
Hier hören:
Was tun, wenn die Zeitung nicht mehr berichtet?
Aufzeichnung des Digitalen Mittag vom 10.11.2025
Wie verändert sich lokale Kommunikation, wenn die Tageszeitung vor Ort verschwindet? Welche Verantwortung tragen Kommunen – und wo liegen die Grenzen zwischen Amtsblatt, Social Media und kritischem Journalismus?
In dieser FLURFUNK-Podcastfolge sprechen wir über ein Thema, das viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Sachsen umtreibt: Pressearbeit im ländlichen Raum. Ausgangspunkt ist ein „Digitaler Mittag“, in dem wir Erfahrungen aus drei Bürgermeisterkursen diskutieren, die Peter Stawowy im Auftrag des Sächsischen Städte- und Gemeindetags (SSG) und der Hochschule der Verwaltung Meißen (HSF) im November durchgeführt haben.
Wenn die Lokalredaktion fehlt
Viele kommunale Vertreter berichten inzwischen von Situationen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar waren:
keine festen Ansprechpartner mehr, kaum vorbereitete Redakteure, schwindende Relevanz der lokalen Zeitung.
„Früher saßen in der Pressekonferenz Redakteure, die waren vorbereitet. Heute brauche ich mir keine Gedanken mehr machen“, heißt es an einer Stelle deutlich.
Der Rückzug der lokalen Medien führt zu spürbaren Folgen: Informationslücken, abnehmende Debattenräume – und kommunale Amtsblätter, die versuchen, die entstandenen Leerräume zumindest teilweise zu füllen. Doch: Nehmen Amtsblätter den Zeitungen wirklich Leser weg, oder reagieren Kommunen lediglich auf ein Vakuum?
Medienwüste oder Medienozean?
Falk Gruber vom SSG weist auf ein Paradox hin: Wir sprechen häufig von „Nachrichtenwüsten“ – in Wahrheit aber leben wir in einem „Medienözean“, in dem wir in Informationen fast ertrinken.
Was aber tatsächlich fehlt, ist Orientierung und kritische Einordnung. Das können auch Amtsblätter nicht leisten. Gleichzeitig entstehen neue Mikro-Öffentlichkeiten: WhatsApp-Gruppen, hyperlokale Portale, Apps einzelner Kommunen, Plattformen wie DieSachsen.de.
Sie liefern viel – aber selten kritisch und selten für alle sichtbar. Ein struktureller Ersatz für Lokaljournalismus sind sie nicht.
Eigenständige Kommunikation wird Pflicht
Für viele Bürgermeister bedeutet das: Sie müssen selbst aktiv werden. Ob WhatsApp-Status, kurze Videos, snackable Content, eigene Apps oder persönliche Präsenz in Vereinen und Events – wer lokal sichtbar sein will, muss seine Zielgruppen gezielt ansprechen und darf nicht auf Reichweite als Kennzahl setzen.
Und im Kern bleibt eine Herausforderung: Wie erreichen Kommunen wirklich alle – auch jene, die keine Amtsblätter lesen, nicht in WhatsApp-Gruppen sind und lokale Apps nie installieren würden? Auch darüber diskutieren wir in dieser Folge.
Shownotes zu dieser Folge
- Digitaler Mittag, 1.12.2025, 12–13 Uhr: Pressearbeit auf dem Land
- Forschungsprojekt: Nachrichtensteppen und lokale Medienlandschaften (TU Dresden)
- Plattform: DieSachsen.de
- Radebeuler Bürger-App
- Radebeul-Aktuell
- Seminar: Praxis-Werkstatt: KI in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 09.12.2025
- Seminar: Ich halte das nicht mehr aus!“ – Resilienz im Alltag, 12.12.2025
Über den FLURFUNK-Podcast
Im FLURFUNK-Podcast beschäftigt sich Peter Stawowy mit aktuellen Entwicklungen und Umbrüchen in der Medienwelt. Der FLURFUNK-Podcast ist eine Produktion des STAWOWY Verlag.

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