MDR-Berichte über Flüchtling: ein Thema, zwei Perspektiven

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Lügenpresse-Rufer aufgepasst! Heute leisten wir mal einen Beitrag zur Vermittlung von Medienkompetenz:

Am vorliegenden Beispiel der Berichterstattung des MDR über einen Flüchtling, der in jüngster Zeit in Bautzen für einigen Gesprächsstoff gesorgt hat, zeigt sich, welche Grenzen Journalismus hat.

Die immer wieder geforderte Neutralität und Objektivität – sie ist durch Journalisten faktisch nicht erreichbar.

Wir empfehlen dringend, sich beide Beiträge komplett zu Gemüte zu führen.

Der erste Beitrag ist ein Radio-Stück von MDR Sachsen. Titel: "Bautzen will auffälligen Flüchtling loswerden".

Zitat:

"Seit Monaten ärgern sich in Bautzen Polizei und Landkreisverwaltung mit einem Flüchtling herum. Der 21-jährige Libyer nennt sich selbst King Abode und sorgt in der Stadt immer wieder für Unruhe. Zuletzt machte der Asylbewerber am vergangenen Freitag Schlagzeilen, als er drohte, sich mit einem Sprung vom Dach einer Bautzener Flüchtlingsunterkunft das Leben nehmen zu wollen.

Die Polizei überwältigte ihn mit einem Elektroschocker und brachte den Ausländer in ein Fachkrankenhaus, aus dem er am Montag wieder entlassen wurde. Das Landratsamt sieht in ihm mittlerweile eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und die Polizei schätzt den jungen Mann aufgrund von 24 gegen ihn laufenden Ermittlungsverfahren als Intensivtäter ein."

Der zweite Beitrag ist von MDR exakt: "Bautzen: Fragwürdiger Umgang mit Flüchtling".

Zitat:

"Abode ist zur Hassfigur geworden. Seine Suizidandrohung ist offensichtlich eine Verzweiflungstat. "Das ist die Reaktion die ich schon lange befürchtet hab. Entweder er hat mal ein Messer im Rücken oder er dreht durch. Er kann einem wirklich nur leidtun", sagt Hörens-Freiberg. Abode sei ein großer Junge und er habe sich sicher nicht immer sehr diplomatisch verhalten. "Aber wie kann man das, wenn man drei Jahre gehetzt wird?"

Die Polizei bestätigt, dass der öffentliche Druck auf den jungen Mann enorm war. Der Auslöser waren vor zwei Wochen wieder einmal Auseinandersetzungen auf dem Bautzner Kornmarkt. Es waren Auseinandersetzungen zwischen deutschen Jugendlichen und Flüchtlingen, heißt es im Polizeibericht."

Und, wenn Sie beide Beiträge gelesen bzw. gehört und gesehen haben: Was ist ihre Wahrheit?

In jedem Fall gilt die Grundregel: Objektivität gibt es nicht. Um sich ein realistisches Bild von einer Situation zu machen, hilft es, immer möglichst viele Quellen heranzuziehen.

2 Kommentare
  • Armin
    August 12, 2017

    Das Zweite ist eher ein (subjektiver) Kommentar. Man darf nicht jeden Quatsch als "Verzweiflungstat" abtun. Manchmal ist es Erpressung, Theater und Missbrauch des Mitgefühls anderer. Um das endgültig zu beurteilen, sind beide Meldungen zu kurz.

  • stefanolix
    August 14, 2017

    In einem Meinungsbeitrag kann man den Fall sicher aus mehreren Perspektiven kommentieren. – 

    Die Fakten liegen aber auf dem Tisch: Es sind so viele Straftaten, dass er jetzt als Intensivtäter m. E. völlig zu recht aus Bautzen ferngehalten wird. Wer wirklich in einem fremden Land Schutz sucht, tut so etwas nicht – auf jeden Fall nicht in dieser Intensität.

    Es gibt integrationsfähige und integrationswillige jugendliche Migranten und man sollte ihnen Chancen geben: Spracherwerb, Schule, berufliche Bildung, Jobs oder auch vorgelagerte Orientierungspraktika. Wenn sie solche extrem negativen Vorbilder sehen und wenn man denen nicht Einhalt gebietet, können sie aber vom Weg der Integration abkommen.

    Bundeskanzlerin Merkel hat sich gerade im DLF im Rahmen einer ausführlichen Fragerunde dafür ausgesprochen, solche (mehrfachen) Straftäter abzuschieben. Das scheint mir in diesem Fall die richtige Lösung zu sein, sonst wird nämlich mehrfach Schaden angerichtet: in Sachen Akzeptanz der Integration, in Sachen Vorbildwirkung und nicht zuletzt durch seine Straftaten.

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