Ein Team von 17 Studenten will die praktische Arbeit der Medien-Fakultät der Hochschule Mittweida verbessern. Heute entscheidet sich, ob die Arbeit gelohnt hat.
Von Rick Noack
Heute (21.1.2011) Vormittag um 9.45 Uhr, werden sich Professoren und Studenten der Hochschule Mittweida in ihrem Audimax, dem größten Hörsaal, versammeln. Gern würden sie dort über die Zukunft der Nachrichten bestimmen. Darüber, wie die Zeitungen der Zukunft auszusehen haben. Aber zuerst einmal bestimmen sie heute über ihre eigene Zukunft.
Denn 17 junge Medienmacher haben beschlossen: Unsere Hochschule soll noch besser werden. Sie haben dafür ein Konzept eines "virtuellen Newsrooms" entwickelt. Noch existieren weder die News, noch der Room. Noch ist er nur ein Konzept.
Doch das soll sich ändern. "Anhand eines Bombenfundes haben wir am Montag unseren Professoren und den knapp 300 Medienstudenten in Mittweida gezeigt, welche Vorteile ein wirklicher Newsroom für sie bietet", sagt Daniel Strunz, der das Entwicklerteam unter dem Namen "beMWay-Konzeptagentur" leitet. Natürlich ist seine Bombe nur eine Erfindung. Eine Erfindung, um Aufsehen zu erregen bei den Medienmachern einer Stadt, in der nicht viel Sensationelles passiert - und in der trotzdem viel gesendet und geschrieben wird.
Den ganzen Tag lang spielte das Team am Montag ihr Konzept durch. Nach einem gefälschten Tweet über den angeblichen Bombenfund setzte sich die Newsroom-Maschinerie in Gang. Das Team lud Videos, Texte und Radiobeiträge auf ihrer Projektwebsite hoch.
Die Idee des Entwicklerteams hinter dem "virtuellen Newsroom" ist folgende: Ein inhaltliches Team soll Themenvorschläge liefern und damit eigene Akzente in der Berichterstattung setzen. Diese Redaktion soll in einem eigenen Raum untergebracht werden. Dabei kommt den Studenten zugute, dass sie Räume sehr leicht bei ihrer Hochschule mieten können. Das Gleiche trifft auf die Technik zu. In dieser Hinsicht ist die Hochschule vorbildlich ausgerüstet. Über eigene finanzielle Mittel verfügt das Entwicklerteam des Newsrooms allerdings nicht.
Die Themenvorschläge der inhaltlichen Redaktion sollen von einem Rechercheteam mit Fakten angereichert werden. Anschließend entscheidet eine Liveredaktion, in welchem Medium die Geschichte am besten untergebracht werden kann. Aufgrund einer fehlenden Fläche für einen "richtigen Newsroom" soll die Kommunikation über das Internet verlaufen. Deshalb nennt sich das Projekt "virtueller Newsroom".
Knapp 400 Tageszeitungen gibt es derzeit in Deutschland - die große Masse davon sind Lokalzeitungen. "Mich nervt es, dass viele Journalisten nur an die großen Metropolen denken und nicht an die Kleinstädte. Dort kommen neue Entwicklungen aus New York Und San Francisco eben später an und finden manchmal auch keine wirkliche Beachtung."
Strunz zufolge könnte Mittweida sich zu einer Modellstadt entwickeln, die für Experimente von Lokal-Verlagen genutzt werden kann. "Nicht alle Deutschen nutzen Social Media. Selbst einigen in unserem Studiengang muss man noch erklären, was das überhaupt ist."
Die Medien-Fakultät der Hochschule bietet zukünftigen Medienmachern Studiengänge wie Medientechnik, Medienmanagement, Film und Fernsehen. Dabei wird großer Wert auf praktische Erfahrungen gelegt, weshalb die Kleinstadt in der Mitte von Sachsen eine ungewöhnlich hohe Dichte an Radiosendern, Zeitungen und Websites bietet. "Aber obwohl wir theoretisch 300 Journalisten haben, gibt die kleine Lokalredaktion der Chemnitzer Freien Presse den Ton der Lokalberichterstattung vor. Meiner Meinung nach könnten diese unglaublichen Ressourcen noch viel intensiver genutzt werden", sagt Strunz.
Auf 50 Einwohner Mittweidas kommt ein Studenten-Reporter. Wovon andere Medien träumen, weiß die Medienfakultät aber bislang nicht in vollem Umfang zu nutzen.
Ob sich die Studenten und Professoren in Mittweida heute von dem "virtuellen Newsroom" überzeugen lassen, ist noch unklar. Schon im Vorfeld hatte das Team u.a. mit der Stimme von Olaf Schubert Werbung für den Newsroom gemacht.
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Eine Studentin, die Daniel Strunz auf jeden Fall nicht mehr überzeugen muss, ist Juliane Henze. Die freie Journalistin und Buchautorin sagt: "Meine Meinung dazu ist folgende: Ich finde es super, dass sich eine Gruppe von Studenten mit so viel Energie hinter das Projekt klemmt. Die Kommilitonen werden sich sicher überzeugen lassen, denn die Idee, einen virtuellen Newsroom für die Mittweidaer Medien zu entwickeln, ist nicht nur zeitgemäß, sondern bringt auch viele Vorteile für die Studenten mit sich. Sie können umfassender, aktueller und effektiver arbeiten."
Auch Sarah Halbauer, eine der Organisatorinnen des Kurzfilmwettbewerbes "Swanlake Award" sagt: "Das Projekt bringt frischen Wind nach Mittweida. Es ist toll, dass sich Studenten wie Daniel damit beschäftigen." Ihrer Meinung zufolge, sieht das die Mehrzahl der Studenten der Hochschule genauso wie sie. Ihr Wettbewerb "Swanlake" gilt als eines der Vorzeigeprojekte der Hochschule. Hochrangige Produzenten wie zum Beispiel Simon Happ (Hui Buh etc.), Kameramänner und ehemalige Leiter von Filmstudios sind letzte Woche als Referenten zu der dreitägigen Veranstaltung gekommen. Selber Größen der DJ-Szene wie toktok konnten nach Mittweida gelockt werden.
Mittweida ist wohl nicht der spannendste Ort auf der Welt, um ein Journalist zu sein. Aber die Medienstudenten der Hochschule geben sich große Mühe, das zu verändern.
Januar 23, 2011
Ich mag eigentlich das Mittweidaer Modell, aber nach einem Blick auf die Projektwebsite und die Inhalte muss man sagen: Viel "Bla" um wenig Substanz...
Januar 23, 2011
Hey Stephan,
leider muss ich dir ein wenig Recht geben. Es war noch eine Menge mehr geplant, aber die Zeit hat einfach nicht mehr gereicht. Wir sind "nur" Bachelorstudenten und mussten das Projekt am Freitag präsentieren.
Nachdem unsere Prüfungszeit vorbei ist, wird dann wieder mehr Zeit für das Projekt vorhanden sein. Dann werden wir hoffentlich die dir fehlende Substanz rein bringen.
viele Grüße
Daniel