Beständig sinkend: Sächsische Zeitungsauflagen (IVW) im 1. Quartal 2014

Die verkauften Auflagen der sächsischen Zeitungen im 1. Quartal 2014, Quelle: ivw.de

Die verkauften Auflagen der sächsischen Zeitungen im 1. Quartal 2014, Quelle: ivw.de

Ein trauriger, aber im Grunde schon gewohnter Anblick: Die IVW-Auflagenausweisung für die sächsischen Zeitungen liefert auch 1. Quartal 2014 das gewohnte Bild (s. Tabelle). Alle Zeitungen verlieren im Vergleich zum Vorjahresquartal weiter an Auflage – in den Spalten "Differenz" und "Veränderung in %" ist nicht ein einziges Pluszeichen zu finden.

Ein paar bemerkenswerte Aspekte zu den sächsischen Zeitungsauflagen in Stichpunkten (alle Daten stammen aus der Ausweisung unter ivw.de):

  • Größter Verlierer in unserer erstmals für alle drei sächsischen Großstädte erstellten Tabelle ist die "Morgenpost Chemnitz". Minus 8,24 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeuten einen Verlust von im Schnitt 2.256 verkauften Exemplaren. Immerhin: Die "Mopo Chemnitz" hat 199 Abonnenten hinzugewonnen und kommt so auf stolze 5.739 Abos. Das sind übrigens deutlich mehr Abonnenten als der etwas auflagenstärkere direkte Wettbewerber "BILD Chemnitz" (2.111 Abonnenten).
  • Wenig Freude dürfte der "Morgenpost"-Mannschaft auch die Dresdner Auflage machen: Erstmals sinkt die verkaufte Auflage unter die 60.000er Marke. Die fehlenden Einzelverkäufe werden auch nicht durch die leicht steigende Zahl der Abonnenten ausgeglichen. Überhaupt: Leicht steigende Abonnentenzahlen scheinen ein Trend bei den lokalen Boulevardblättern zu sein. Allerdings sind das keine besonders großen Dimensionen, die unbedingt Hoffnungen machen. Nach wie vor müssen sich die Boulevard-Blätter am Kiosk beweisen: Und da bleibt nur das Fazit, dass immer weniger Menschen täglich zugreifen.
  • Apropos Verluste: Die "LVZ" wird wohl nicht mehr sehr oft die "2" vor der sechstelligen Auflage ausweisen können – es sei denn, es geschieht ein Wunder (womit nicht zu rechnen ist). Im 1. Quartal 2014 kommt man zwar noch auf 200.257 verkauften Exemplare; allerdings hat man erstmals im 3. Quartal 2013 "nur" 198.619 verkaufte Exemplare gemeldet. Dauerhaft dürfte sich also wohl die "1" vor den fünf anderen Ziffern etablieren.
  • Bei den drei großen Abonnentenzeitungen "FP", "SZ" und "LVZ" bringt der direkte Vergleich der Stadtausgaben einen interessanten Aspekt zutage (für Verlagsinsider keine Neuigkeit, aber allgemein so vermutlich nicht bekannt): Die verkaufte Chemnitz-Auflage der "Freien Presse", unter den drei großen sächsischen Zeitungen immerhin der "dickste Goldfisch im Glas", liegt deutlich unter den Stadtausgaben von "LVZ" in Leipzig und "SZ" in Dresden. Heißt: Die "FP" ist wesentlich stärker im ländlichen Bereich verankert als die beiden Wettbewerber. (Nachtrag, 26.4.2014: Das war zugegeben etwas kurz gedacht – wie dieser Kommentar unten erklärt. Danke für die Korrektur!)
  • Positiv entwickeln sich allgemein die ePaper-Verkäufe und -Abos, die bei der IVW zumindest bei den Abonnenten-Zeitungen in einer eigenen Spalte ausgewiesen werden: So hat die gesamte "FP" im 1. Quartal fast 3.500 ePaper-Ausgaben verkauft und auch die "Wettbewerber" weisen steigende Verkaufszahlen für die elektronischen Versionen aus. Allerdings bewegen sich diese Zahlen noch nicht in nennenswerten Dimensionen, um mit der gedruckten Auflage verglichen werden zu können. Immerhin: Steter Tropfen höhlt den Stein.

Soweit die subjektive Auswertung der aktuellen Zahlen – Kommentierung oder eigene Anmerkungen in den Kommentaren sind herzlich willkommen! Bevor aber jetzt jemand das "große Zeitungssterben" ausgerufen will, sei kurz noch darauf hingewiesen, dass die Auflagen gerade bei den großen Abonnenten-Zeitungen immer noch auf sehr hohem Niveau liegen.

Trotzdem: Dauerhaft schrumpfen die Print-Auflagen, die Branche verändert sich; die elektronischen Alternativen nehmen aber noch keinen nennenswerte Stellung ein. Es bleibt spannend.

4 Kommentare
  • hrst
    April 26, 2014

    Sorry, der Städtevergleich hinkt. Die "Freie Presse" verkauft in der Stadt Chemnitz deutlich weniger Zeitungen, weil dort nur halb so viele Menschen wie in DD und L leben. Ein Vergleich der Haushaltsabdeckung ist sicher hilfreicher als der Vergleich absoluter Verkaufszahlen. Nur mal so: Würde man die verkauften Exemplare pro 1000 Einwohner berechnen (und das ist auch noch nicht trennscharf genug), käme man für die LVZ auf gut 237, für die FP auf 185 und die SZ auf 157. Und berücksichtigt dabei immer noch nicht die jeweiligen Vertriebsgebiete der Stadtausgaben.

  • owy
    April 26, 2014

    Kopf –> Tisch. Das war von mir wohl nicht zuendegedacht. Ich habe den Kommentar im Blogbeitrag verlinkt und die entsprechende Passage als falsch gestrichen. Großen Dank für den Hinweis!

  • André Dreilich
    April 27, 2014

    Die LVZ wird sich beim Ausbleiben des Wunders wohl noch ein Weilchen mit sonstigen Verkäufen (der Terminus ist ein Widerspruch in sich, weil da ja nicht wirklich etwas verkauft wird) und mit Bordexemplaren beweihräuchern. Schon jetzt scheint die Hauptaufgabe des Flughafens LEJ neben dem Nachtflugterror ja vor allem darin zu bestehen, Leipziger Volkszeitungen irgendwie an den Passagier zu bringen. Immerhin wurden im 1. Quartal 2014 täglich durchschnittlich 3.491 Exemplare der Gesamtausgabe und 2756 Exemplare der Stadtausgabe verbordet. Nimmt man das mal 365, erhält man eine Zahl von Zeitungen, die höher liegt als die Zahl der Passagiere 2013. Aber wahrscheinlich nehmen die GIs auf Transit und die Malle-Rentner mehrere Exemplare ...

  • owy
    April 27, 2014

    Nur der kurze Hinweis: Als "Bordexemplare" gelten auch die Ausgaben, die in Zügen verteilt werden. Da fahren ja auch noch einige von Leipizg los. Abgesehen davon zählen m.W. die sonstigen Verkäufe wie auch die Bordexemplare nicht zu den verkauften Exemplaren dazu - ich bin da gerade aber nicht ganz sicher.
    Trotzdem ist natürlich richtig, dass die Zahl der Bordexemplare bei der "LVZ" auffällig höher liegt als bei "FP" und "SZ".
    Wobei: Bordexemplare wie Sonstige Verkäufe muss man sich immer auch leisten können; also wird man - unterstelle ich mal - schon genau überlegen, ob und warum man das macht. Und hoffentlich gute Gründe haben.

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