MDR gründet Investigativ-Redaktion

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Der MDR bekommt eine neue Recherche-Redaktion mit einem festen und zwei freien Mitarbeitern. „Die kleine Redaktion soll in Ruhe – ohne durch tägliche Arbeit für aktuelle Sendungen und Druck – investigativ arbeiten können und brisante Themen gründlichst recherchieren“, teilt der MDR auf Nachfrage mit.

Die Redaktion ist dem Chefredakteur Fernsehen unterstellt und nimmt derzeit für zunächst zwei Jahre die Arbeit auf. Die Initiative zu diesem Schritt soll schon vor längerem unter anderem von MDR-Rundfunkratsmitglied und Landtagsabgeordneter Heiko Hilker ausgegangen sein. Der bemängelte schon öfter Recherche- und auch Meinungsschwäche beim Mitteldeutschen Rundfunk.

So habe der MDR 2008 gerade mal sieben eigene Kommentare in den Tagesthemen platzieren dürfen – während zum Beispiel die Redakteure des Hessischen Rundfunks im gleichen Zeitraum stolze 21 Mal den Kommentar des Tages sprechen durften. Das nächstgrößere Haus, der Bayerische Rundfunk, kam gar auf 34. "Da der MDR in den vergangenen Jahren kaum auf Recherche gesetzt hat, hatte er journalistisch wenig zu bieten", so Hilker. Mindestens ein Top-Journalist müsse für die neue Rechercheredaktion eingekauft werden, findet der Politiker. Sonst werde sich nicht viel ändern.

Dass der MDR in der Recherche zu den Schlusslichtern unter den ARD-Anstalten gehören dürfte, sieht man an "Fakt": Unter den Politmagazinen der ARD hat die MDR-Sendung die schlechtesten Quoten. Während "Panorama" (NDR) und "Monitor" (WDR) oft zu den quotenstärksten Sendungen des jeweiligen Tages gehören, konnte "Fakt" das im vergangenen Jahr kein einziges Mal schaffen. Und die Themen sind oft so investigativ nicht: Im August klärte der MDR auf, dass Schlaganfälle "meistens ganz plötzlich" kämen. Zur Bayernwahl begleitete "Fakt" Gabriele Pauli – und Schlagersängerin Claudia Jung.

Die neue Redaktion soll laut MDR-Pressestelle "die journalistische Qualität steigern" und "die Informationskompetenz des MDR stärken". Wie viel die Rechercheredaktion kostet und ob die Anstalt wirklich glaubt, damit ihre Investigativleistung steigern zu können, kann oder will der MDR indes seit anderthalb Monaten nicht beantworten. Martin Machowecz

Der Autor ist Schüler der Deutschen Journalistenschule München.

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