Frankfurter Buchmesse: Innovationen der Branche

Besonders leicht hat es die Buchbranche nicht. Laut einer Studie des Börsenvereins des deutschen Buchhandels kamen der Branche allein zwischen 2012 und 2016 rund 6,1 Millionen Buchkäufer abhanden (vgl. boersenblatt.net vom 18.1.2018).

Wie kann die Branche dem entgegenwirken? Die Frankfurter Buchmesse hat gezeigt: Ideen gibt's einige. FLURFUNK hat sich drei dieser Innovationen rausgepickt und stellt sie hier kurz vor.

lesio-App: Tinder für Bücher

Michael Damm von der App lesio

Michael Damm hat sich gefragt, wie man der Verdrängung des Buchs durch Smartphones entgegenwirken kann. Diesen "Feind besiegen" könne man natürlich ohnehin nicht. Also hat er mit zwei weiteren Entwicklern die App lesio geschaffen, die Lust auf das gedruckte Buch machen soll.

"Das funktioniert im Grunde wie zappen im Fernsehen", sagt Damm. "Die App zeigt Leseproben an, der Leser steigt also direkt mit einem starken ersten Satz ins Buch ein." Ist der Leser interessiert, kann er zunächst dran bleiben.

Ca. 20 Prozent des Buches sind als Leseprobe verfügbar. Falls das Buch nicht ansprechend ist, schüttelt man sein Telefon und bekommt einen neuen Titel vorgeschlagen. "Love it or shake it.", lautet der Slogan von lesio.

Die App hat eine Kooperation mit mittlerweile 3500 Verlagen, die Leseproben zur Verfügung stehen. "Wenn die Leser vom Buch angetan sind, können sie es direkt in einem Onlineshop, der in die App integriert ist, bestellen", so Damm. Momentan nur das gedruckte Buch, an einer E-Book-Version arbeitet das Entwicklertrio gerade. Damm persönlich findet aber, dass der Lesekomfort beim gedruckten Buch immer noch am größten sei.

Außerdem sei geplant, in Zukunft auch eigene Interessen in die App eintragen zu können, um die Ergebnisse weiter zu personalisieren. "Aber es soll immer auch die Möglichkeit bestehen, sich komplett bunt mit neuen Büchervorschlägen berieseln zu lassen", sagt Michael Damm. Bis Mitte 2018 war der Unternehmer in Dresden ansäßig, im Juni ist er nach Leipzig umgezogen.

Hier geht es zu lesio.

Bookbakers: Crowdpublishing als Zukunft des Buchmarktes?

Woher wissen die Verleger eigentlich, was ihr Publikum lesen will und was nicht? Eigentlich gar nicht, findet das Team von den Bookbakers. "Wir wollen den Buchmarkt demokratisieren", erzählt Jonas Al-Nemri von der Initiative. "Wir möchten das mittlerweile anerkannte Konzept des Crowdfundings mit der Literaturbranche verknüpfen. Da gibt es viel Know how, das wir nutzbar machen wollen", so Al-Nemri. Am Ende würden die Leser entscheiden, welche Publikationen erscheinen.

"Jeder Verlag bekommt Risiko-Titel angeboten, bei denen nicht klar ist, ob sie zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Und da kommen wir ins Spiel", erzählt Jonas Al-Nemri. Die Verlage können dann die Plattform der Bookbaker nutzen und herausfinden, ob es einen Markt für den Titel gibt. Wenn genug Menschen das Buch vorbestellen, geht es in den Druck.

Darüber hinaus unterstützt Bookbakers Kleinverlage mit wenig Marketing-Budget. "Oft haben kleinere Verlage keine Ahnung, wie sie an ihre Leser rankommen sollen. Wir organisieren ihnen dann Lesereisen." Auch das passiere direkt über die Bookbakers-Plattform. Die Menschen schlagen Städte vor, in denen eine Lesung stattfinden soll. Melden sich genug Interessenten an, findet die Lesung statt.

Die Buchbäcker arbeiten aber mittlerweile auch mit einigen großen Verlagen zusammen. Der Momentan größte Partner ist der Herder-Verlag, der so auf innovative Weise einen besseren Einblick in seine Zielgruppe bekommt.

Hier geht es zur Webseite von Bookbakers.

Reisedepeschen-Verlag: Vom Blogger zum Autoren

Auch der Reisedepeschen-Verlag weiß recht genau, was seine Kunden lesen wollen. Weil sie es schon seit Jahren mit einem Reiseblog im Internet machen. 2018 erschienen die ersten Reisebücher. Auf der Buchmesse wollten sie mit der Aktion "Tausche deine Blogger-Visitenkarte gegen eine Tasche" neue Autoren für ihre Bücher einsammeln.

"Wir wollten den typischen Blogger-Style gern in Buchform anbieten", erzählt Verlegerin Marianna Hillmer. "Reiseblogger gehen in der Regel noch etwas persönlicher an Reisegeschichten heran." Diesen Stil mögen viele Leser. Reisejournalisten würden Erlebnisse oft etwas ausführlicher wiedergeben, dafür allerdings nicht so persönlich.

Die Onliner mögen das Format Buch trotzdem total gern. "Tolle, bildlastige Geschichten machen gedruckt einfach verdammt viel Spaß", so Hillmer. Die Philosophie vom Reisedepeschen-Verlag ist es, Geheimtipps in Buchform zu präsentieren, so wie es im Blog auch schon geschehen ist. Klassische Reiseführer gebe es schon genug. "Trotzdem reicht unser Buch völlig aus, um damit auf Reisen zu gehen. Alle wichtigen Infos sind enthalten. Und wir möchten das bieten, was jeden Reisenden interessiert."

Die Webseite des Reisedepeschen-Verlags.

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