IVW 2/2012: ePaper bringt kaum Entlastung für Zeitungsauflagen in Sachsen

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IVW-Auflagen 2/2012 für Dresden und Sachsen.

Wie steht es eigentlich um die Zeitungsauflagen in Dresden und Sachsen? Die Veröffentlichung der Zeitungsauflagen zum 2. Quartal 2012 durch die IVW ist eine gute Gelegenheit, sich endlich wieder einmal der Entwicklung der Zeitungsauflagen in Dresden anzunehmen.

Die Zeitungsauflagen hier liegen dabei absolut im Bundestrend: Sie sind kontinuierlich (leicht) rückläufig. Da nutzt auch die neue ePaper-Regelung nichts, die seit 1.4.2012 die digitalen Ausgaben nicht mehr gesondert, sondern mit der gesamten Auflage ausweist.

In Dresden profitiert da eigentlich nur eine Zeitung von: Die "SZ" meldet für die Dresdner Ausgabe 973 ePaper-Exemplare, davon 413 Abos. 560 sind als sonstige Verkäufe gelistet. Die Anpassung der ePaper-Preise, die im März für etwas Aufregung gesorgt hatte, hat sich also gelohnt (vgl. Flurfunk Dresden: "'Sächsische Zeitung': saftige Preiserhöhung für ePaper-Ausgabe"). Die knapp 1.000-ePaper-Exemplare sorgen auch dafür, dass der Auflagenrückgang bei der verkauften Auflage im Vergleich zum Vorjahresquartal nur bei -1,3 % liegt (Zahlen beziehen sich auf die Stadtausgabe).

Die "DNN" als lokaler Abonnenten-Wettbewerber kommt dagegen gerade mal auf gemeldete 24 ePaper-Ausgaben - vielleicht liegt das auch daran, dass die ePaper-Ausgabe extrem unpraktisch zu lesen ist (wir versuchen es jeden Tag)? Der schwache Auflagenrückgang der "DNN" um nur 80 Exemplare ist durchaus bemerkenswert. Schaut man sich die IVW-Tabelle genauer an, fällt aber auf, dass der sonstige Verkauf im Vergleich zum Vorjahresquartal (und auch im Vergleich zum Vorquartal) um über 200 Exemplare gestiegen ist. Wollte man vielleicht die für den Anzeigenverkauf psychologische Grenze von  25.000 verkauften Exemplaren noch nicht unterschreiten?

"Mopo" und "BILD Dresden" haben überhaupt keine ePaper-Ausgaben gemeldet, auch wenn zumindest die "Mopo" im Online-Kiosk Pupples als solches erhältlich wäre (nutzt den eigentlich jemand?). Daraus erklärt sich vielleicht auch, dass die Auflagenverluste der beiden Boulevard-Blätter etwas höher sind als bei den anderen Zeitungen. Wobei, wenn das so weitergeht... die "BILD Dresden" hat -5,38 % weniger verkauft und braucht wohl nicht mehr lange, um die 50.000er Marke zu unterschreiten. Und die -4,15 % bei der "Mopo" dürften ebenfalls ganz schön wehtun.

Auch bei der Betrachtung des sächsischen Zeitungsmarktes sieht es nicht besser aus - eher im Gegenteil. Die Auflage sinkt nahezu überall - den "Vogtlandanzeiger" mal ausgenommen. Bemerkenswert sind bei den Abonnentenzeitungen die Entwicklung der ePaper-Zahlen:

Die "Freie Presse" kommt auf 2.496 ePaper-Exemplare (wobei über 2.000 davon unter sonst. Verkäufe laufen); würden die ePaper-Exemplare nicht mitzählen, wäre der Auflagenverlust noch bitterer. Die "SZ" kommt bei der Gesamtauflage auf insgesamt 1.702 ePaper-Exemplare (davon 936 sonst. Verkäufe und immerhin 766 Abonnenten). Die "LVZ" bringt gerade einmal 226 ePaper-Exemplare auf die Waage.

Die Auflagen sinken also, wobei man auch anmerken muss, dass gerade die großen Abonnentenzeitungen von einem hohen Niveau kommen. Aus den Zahlen also abzulesen, die Zeitungen würden an Bedeutung verlieren, wäre etwas übertrieben. Allerdings, und das wird man allerorts bereits fleißig tun, wissen die Zeitungsmanager auch, dass die Auflagen langfristig kaum mehr steigen werden. Und auch die Anzeigenumsätze sind heutzutage längst nicht mehr so üppig, wie sie es mal waren.

Wie war in einer Intranet-Meldung des DD+V Anfang des Jahres an die eigenen Mitarbeiter, in der es um die Entwicklung der Geschäftszahlen ging, zu lesen:

"Um im Kerngeschäft langfristig journalistisch unabhängig agieren zu können, sind die Profitabilität und die Weiterentwicklung aller Geschäfte von großer Bedeutung. Deshalb rief Oliver Radtke die Kolleginnen und Kollegen dazu auf, an Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerung mitzuwirken und sich aktiv an der Entwicklung neuer Ideen zu beteiligen. Das Zeitungsgeschäft wird langfristig weiter schrumpfen. Deswegen wird es überlebenswichtig bleiben, immer wieder neue Geschäftsfelder zu entdecken und auszuprobieren."

Man darf also gespannt sein, was noch so kommt.

Alle hier genannten Zahlen sind frei einsehbar unter: ivw.eu.

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