Vom Buzzword zum Kollegen: Der KI-Hype hat den Gipfel erreicht

Künstliche Intelligenz (KI) prägte auch 2025 die Arbeitswelt, Medien und Alltag. Doch nach dem rasanten Aufstieg stellt sich die Frage: Was folgt auf den Hype? Ein Blick auf Prognoseinstrumente zeigt, dass Ernüchterung und Erneuerung nah beieinander liegen.

Gastbeitrag von Dr. Christopher Brinkmann

Künstliche Intelligenz – besser gesagt die Architekten der Technologie – sind „Person of the Year“. Den Titel vergibt das US-Magazin Time seit 1927. Jedes Jahr würdigt die Redaktion damit eine Person, Gruppe oder Idee, die im Jahr den größten Einfluss hatte – zum „Guten“ wie zum „Schlechten“. In den beiden vergangenen Jahren waren Taylor Swift (2023) und Donald Trump (2024) auf dem Time-Cover.

Die Wahl kommt wenig überraschend. An KI kam in 2025 wieder kein Mensch vorbei. Ob in Medienberichten, auf der eigenen Arbeit oder Gesprächen mit Freunden: Der Impact der neuen Technologie – und die Sorge darum, wo der Mensch in Zukunft bleibt – waren überall präsent.

Deutlich geworden ist: KI ist gekommen, um zu bleiben. Jetzt ist die Frage, was folgt.

Gipfel der überzogenen Erwartungen

Technologieberater schauen dafür gerne auf den Gartner Hype Cycle. Als Prognoseinstrument beschreibt dieser fünf Phasen, die eine Technologie von der Entdeckung bis zur breiten Wertschöpfung durchläuft.

Die erste Phase beginnt mit dem „technologischen Auslöser“. Für den aktuellen KI-Hype war das 2023 das erste ChatGPT. Danach kommt der „Gipfel der überzogenen Erwartungen“. Dieser scheint dieses Jahr erreicht zu sein. Denn neben neuen Tools sprachen 2025 Investoren bereits von einer KI-Blase.

Erst Enttäuschung, dann Erleuchtung

Entsprechend des „Gartner Hype Cycle“ könnte es daher gut sein, dass KI in 2026 in die dritte Phase – das „Tal der Enttäuschung“ – eintritt. Das bedeutet, dass die Einschränkungen und hohen Kosten von KI deutlich sichtbar werden. Skalierungsprobleme und fehlende Geschäftsmodelle führen dann dazu, dass viele Projekte scheitern und Anbieter verschwinden.

Wie breit das Tal ist, ist nicht klar. Der Weg führt aber zum „Pfad der Erleuchtung“ und schließlich zum „Plateau der Produktivität“. Dieses ist erreicht, wenn KI ganz alltäglich in Prozesse eingebunden ist. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits in einigen Unternehmen.

Arbeiten mit KI-Kollegen

Strategien für die Interaktion mit KI-Agenten sind dabei nur ein Ansatz. Viel wichtiger ist es laut Gartner, über „Hypermachinity” und „Augmented Humanity” nachzudenken. Beide Fachbegriffe beschreiben ähnliche Ziele: KI-Systeme werden zum täglichen Co-Produzenten, koexistieren zu Menschen und erweitern menschliche Fähigkeiten. KI wird so in Zukunft zum digitalen Kollegen und Alltagsbegleiter.

Vorher wird sich 2026 allerdings der KI-Hype zunächst abkühlen und konsolidieren. Ob es dabei zum Börsen-Knall kommt, wie 2000 mit der Dotcom-Blase oder 2008 zur Finanzkrise, ist nicht sicher. Das hängt maßgeblich davon ab, ob die KI-Unternehmen rentable Geschäftsmodelle entwickeln, genügend Chips zur Verfügung stehen und eine Lösung für den Energiehunger von KI gefunden wird.

Klar ist aber: Das ist nicht das Ende der Technologie. Ähnlich wie andere digitale Produkte – vom Smartphone bis zu Social Media – wird KI zunehmend selbstverständlich.

Denn wie bereits gesagt: KI ist gekommen, um zu bleiben. Das zeigt sich auch bei Siri oder Alexa – ebenfalls intelligente Assistenten – die es seit 2011 und 2014 gibt und die heute im Alltag dazugehören.

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