soziale Netzwerke wirklich weiß, zeigte eindrucksvoll diese Geschichte: "Anmerkungen zum dpa-Text: 'Sachsen Städte erobern soziale Netzwerke'". Für noch mehr Verwunderung sorgte bei uns aber diese Geschichte: "Apollo Radio: Änderungen in der Geschäftsführung, Umzug nach Dresden". Eine Exklusiv-Meldung über eine grundlegende Veränderung der Radio-Landschaft - und null Resonanz? Keine Kommentare, kaum Zugriffszahlen? Hoffentlich liegt es an der Reichweite von Apollo und nicht an unserer...

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Febuar 2011:

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März

Missglückte Raddatz-Werbung mit Reichweite

Wer konnte im März 2011 schon ahnen, dass sich das Personalkarussell beim MDR dieses Jahr noch kräftig drehen würde? Den Anfang machte Stefan Raue, der als trimedialer Chefredakteur angekündigt wurde (hier unsere Hintergrundeinschätzung zu der Personalie). Die Werbung, die die Bäckerei Raddatz im März unter die Leute brachte, wird sie wohl nicht so schnell wieder vergessen - bundesweit machten sich die Medien über den "Schoko-Traum" lustig. Ein schönes Beispiel dafür, wie schnell sich so eine Geschichte aus dem Netz wie ein Lauffeuer verbreiten kann (auch wenn einige Dresdner Medien noch üben müssen, die Quellen für ihre Inspiration auch zu nennen). Zum Glück war die Backerei Raddatz nicht nachtragend - im Gegenteil: zur 1. WSEN-Party im Juni sponserte sie uns eine wirklich leckere Torte.

Weitere erwähnenswerte Geschichten im März 2011:

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April

Lange hatte Jochen Wolff seinen Abschied als Chefredakteur von der "SUPERillu" angekündigt, im April 2011 war es dann soweit: Robert Schneider ist der neue Chefredakteur. Seit neun Monaten ist Schneider nun im Amt - sowohl inhaltlich als auch optisch sieht man deutlich, dass sich unter seiner Leitung das Blatt verändert. Gefällt uns! Für allgemeine Erheiterung und eine Erwähnung von Flurfunk Dresden in der "BILD Dresden" sorgte die App der "Sächsischen Zeitung": Nicht die eigenen Inhalte schickte das größte Zeitungshaus am Platze zuerst auf die Smartphones, nein: Traueranzeigen ("Sächsische Zeitung: SZ-Trauer jetzt als App für iPhone und iPad").

Weitere erwähnenswerte Geschichten im April 2011:

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Mai

Den einsamen Rekord von sage und schreibe 343 "Gefällt mir"-Klicks bei Facebook brachte uns eine kleine verbale Auseinandersetzung im selbigen Netzwerk ein: "Hartung vs. Lohmeyer: Journalist verklagt FDP-Chef wegen Facebook-Kommentaren" titelten wir ganz boulevardesk und schafften es prompt in zwei Totholz-Medien ("BILD Dresden" und "DNN"). Inzwischen, so heißt es, ist die Geschichte vom Tisch - man einigte sich, wohl auf Vorschlag des Richters und ohne Urteilsspruch. Der eigentliche Paukenschlag des Jahres kam wenige Tage später: Am 26. Mai 2011 erklärte MDR-Intendant Udo Reiter seinen vorzeitigen Rücktritt. Doch nicht der MDR hatte im Mai 2011 Großes zu verkünden, auch wir von Flurfunk Dresden: Mit "WIR SPINNEN EIN NETZWERK (WSEN) – 7.6.2011, 19 Uhr, Lingnerterrassen" machten wir unsere Leser auf unsere erste eigene Party neugierig!

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Juni

Getwitterter WSEN-Wortwechsel

Das hätten wir in dieser Dimension dann aber selbst nicht erwartet: Die erste WSEN-Party auf den Lingnerterrassen entpuppte sich als voller Erfolg (Und ja, bevor die Frage kommt: die WSEN-Party geht 2012 weiter. Mehr dazu gibt's zeitnah hier im Blog und auf www.wirspinnen.de zu lesen). Der Reiter-Rücktritt und die spannende Frage der Nachfolge - die kitzelte auch uns. Ein Leserkommentar forderte uns auf, mal in die Spur zu gehen - was wir gleich mal mit einem journalistischen Experiment verknüpften: Kurzerhand setzten wir das FlurfunkWiki zur Indendanten-Wahl auf. Das war ganz schön viel Arbeit - hat aber jede Menge Spaß gemacht. Eine schriftliche Auswertung des Wiki-Experiments liegt schon seit einigen Wochen auf der Artikel-Halde und warte nur darauf, noch etwas Feinschliff zu erfahren - folgt also auch demnächst.

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Juni 2011:

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Juli

Wir versuchen zwar immer aktuell und schnell zu sein, wenn es neue Mediengeschichten in Sachsen gibt - immer funktioniert das aber leider nicht. Die Geschichte über die teuren Medien-Schulungen des sächsischen Regierungssprechers Johann Adolf Cohausz ging uns schlicht durch die Lappen - wir hatten das Internet nicht mit in den Urlaub genommen. Dazu kam, wie so oft, dass wir manchmal auch ganz profan mit Geld verdienen beschäftigt sind. Dabei kamen gerade da im Juli durchaus vorzeigbare Sachen bei unserer "richtigen Arbeit" raus! Einmal unsere Studie: SWAI-Benchmark 2011: Bund und Länder scheuen den Dialog im Social Web und dann das Buch zum Blog: "Medien in Sachsen".

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Juli 2011:

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August

Ein Buch-Such-Bild!

Die Kirchner-Keule schlug (mal wieder) im August zu: Das Hochglanz-Magazin "Prinz", für das die Kollegin Kirchner und ich jeweils mal als lokaler Redaktionsleiter tätig waren, erfand sich endgültig aus der öffentlichen Wahrnehmung neu. Kollegin Kirchner titelte: "Zurück zur Belanglosigkeit". Derweil wuchs das IntendantenWiki Seite um Seite - u.a. um die Vorstellung der einzelnen Verwaltungsratsmitglieder, die bei der Auswahl des ersten Intendanten-Kandidaten eine ziemlich traurige Rolle spielten. Die Quintessenz unserer Recherchen zu dem Gremium mündeten im Flurfunk-Text: "Die 'Königsmacher': die sieben Mitglieder des MDR-Verwaltungsrats".

Weitere erwähnenswerte Geschichten im August 2011:

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September

Den September hätte man auch locker in "MDR-Monat" umbenennen können - für den 26. war die Wahl von "LVZ"-Chefredakteur Bernd Hilder angesetzt. Fast täglich gab es verlinkenswerte Zeitungsgeschichten zur Rundfunkanstalt - darunter auch viele falsche Spekulationen. Ich hatte ja mit dem Gedanken gespielt, mich zum Wahltermin mit Camping-Tisch und einigen Medien-Journalistenkollegen live-bloggend vor der Sendeanstalt niederzulassen. Am Ende verfasste ich den Blogeintrag "Intendantenwahl: Bernd Hilder durchgefallen" aber dann doch live aus einem Seminar in Meißen zum Thema Web 2.0 heraus - sozusagen eine echte Blog-Vorführung. Und, der Hinweis sei erlaubt: Bei Hilder war der Flurfunk gleich schnell zur ersten Agenturmeldung, bei der finalen Wahl von Karola Wille sogar schneller (und nein, wir haben nicht mit dem Laptop unter dem Wahltisch gesessen - aber danke für das Lob, Martin!).

Weitere erwähnenswerte Geschichten im September 2011:

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Oktober

Mit der Wahl von Karola Wille am 23.10.2011 endete (endlich) das große MDR-Thema des Jahres - zumindest vorläuft. Zeit also, sich wieder auf Dresden zu konzentrieren - und da hatten wir das Glück der Tüchtigen, den neuen MDR-Landesfunkhaus-Chef Sandro Viroli exklusiv zum Interview zu bekommen. Wobei die Exklusivität nur begrenzt hielt: Veröffentlicht am Freitagnachmittag, überraschte mich doch sehr, das fast komplette Interview am folgenden Tag in der "DNN" lesen zu dürfen - durchaus mit dem Absender Flurfunk Dresden und Autorennennung gekennzeichnet. Wie sich später rausstellte, hatte man in der Produktionshektik vergessen, uns zu fragen... Kommt bestimmt nicht wieder vor.

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Oktober 2011:

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November

Die Preisträger des Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2011/Fernsehen

Anfang November erblickte Ottokar, das BildungsBlog für Dresden als neues Angebot von stawowy media das Licht der Öffentlichkeit. Gehören Sie schon zu den regelmäßigen Lesern? Für reichlich Klicks und wenig gute Laune sorgten unsere Geschichten: "Die 'Sächsische Zeitung' spart: Neujahrsempfang und 'PluSZ' gestrichen" und "Das seltsame Anzeigen-Einmaleins bei der 'Leipziger Volkszeitung'". Beide Texte schafften es noch in die Top-2o meistgeklickten Beiträge des Jahres. Die Meldung der "BILD Leipzig", dass "Dirk Birgel ('DNN') neuer 'LVZ'-Chefredakteur" werden solle, konnten wir nach unseren Recherchen nur mit Fragezeichen bringen. Richtig Spaß trotz reichlich Stress brachte uns das Experiment, ein Live-Blog vom Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2011/Fernsehen zu produzieren - danke auch nochmal an die beteiligten Medienkollegen!

Weitere erwähnenswerte Geschichten im November 2011:

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Dezember

Im letzten Monat des Jahres wurde es dann wieder etwas ruhiger - vielleicht auch, weil mal wieder im Büro sehr viel Arbeit anstand. Als aufmerksame "Morgenpost"-Leser beleuchteten wir die seltsame Internet-Strategie des Blättchens mit der Geschichte: "Jetzt auch im Netz: die 'Morgenpost Dresden'". Der neue "LVZ"-Chefredakteur Jan Emendörfer (und eben nicht Dirk Birgel) brachte uns die Erkenntnis, dass wir in Zukunft Personalmeldungen in der "BILD" nur noch sehr kritisch lesen - hatte man dort doch schon im März bei der JUMP-Nachfolge mit Tim Grunert (es wurde dann tatsächlich Ulrich Manitz) kräftig daneben gelangt. Aber, auch das muss man erwähnen: Die "BILD"-Leute kümmern sich wenigstens um solche Themen.

Weitere erwähnenswerte Geschichten im Dezember 2011:

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So, das war er nun, unser Jahresrückblick 2011.

Bleibt nur noch eine kleine Danksagung, die ich gern loswerden will: Vielen Dank an die zahlreichen Helfer, Befürworter, Unterstützer, Tipp-Geber, Einordner, Hintergrundinformationsgeber und Kritiker (positiv wie negativ) - wir machen 2012 so weiter wie bisher. Großartige Versprechen geben wir lieber keine ab, außer das hier: Vielleicht gibt es 2012 ja endlich die im Jahresrückblick 2010 versprochenen Frühjahrstassen. Mal schauen.

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