Partyfotos: Armutszeugnis für den lokalen Foto-Journalismus

Von 13 ,

Die "Sächsische Zeitung" berichtet seit Tagen kontinuierlich über die vielen Beschwerden zur Megasilvester-Party in Dresden. Über 400 Beschwerden sind beim Anwalt der Veranstalter eingegangen (der übrigens nur mit der "BILD" spricht), von 65 Anzeigen wegen gestohlener Jacken ist heute die Rede. Selbst, wenn man an kleineren Stellen Kritik üben könnte - erstmal ist es sehr positiv zu bewerten, dass sich die lokale Heimatzeitung des Themas annimmt und auch dranbleibt.

Aber wie bebildert man eigentlich die Geschichte von einer Party, bei der es Engpässe an der Garderobe und angeblich zu wenig Barpersonal gab? Da ist es schon von Vorteil, wenn man einen eigenen Fotografen vor Ort hatte - so wie die "Sächsische Zeitung". Noch toller, wenn man gleich auf eine ganze Bildergalerie verlinken kann - so wie SZ-Online (s. Bildausschnitt rechts).

Blöd nur, wenn der Fotograf kein Journalist ist, sondern Partyknipser.

Hier geht es zur Fotogalerie "dresdens mega all inclusive sylvesterparty teil2".

13 Kommentare
  • steve
    Januar 7, 2011

    Aber dann ist das ja kein Armutszeugnis für die Fotojournalisten - sondern für die immer unterirdischer werdende SZ oder?

  • Dirk
    Januar 7, 2011

    Der Vollständigkeit halber sollte man erwähnen, dass die Artikel in der Print-SZ nicht mit Party-Knips-Fotos bebildert wurden. Ist also eher "Mehrwert" für das junge Online-Publikum ...

  • Martin
    Januar 7, 2011

    nein, Peter: Armutszeugnis für Lokalredaktionen, die geschätzt ein Sechstel des letztes Jahr vereinbarten Mindestlohns zahlen. Ich vermute mal, der "Fotograf" hat statt eines Honorars freien Eintritt auf die Party bekommen. Was erwartest du?

  • owy
    Januar 7, 2011

    Der Vollständigkeit halber sollte man auch erwähnen, dass die SZ-Redaktion an anderer Stelle nach Fotos von dem Abend sucht:
    http://idiotenwelt.wrapps.de/wordpress/2011/01/03/updates-zur-mega-silvester-party-dresden/

    @Steve: Ich finde nicht, dass die SZ immer unterirdischer wird.

  • Elbflorentiner
    Januar 7, 2011

    Stimmt Peter, sie ist schon unterirdisch.
    In DD haben Bild u SZ die Rollen getauscht...

  • stefanolix
    Januar 7, 2011

    Worin besteht jetzt der journalistische Wert der Bilder in der Fotogalerie? Aus der Sicht einer Lokalzeitung würde ich dafür ehrlich gesagt auch nicht viel Geld zahlen (wenn überhaupt).

    Zu der Diskussion, ob die SZ unterirdisch ist oder unterirdisch(er) wird: Man kann das nicht pauschal bewerten. Die SZ hat gute und weniger gute Seiten.

    Aber was mir in letzter Zeit immer wieder unangenehm auffällt, ist der Umgang mit den Pressemitteilungen der Stadtverwaltung … es ist schon interessant, wenn man den SZ-Lokalteil (Dresden) und den RSS-Feed mit den Pressemitteilungen parallel liest.

  • Tanja
    Januar 8, 2011

    Partyfotos sind nun mal ein bewährtes Mittel, um Klicks zu generieren. Da sollte man der SZ keinen Strick drehen. Dass die Mitarbeiter dort es aber nicht geschafft haben, den Vorteil auszunutzen, einen Fotografen vor Ort gehabt zu haben, ist das eigentlich Peinliche!

  • Muyserin
    Januar 8, 2011

    @owy: Zitat "Blöd nur, wenn der Fotograf kein Journalist ist, sondern Partyknipser." Fern läge es mir , diese unsäglichen Poser-Photos in irgendeiner Weise zu verteidigen - aber was soll ein Fotojournalist auf einer Mega-XXL-Party denn auch groß anderes knipsen? Wenn Veranstalter und Zeitungen schon als "Medienpartner" kooperieren, wird bestimmt kein investigatives Stück Journalismus draus.

    @Stefanolix: würdest Du das etwas konkretisieren, worin für Dich der Unterschied im Umgang mit den PM besteht?

  • Alex
    Januar 8, 2011

    Die Partyfotografen haben explizit die Aufgabe nur positive Bilder festzuhalten (Leute die lachen, feiern usw.). Die Veranstalter wollen ja im guten Licht dargestellt werden. Die Portale die die Bilder liefern, wollen schließlich auch zukünftig zum Nulltarif zu den Veranstaltungen kommen. Es ist dementsprechend eine Art Gegengeschäft - Ich liefer’ dir die Bilder die du willst und du lässt meine Fotografen zu deinen Veranstaltungen. Ein journalistischer Mehrwert ist bei solchen Bildern nicht zu erwarten, was zählt sind die Menge an Besuchern die sich im Netz in den Portalen wiederfinden und Klicks generieren. Des Weiteren glaube ich auch kaum das der Partyfotograf von der SZ etwas von den Missständen mitbekommen hat. Meist sind die Fotografen nur in einer bestimmten Zeit anwesend, da sie noch andere Veranstaltungen besuchen. Sie haben meist eine festgelegte Bilderzahl pro Location zu produzieren und können sich dann privat bewegen.

  • mcnesium
    Januar 8, 2011

    die plusz fotogalerien glänzen allgemein nicht von besonders hochwertiger redaktioneller arbeit. die meisten sehen aus als ob der partyfotograf einfach seine ganze speicherkarte ungefiltert ins netz gekippt hat. und dass alle fotografierten gäste mit der veröffentlichung einverstanden sind oder überhaupt mitbekommen haben, dass sie fotografiert werden, möchte ich ernsthaft bezweifeln.

  • Muyserin
    Januar 8, 2011

    @ mcnesium: Angesichts der sexualisierten Posen (z. B. scheint es für Frauen fast ein rituelles Muss zu sein, mit Kussmund und/oder gleichgeschlechtlichen Kussszenen zu posieren), frage ich mich, ob es sich nicht vielmehr um ein Partypublikum handelt, das in Sachen medialer Selbstinszenierung geschult ist und mit einer Veröffentlichung geradezu rechnet.

    (Es bekommen ja auch immer die Fotos die meisten Sterne, die explizit sind.)

  • stefanolix
    Januar 8, 2011

    Ich sehe den Umgang mit den Pressemitteilungen (PM) in einem engen Zusammenhang mit dem Leistungsschutzrecht, das die Zeitungsherausgeber fordern. Das Leistungsschutzrecht wird für freie Autoren und wahrscheinlich auch für Blogger harte Konsequenzen haben, falls es so durchkommt.

    Auf den ersten Blick scheint das nicht viel miteinander zu tun zu haben. Aber ich frage mich (und Euch): worin besteht die schützenswerte Leistung, wenn jemand eine PM ganz oder teilweise per copy & paste in die Zeitung übernimmt, allenfalls mal die Wortstellung ändert — und den Anschein erweckt, es handle sich um eine eigenständig recherchierte journalistische (redaktionelle) Leistung. Ihr könnt mir erwidern: »So machen es doch alle Zeitungen!« (was übrigens nicht stimmt) — aber genau das ist es, womit ich mich nicht abfinden will.

  • stefanolix
    Januar 8, 2011

    Und um wieder on-topic noch etwas zu den Fotos zu sagen: Ich habe ehrlich gesagt nur die Ansicht etwas vergrößert und die kleinen Vorschaubilder überflogen und vielleicht fünf Bilder angeklickt. Ich stimme der Ansicht zu, dass da jemand den Inhalt seiner Speicherkarte ohne Bearbeitung in eine »Galerie« gekippt hat — »Galerie« in Gänsefüßchen, weil das Wort eigentlich mal etwas anderes bedeutet hat, die älteren unter Euch werden sich erinnern ;-)

    Wenn man sich die Verteilung der Treffer ansieht, dann fällt auf, dass die obersten am häufigsten geklickt wurden (nein, sie sind jetzt nicht nach Klicks sortiert). Vermutlich wurde es den meisten Besuchern dann langweilig ;-)

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