Funkanalyse Thüringen: unter 45 Minuten regionale Berichterstattung pro Woche

Mal einen Blick über den Tellerrand: Die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) hat Anfang Janaur ihre aktuelle Programmanalyse der Thüringer Radiosender mit einer Pressemitteilung vorgestellt. Dabei sind einige interessante Ergebnisse herausgekommen, die ich dem FLURFUNK-Publikum nicht vorenthalten möchte.

Untersucht wurden die Tagesprogramme der von der TLM zugelassenen privaten Programme Antenne Thüringen, LandesWelle Thüringen und Radio TOP 40 sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogramme des Mitteldeutschen Rundfunks MDR JUMP und MDR Thüringen – Das Radio.

Im Visier der Forscher stand das Tagesprogramm (5–19 Uhr) einer künstlichen Woche aus den Monaten September 2022 bis Januar 2023 (!), die Methode war eine systematische Inhaltsanalyse aller im Untersuchungszeitraum ausgestrahlten Beiträge.

Hoher Musikanteil, Information rückläufig

Keine Überraschung: Alle untersuchten Programme bestehen zu erheblichen Teilen aus Musik, bei Radio Top 40 sind das sogar deutlich über 70 Prozent. Bei den anderen Programmen bewegt sich der Musikanteil so zwischen 60 und 70 Prozent.

Spannender schon: Der Anteil der deutschsprachigen Musik beträgt bei allen Programmen unter 10 Prozent. Den größten Anteil deutschsprachiger Musik hat MDR Thüringen, gefolgt von der Landeswelle Thüringen.

Größten Anteil an journalistischen Beiträgen und Inhalten hat ebenfalls MDR-Thüringen, wobei Antenne und LandesWelle in den Kategorien auch nicht so schlecht dastehen und vor Jump liegen.

Spannender aber noch ist, was die Pressemitteilung verrät. Wörtlich heißt es da:

"Bei Antenne Thüringen ist der Informationsanteil von 14 Prozent in 2021 auf 12,9 Prozent in 2022/2023 zurückgegangen. Damit verfehlt der Sender erneut den von der TLM von den privaten Vollprogrammen geforderten Wert von 15 Prozent. LandesWelle Thüringen liegt dagegen trotz eines leichten Rückgangs mit einem Infoanteil von 17,1 Prozent weiterhin deutlich über diesem Wert. radio TOP 40 ist als ein jugendorientiertes Musikspartenprogramm nicht an diese Auflage gebunden. Der Sender weist in der Analyse einen Informationsanteil von 5 Prozent auf und hebt sich mit einem Musikanteil von über 80 Prozent deutlich von den anderen untersuchten Programmen ab."

Ferner hat die Studie ergeben, dass es bei MDR Jump einen deutlichen Rückgang im Informationsangebot gab. Zitat:

"In zurückliegenden Untersuchungen erreichte der Sender regelmäßig Werte von über 20 Prozent. In 2022/2023 lag der Anteil der informierenden und beratenden Wortbeiträge im Tagesprogramm dagegen nur noch bei 15,7 Prozent. Mit 21,4 Prozent weist MDR Thüringen – Das Radio nach wie vor den höchsten Informationsanteil der untersuchten Programme auf. Allerdings ist der Infoanteil auch hier seit 2017 rückläufig."

Regionale Berichterstattung: unter 45 Min. pro Woche

Die Untersuchung unterteilt das redaktionelle Wortprogramm in verschiedene Kategorien (einschließlich Nachrichten und Moderationen) – und hat sich im Wortprogramm die Beiträge mit Thüringen- und Lokalbezug näher angeschaut.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung dazu:

"Antenne Thüringen produzierte und sendete für jede Region rund 39 Minuten originäres Programm pro Woche. Bei LandesWelle Thüringen lag der Umfang der Regionalisierungen bei rund 36 Minuten originärem Programm pro Woche. Beide Sender haben damit im Vergleich zur letzten Untersuchung den Umfang ihrer regionalisierten Berichterstattung zwar wieder erhöht, erreichen allerdings den von der TLM vorgegebenen wöchentlichen Mindestumfang von 45 Minuten nach wie vor nicht."

Damit keine Missverständnisse auftauchen: Der Informationsanteil der einzelnen Programme an sich ist natürlich deutlich höher als die genannten Minuten – hier geht es wirklich nur um die regionalen Inhalte, also welche mit Thüringen- oder lokalem Bezug.

Programmanalyse als Aufsichtsinstrument

Die TLM nutzt die systematische Programmanalyse im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit: "Im Kern geht es dabei um die Kontrolle und Durchsetzung der medienrechtlichen Vorgaben und der programmbezogenen Lizenzauflagen für die privaten Rundfunkprogramme", ist der Mitteilung zu entnehmen. Die Analysen dienen dabei als Grundlage für Gespräche mit den Programmverantwortlichen und ermöglicht einen Vergleich, wie sich die Branche entwickelt.

Deswegen wurden auch die beiden MDR-Programme einbezogen, die ebenfalls Werbung verbreiten und in Thüringen zu hören sind.

Ein vergleichbares Instrument aus Sachsen ist uns nicht bekannt.

Hier finden sich die Analysen der TLM zu Abruf.

Hier ist die Funkanalyse als PDF zu finden.

Transparenzhinweis: Ich (owy) bin Teil eines Forschungsteams, dass aktuell im Auftrag der TLM eine Studie über lokale Vielfalt erstellt. 

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1 Kommentar
  • Perlinger
    Februar 6, 2024

    Dass MDR JUMP dennoch in der Statistik als Programm mit der meisten Information hervorgeht ist einfach nur erschreckend, und ein Indikator dafür, dass die privat-kommerziellen Anbieter die ÖR als Maßstab verwenden, und wenn selbst die an Journalismus sparen sehen die Privaten das als willkommene Einladung. Eine sehr gefährliche Entwicklung! Und was zählt die TLM denn als regionale Information? Wenn man über das Osterfeuer in der Region berichtet, oder sind damit echte Reporter-Schalten und O-Töne aus dem eigenen Haus zu politischen Entwicklungen gemeint?

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