Kunst mit, im und aus dem Computer – eine Innen-Außen-Sicht

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Der Galerist
Bernd Weise ist so, wie es sich ein Künstler wahrscheinlich wünscht: Er ist aufgeschlossen, professionell und mit Begeisterung in der Stimme, wenn er über sein Fach redet.

Galerist Bernd Weise

Zusammen mit seiner Frau hat er die 'Galerie Weise' seit der Gründung 1990 zu einer der renomiertesten Anlaufstellen für Kunst in Chemnitz gemacht. Dabei ist er dem Geist der Zeit nie hinterhergehinkt. Der Internetauftritt der Galerie existiert bereits seit der Jahrtausendwende, in Computerjahren also seit einer halben Ewigkeit. "Wir haben auch schon mit DVDs gearbeitet, als die Meisten noch gar nicht wussten, was das überhaupt ist."

Während der Zusammenarbeit mit zwei jungen Künstlern endeckte Bernd Weise vor anderthalb Jahren schließlich auch die sozialen Netzwerke für sich. Seitdem hat er zwei Facebook-Accounts - einen für die Galerie und einen für sich privat. Die Grenzen sind dabei oft fließend. "Die Verbindung zwischen mir als Privatperson und mir als Galerist ist kein Geheimnis. Ich habe da keine Berührungsängste."

Am Internet schätzt er die absolute Transparenz, der sich jeder unterordnen muss. Das hat auch Einfluss auf den Kunsthandel. "Heute kann jeder jederzeit aktuelle Kunstpreise abrufen und vergleichen. Das macht auch die Arbeit einer Galerie transparenter und bringt vor allen Vorteile für den Kunden."

Mittlerweile verbringt Bernd Weise etwa drei Stunden täglich im Internet, davon nutzt er die Hälfte der Zeit für Geschäftliches. Er verfolgt Auktionsergebnisse, beobachtet die Arbeit anderer Galerien und bearbeitet seine E-Mail-Flut. "Aber zum großen Teil ist es auch einfach persönliche Spielerei."

Wer als Künstler nun Hoffnung hat, von einem Social-Media-bewanderten Galeristen wie Bernd Weise über das Internet entdeckt zu werden, den muss er leider enttäuschen. Denn grundlegend verändert hat sich seine Arbeit durch die neuen Medien nicht, sagt er. "Ich hole mir natürlich Anregungen von außen. Allerdings nicht unbedingt als Galerist." Vor allem junge Künstler nehmen durch die Möglichkeiten des Internet ihre Vermarktung mittlerweile oft selbst in die Hand. Schon während des Studiums haben viele eine eigene Website. Doch für Bernd Weise ergibt sich die Entdeckung neuer Künstler immer noch durch persönliches Kennenlernen und nicht über den PC-Bildschirm. "So viele Drängen im Internet auf den Markt, aber wieviele haben damit Erfolg?"

Die Kunst
Das CineChamber - laut Homepage ein großer, immersiver, gleichzeitig intimer und in sich abgeschlossener Raum, der als mobiles Environment und Inkubator für inter- und multimediale Arbeiten fungiert

Club Transmediale 2011SignalCineChamberHAU2, Berlin

Auf einem Schild vor der Kasse ist ein Warnhinweis angebracht: Das bei der Aufführung genutzte Stroboskoplicht könne bei gefährdeten Personen zu epileptischen Anfällen führen. Auf dem Kassentresen liegen gelbe Ohrstöpsel zur Selbstbedienung bereit. Die Kunst, die auf der 15. Cynetart gezeigt wird, ist wahrlich nichts für Zartbesaitete.

Der Besucher tastet sich zunächst in fast völliger Dunkelheit zum Raum des Geschehens vor. Auf dem Plateau einer Zuschauertribüne nimmt er schließlich mit etwa 50 weiteren Interessierten Platz. Ein knappes Dutzend Projektoren bespielt die Leinwand, die den verstreuten Sitzkreis aus Fremden von allen Seiten umgibt. Jeder erlebt das Spektabel so aus seinem eigenen Blick- und Hörwinkel. Über den Köpfen zerfließen nun Straßen, Menschen und Autos, ziehen triste Landschaften in sich ewig verändernden Kreisläufen hinweg.

Der Zuschauer taucht ein in die Welt eines Zellplaneten, zugleich kleinster und größter Teil eines Lebens. Er beobachtet, was auf der Leinwand vor sich geht, wie aus dem Innern einer Laterna Magica, der oft bewussten Reizüberflutung ausgesetzt. Manche schauen zu Boden, wenn die kaleidoskopartigen Bilder in zu schnellem Wechsel über die Netzhäute flimmern. Es ist ein Ort des Experiments; Künstler, Material und Betrachter werden an ihre Grenzen geführt. Bewegung wandelt sich in Licht, Töne entstehen durch Berührung von bloßer Luft - die Trennwand zwischen Kunst und technischer Spielerei ist durchsichtig.

Nicht alles funktioniert perfekt, nicht alles ist für die Ewigkeit. Auch verstehen die Wenigsten, was der englisch-sprachige Künstler sagen möchte, wenn er das Prinzip seiner Technik-Kunst erklärt. Wiederkommen möchten sie trotzdem, einfach um zu sehen, wie weit diese Reise im Gleichschritt mit der Technik noch gehen kann.

Die Künstlerin

Künstlerin Patricia Detmering

Artdoxa, zeigedeinekunst, saatchi, artnet, mypsace und facebook - die Liste der Seiten, auf denen sich ein Künstler heute präsentieren kann, ist lang. Die Möglichkeit sich eine eigene Website zu erstellen dabei nicht mit einberechnet.

Patricia Detmering studiert Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Ihr Atelier im Albertinum, dass sie sich mit einigen anderen Studierenden teilt, liegt direkt an den Brühlschen Terassen. Bevor sie mit 28 Jahren nach Dresden kam, um in dieser malerische Umgebung an der HfBK zu studieren, war sie bereits in mehreren deutschen Städten als Künstlerin aktiv, hatte sogar eine eigene Galerie.

Aus dieser Zeit stammen auch die meisten Bilder, die man von ihr noch im Internt findet. "Bevor ich studiert habe, war das ein Weg für mich Resonanz auf meine  Arbeit zu erhalten. Allerdings muss man auch sagen, dass da natürlich viele Amateur-Meinungen dabei sind."

Heute nutzt sie soziale Netzwerke wie Facebook hauptsächlich noch, um über kleinere Kunstveranstaltungen und alternative Ausstellungen informiert zu werden. Die meisten ihrer Profile, die sie damals angelegt hat, um ihre Kunst zu vermarkten, liegen heute brach. Die Bilder allerdings sind alle noch da - denn die Bildersuche von Google findet auch jene Arbeiten, die Patricia schon längst gelöscht hat. "Das ist insofern schwierig, da man sich mit den Bildern im Nachhinein vielleicht nicht mehr identifizieren kann, da man inzwischen als Künstler gereift ist."

Allerdings hat sie über das Internet auch schon einige Bilder verkauft. Die wenigsten dieser Käufer sind jedoch ohne persönlichen Kontakt im vorhinein auf sie gestoßen. "Es macht Sinn, die Leute, die man schon kennengelernt hat, in sein soziales Netzwerk einzubinden. Auf die Art bleiben Interessenten über die eigene Arbeit auf dem Laufenden." Das soziale Netzwerk als digitale Visitenkarte also.

Die Dozenten empfehlen den Studierenden diese Visitenkarte zumindest auf der klasseneigenen Homepage einzustellen - hier soll sich so mancher Galerist regelmäßig virtuell tummeln. "Das machen sie natürlich aber auch nur, da sie den Dozenten selbst kennen und wissen, dass er gute Künstler heranzieht." Stephanie Teistler

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