
Podcasts gehören auch in Deutschland immer mehr zur alltäglichen Mediennutzung dazu. Laut der RMS-Podcast-Studie 2024 hören 23 Prozent der Menschen täglich mindestens einen Podcast – Tendenz: steigend.
Aber wie fange ich einen Podcast an? Wie setze ich ihn praktisch um, wie schaffe ich es, dass er auch gehört wird?
Bony Stoev lebt und arbeitet als Sound Designer und Podcastproduzent in Dresden und hat schon an Podcastprojekten für die Süddeutsche Zeitung oder ZEIT Online mitgewirkt. Im FLURFUNK-Interview gibt er Hinweise, worauf Einsteiger achten sollten und was die häufigste Fehler bei der Produktion von neuen Podcast sind.
Bony Stoev: "Vor allen Dingen brauche ich eine gute Idee"
FLURFUNK: Was brauche ich, wenn ich meinen eigenen Podcast starten will?
Bony Stoev: Vor allen Dingen brauche ich eine gute Idee. Es gibt mittlerweile sehr, sehr viele Podcasts in Deutschland, im deutschsprachigen Raum, auf der Welt. Und es gibt vermutlich noch kein Thema, was nicht schon im Podcast besprochen wurde. Aber es lohnt sich immer, tiefgreifenden Kontext zu liefern. Dazu brauche ich ein gutes Konzept und gute Technik – da muss ich mich entscheiden, ob ich die Technik selbst anschaffe oder einen Dienstleister in Anspruch nehme.
FLURFUNK: Podcast liegen im Trend. Aber man hört auch immer wieder, dass sehr viele Podcast nur geringe Reichweiten erzielen?
Stoev: Das kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Ich habe letzte Woche eine Freundin getroffen, die mir erzählt hat, dass sie sehr wählerisch ist, wenn's um Podcasts geht. Ihr müssen Titel, Thema und Cover gleich von Anfang an gefallen. Dann hört sie rein und der erste Eindruck muss passen. Da kommen viele Dinge zusammen: Geschichte, Stimmen, Personen, Ansprache, Format, Musik und vieles mehr. Gerade die Hosts sind mittlerweile sehr wichtig. Wer nimmt mich an der Hand durch den Podcast? Kenn ich diese Person? Habe ich eine Community, die ich gleich direkt ansprechen kann? Ist die bzw. der Host authentisch?
FLURFUNK: Wie wichtig ist es, schon eine Community - zum Beispiel in Social-Media, zu haben?
Die Distribution ist sehr wichtig für den Erfolg. Wenn ich einen Social Media Kanal mit vielen tausenden Followern habe, habe ich von Anfang mehr Reichweite. Dann muss ich auch Werbung für den Podcast machen. Ein Teaser-Video bei Instagram, BlueSky, Mastodon oder TikTok hilft da schon. Andere Möglichkeiten sind E-Mail Newsletter und Crosspromo bei anderen Podcasts.
FLURFUNK: Was sind die häufigsten Fehler, die beim Start von Podcast gemacht werden?
Stoev: Erster großer Fehler: überhaupt nicht anzufangen. Auch wenn ich viele Punkte genannt habe, die bei einem Podcast passen sollten, wäre es nicht gut, erst ein halbes Jahr am Konzept zu arbeiten und das am Ende alles zu zerrenden. Gerade wenn es ein kontinuierliches Gesprächsformat ist, kann man immer wieder das Format justieren. Zweiter großer Fehler: schlechte Tonqualität. Die Standards sind mittlerweile hoch und niemand möchte einen unangenehmen Sound auf den Kopfhörern haben. Ein letzter Punkt: zu wenig Kontinuität. Natürlich gibt es narrative Podcastserien von zum Beispiel 5 Episoden, aber die meisten Podcasts sind Gesprächsformate. Da sind viele am Anfang motiviert und machen jede Woche einen Podcast. Aber das muss man dann auch durchhalten.
FLURFUNK: Wie wichtig ist die Technik?
Stoev: Wie schon erwähnt: Guter Sound ist essenziell. Dafür braucht man einen Raum mit wenig Hall, vernünftige Mikrofone und ein Audioskills. Diesen Prozess muss man erlernen. Viele, die einen Podcast starten wollen, haben wenig Erfahrung mit Audioproduktion. Ich kann nur empfehlen sich mit den Basics auseinander zu setzen und sich nicht von den ganzen KI-Tools leiten lassen. Und man kann auch mit kleinen Budgets für Technikanschaffungen gut hörbare Aufnahmen produzieren.
FLURFUNK: Du bietest auch Seminare zum Thema an. Was erwartet die Teilnehmenden da?
Stoev: Ich biete einen kompakten Überblick, wie die Teilnehmenden in das Thema Technik für die Podcastproduktion schnell einsteigen können und welche für welchen Einsatzzweck geeignet ist. Wir sprechen über Räume, Mikrofone, Schnittsoftware und Audioproduktion (Schnitt und Mischung). Tools, die Tonarbeiten erleichtern können, und der Einsatz von KI kommen ebenfalls zur Sprache. Zum Schluss demonstriere ich, wie man seinen Podcast veröffentlichen kann.
FLURFUNK: Vielen Dank für das Interview!
"Podcast für Einsteiger" – so heißt das 1-Tages-Seminar, dass Bony Stoev und ich (Peter Stawowy) gemeinsam am 13.5. und 10.6.2025 in Dresden anbieten.
Alle wichtigen Informationen zum Seminar finden Sie hier: flurfunk-dresden.de/stawowy-seminare.
Hier geht es zur Webseite von Bony Stoev.
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