Lesehinweis: Haben erst die Medien Pegida groß gemacht?

Von 2 , , ,

Lesehinweis: Schon der erste Absatz dieses Gastbeitrages auf sueddeutsche.de stellt eine Frage, die ebenfalls unbedingt noch diskutiert werden sollte: Hat erst die Medienberichterstattung Pegida "so groß" gemacht?

Wörtlich heißt es da:

"Was war da eigentlich los in den letzten Wochen? Mit etwas Abstand reibt man sich wie nach einem Fiebertraum ungläubig die Augen. Die Aufmerksamkeit, die den selbsterklärten Verteidigern des Abendlandes unter dem Label Pegida zuteil wurde, ist kaum zu fassen. Um die vielleicht 20 000 Marschierer im Südosten hat sich eine Blase gebildet, die in der Protestgeschichte der Bundesrepublik einmalig sein dürfte. Wochenlang konnte man der Dresdner Abkürzung und ihren lokalen Abwandlungen nicht mehr entkommen."

Und weiter: 

"Die professionellen Medien haben Pegida in einer Aufmerksamkeitskaskade auf der Agenda immer weiter nach oben gerückt. In den sich gegenseitig aufschaukelnden Redaktionen herrschte das Pegida-Fieber. Die Teilnehmerzahlen der Polizei, die sich - von unabhängiger Seite geprüft - als überhöht erwiesen, wurden zum Pulsmesser der Republik. Die jüngsten Demonstrationen waren geradezu belagert von Korrespondenten, die bemüht waren, die Pegida-Marschierer zu verstehen."

Stimmt das? Die Medien im "Pegida-Fieber"? Immerhin ist tatsächlich immer wieder die Frage aufgetaucht, warum gerade einmal 25.000 Protestierer - eine im Vergleich zu anderen Demonstrationen eher geringe Zahl - die ganze Republik über Wochen in Atem halten konnten.

Schon in der Frage liegt übrigens eine Antwort an die Medienkritiker, die meinen, die Berichterstattung über Pegida sei nicht "neutral" gewesen: Die "neutrale" Berichterstattung ist faktisch nicht möglich, ist doch schon die Auswahl des Themas eine erste Wertung. Denn in der Wertigkeit, allein an Zahlen gemessen, fiel die Berichterstattung tatsächlich viel zu umfangreich aus.

Der Gastbeitrag auf sueddeutsche.de trägt den Titel: "Kolossale Bühne für die Rassisten von Pegida".

2 Kommentare
  • stefanolix
    Januar 30, 2015

    Ab einer bestimmten Größenordnung muss über eine Demonstration berichtet werden, weil sie ja u. a. den Verkehr beeinträchtigt und die Leute natürlich wissen wollen, was da los war. Wenn dazu noch Gegendemonstrationen und (teils gewaltsame) Proteste kommen, bleibt den lokalen Medien gar nichts anderes übrig. Eine ganz andere Frage ist: Gehört jede Demonstration in Dresden auch in die überregionale Presse? Und wenn Ja: in welchem Umfang?

  • Philipp
    Januar 30, 2015

    Mit dem übertriebenen Interesse ist auch die Berichterstattung über das Personal der Pegida gemeint. Da vermischte sich tatsächlich notwendige Aufklärungsarbeit schon mit reichlich Boulevard. Vor allem ist aber zu kritisieren, dass auf diesem Weg die Positionen und diffusen Anliegen der Pegida permanent im Gespräch waren, die Angst der Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund gerade in Dresden aber in den Gesprächen (sowohl auf den Podien, Gesprächsangeboten der Parteien und der Landeszentrale für politische Bildung und eben auch in der Berichterstattung) überhaupt keine Rolle spielte.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.