160 Mio. Euro bis 2028: MDR stellt Planungen für Einsparungen vor

Im Rahmen eines Führungskräfte-Treffens am 10.4.2024 hat MDR Intendant Ralf Ludwig seine Strategie- und Finanzplanung 2025-2028 vorgestellt. Am 11.4. wurden der erweiterte Führungskreis über die Planung informiert und heute, 12.4. ab 10 Uhr die Belegschaft im Rahmen einer Betriebsversammlung.

Am Nachmittag trifft Ludwig die Gremienspitzen zum Thema, in der Folge werden auch Verwaltungs- und Rundfunkrat informiert. "Das ist ein erster Aufschlag, um uns dieser großen Herausforderung zu nähern", sagte Ludwig zum Abschluss der Präsentation. Die Vorschläge seien aus den Direktionen gekommen, hier bestehe auch noch Handlungsspielraum.

Hintergrund ist, dass der MDR seit Jahren ein strukturelles Defizit hat – die jährlichen Ausgaben sind höher als die jährlichen Einnahmen. Bislang konnte man noch auf bestehende Rücklagen zurückgreifen, die sind jetzt aufgebraucht. Deswegen muss der MDR ab 2025 jährlich etwa 40 Mio. Euro einsparen. Das entspricht 160 Mio. Euro für die Jahre 2025 und 2028. "Wir haben die vergangenen zehn Jahre viel zu viel gemacht", so Intendant Ludwig im Rahmen der Vorstellung.

Sollte die Erhöhung des Rundfunkbeitrags ausbleiben, würde die Summe sogar auf 60 Mio. Euro pro Jahr steigen. Ludwig kündigte allerdings an: Sollte die Beitragserhöhung nicht kommen, werde man die Planung nicht anpassen, sondern nach Karlsruhe vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. "Da können sie mich beim Wort nehmen."

300 Stellen bis Ende 2028 weniger

Die MDR-Führungsspitze hat sich bei der Vorschlägen gegen das Rasenmäherprinzip entschieden. Vielmehr benennt die Strategie fünf Einsparschwerpunkte, von denen aber viele Aspekte noch in der Prüfung sind bzw. dann durch Evaluation kontinuierlich überprüft werden sollen.

Die fünf Einsparschwerpunkte sind Programm + Produktion, Personal, ARD-Engagements, die technische Verbreitung und der Bereich Immobilien, Service und Verwaltung. Wobei Programm + Produktion und Personal mit jeweils fast 50 Mio. Euro den Löwenanteil tragen sollen. Bei Einsparungen am ARD-Engagement seien fast 30 Mio. Euro Einsparungen bis 2028 möglich.

Beim Personal setzt man darauf, bis 2028 insgesamt fast 50 Mio. Euro einsparen zu können. Bis Ende 2028 will man dafür um rund 300 Stellen reduzieren: 213 feste und 71 arbeitnehmer­ähnliche freien Beschäftigte, die in Rente oder die passive Phase der Altersteilzeit wechseln, sollen nicht mehr nachbesetzt werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben.

Seitens der Freien-Vertretung wird befürchtet, dass durch die Einsparungen auch viele Schichten bei Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entfallen könnten.

In Bezug auf das Personal hieß es, viele Einsparungen könnten sich auch aus den Veränderungen im Programm ergeben. Angebote zur Berufsausbildung sollen erhalten bleiben, wenn auch im eingeschränkten Maße. Das Volontariat erfolgt ab 2025 wieder im Zweijahresrhythmus, allerdings ist man sich auch bewusst, dass journalistischer Nachwuchs benötigt wird.

Hauptleidtragender im Programm wird die Unterhaltungssparte sein. Im Programm solle weiterhin die Strategie "MDR für alle" verfolgt werden, so die Planung. Ein starker Fokus liege auf der Information im Regionalen. Auch soll der Dialog mit dem Publikum künftig eine noch größere Rolle spielen.

Vor allem aus den Landesfunkhäusern erreichen uns Stimmen, dass man positiv überrascht sei, wie glimpflich man davon gekommen sei.

"Biwak" wird eingestellt, "Fakt ist" verlegt

Konkret haben es die Programm-Maßnahmen aber in sich: So werden im TV-Programm die "Umschau"-Ausgaben reduziert, "Der Osten - Entdecke wo du lebst" produziert weniger und soll überarbeitet werden. "Fakt ist" wird dagegen häufiger kommen und auf Mittwoch verlegt.

Das Investigative muss heftig Federn lassen: "Exakt" und "exactly/Exakt - Die Story" teilen sich künftig einen Sendeplatz. Beide werden deutlich seltener erscheinen, von 44 Sendungen auf 21 ist die Rede. Das führte zu deutlicher Kritik durch die Mitarbeitenden in der anschließenden Diskussion. Aus dem Direktorium kam der Hinweis, dass es sich bei den Maßnahmen bislang nur um Vorschläge handle, irgendwo aber gespart werden müsse.

Keine Veränderungen gibt es dagegen bei "MDR aktuell" um 19.30 Uhr – da hält man am bestehenden Format fest. Dies sieht man als profilgebend an.

Entfallen werden Formate wie "Außenseiter – Spitzenreiter", "Fröhlich lesen" und "MDR Zeitreise". Das Gesundheitsmagazin "Visite" wird an den NDR übergeben. "Biwak" wird ab 2025 nicht mehr produziert, wegfallen wird auch das Format "Quickie" am Samstag.

Reduziert werden sollen außerdem die Kosten bei Events und der Show-Anteile für Das Erste.

Im Audio- und Radio-Bereich setzt das Direktorium auf stärkere Kooperationen. Beim Radio wird abends verstärkt auf gemeinsame Angebote der ARD zurückgegriffen. Dies entspreche den veränderten Hörgewohnheiten. Die drei Landeswellen sollen ein gemeinsames Abendangebot entwickeln, dass auch bundesweites Abendprogramm werden soll.

Die Zahl der Podcasts wird reduziert.

Verliert Sputnik die UKW-Frequenzen?

Das Jugendprogramm Sputnik könnte ab 2026 den Sendebetrieb auf UKW einstellen. Überhaupt sieht man beim Thema Verbreitung über UKW und DVB-T2 einiges an Einsparpotential - von bis zu 20 Mio. Euro bis 2028 ist die Rede. Dafür sollen besonders kostenintensive Standorte und schwächere UKW-Frequenzen abgeschaltet werden, ohne dass der Versorgungsauftrag vernachlässigt wird.

Bei den Immobilien sind viele Maßnahmen noch in der Prüfung, aber auch hier wird erhebliches Potential gesehen. Ludwig stellte zum Beispiel den Standort Halle nicht in Frage, stellte allerdings in den Raum, ob es wirklich fünf Standorte für den MDR im Dreiländergebiet "in den Dimensionen" geben müsse.

Im Bereich der Intendanz würden die Budgets von MDR Next, der Medienforschung und der Hauptabteilung Kommunikation gekürzt. Auch das Budget für die Verwaltung soll deutlich reduziert werden. Ludwig erwähnte außerdem im Rahmen der Mitarbeiterversammlung, dass aktuell auch die Kantinenpreise auf dem Prüfstand stehen würden.

Nach fast drei Stunden endete die Mitarbeiterversammlung soeben (12:48 Uhr).

 


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5 Kommentare
  • Michael Schmidt
    April 12, 2024

    ein Armutszeugnis, aber wer einen Verwaltungsmenschen in die Intendanz wählt bekommt sowas.

    Programmqualität war bei Ludwig schon immer ein Fremdwort. Wie wäre es, wenn man mal an die Direktoren- und Intendanzgehälter geht...? Natürlich wird da nicht gekürzt - wie beim MDR üblich. oben geht die Sause, unten wird geklotzt. danke, habe die Ehre.

  • Jochen
    April 13, 2024

    Sehr gut dieser Beitrag von Herrn Schmidt. Es betrifft alle Rundfunk Anstalten mit den Gehältern ihrer Chefs!

  • Iron
    April 14, 2024

    Zusammenfassend: "Eine tiefe Verbeugung vor der Politik, insbesondere der sächsischen Staatskanzlei"
    Wie läßt es sich erklären wenn die 20:00Uhr Tagesschau nicht übernommen wird und die Investigativen Formate "Exakt" und "exactly/Exakt - Die Story" halbiert werden.

  • Jochen
    April 16, 2024

    Ich sehe das genauso wie Iron. Tagesschau übernehmen und den Landesfunkhäuser mehr Zeit geben bis 20 Uhr, ihre Beiträge sind besonders im Sachsenspiegel sehr gut und eben absolut Regional!

  • theo
    April 17, 2024

    40 Mio. geplante Kürzungen pro Jahr relativieren sich etwas, wenn man das Gesamtbudget von 620 Mio. (2022) berücksichtigt, es sind dann etwa 6,5 %. Aber angesichts von Inflation und Tarifsteigerungen wirkt sich dass dann wahrscheinlich wie rund 10% aus und tut wahrscheinlich schon weh...

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