Dirk Reelfs: “Manche Inhalte lassen sich gar nicht anders kommunizieren”

Von 2 , ,

Ein ungewöhnlicher Schritt: Die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags hat am vergangenen Samstag (11.12.2010) erstmals eine ganzseitige Anzeige in der "Freien Presse" geschaltet. Hintergrund ist die Verabschiedung des sächsischen Staatshaushalts 2011/2012 durch den Landtag.

Flurfunk Dresden* hat bei Dirk Reelfs, Pressesprecher der CDU-Fraktion, nachgefragt, warum er zu dem ungewöhnlichen Mittel greift, ob das eine Form der Medienkritik ist und ob die Anzeigenschaltung in Zukunft häufiger vorkommen wird.

Flurfunk Dresden: Warum inseriert die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags ganzseitig in der Zeitung? Warum gerade jetzt?
Dirk Reelfs: Ganzseitige Inserate sind ein geeignetes Kommunikationsmittel um Hintergründe politischer Weichenstellungen darzustellen. Und eine solch grundlegende Entscheidung steht diese Woche an. Der Landtag wird den Doppelhaushalt für die Jahre 2011 und 2012 beschließen und dabei auch die Weichen bis 2020 stellen.

Flurfunk Dresden: Ist das auch eine Form der Medienkritik?
Reelfs: Nein, für einen Pressesprecher verbietet sich Medienkritik. Wenn schon, könnte man Anzeigenschaltungen eher als eine Antwort auf einen Trend in der medialen Berichterstattung verstehen. Medien wählen aus, manchmal blenden sie auch aus. Sie spitzen zu und emotionalisieren. Sie frönen einem Negativismus und neigen auch zur Hysterie. Immer häufiger entsteht dabei ein verzerrtes Abbild der Wirklichkeit.

Flurfunk Dresden: Die Bundesregierung war erst kürzlich in der Kritik, weil sie großflächig Anzeigen in Tageszeitungen geschaltet hat - sind das nicht Staatsgelder, die hier ausgegeben werden?
Reelfs: Natürlich, aber darin sehe ich nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: Regierungen haben geradezu die Pflicht zu informieren und das auf möglichst vielen Ebenen. Und manche Inhalte lassen sich auch gar nicht anders kommunizieren als auf direktem Wege, wie zum Beispiel durch Anzeigen.

Flurfunk Dresden: Warum die Freie Presse und nicht alle Tageszeitungen in Sachsen?
Reelfs: Es ist die erste ganzseitige Anzeige für die CDU-Landtagsfraktion, quasi ein Testballon. Wir wollen die Wirkung und Reaktion erst einmal abwarten. Dass es die Freie Presse getroffen hat, war eher zufällig und hat sich im Laufe von mehreren Gesprächen ergeben.

Flurfunk Dresden: Wird sich die Anzeigenschaltung wiederholen?
Reelfs: Sicher, wenn der Anlass ein besonderer ist, werden wir Anzeigen schalten, natürlich auch in anderen Medien.

Flurfunk Dresden: Danke für das Interview.

Die Anzeige ist auch auf der Internetseite der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags zu finden (hier geht es zum PDF).

*Hinweis: stawowy media (als Betreiber von flurfunk-dresden.de) arbeitet regelmäßig als Dienstleister für die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtags. In die Produktion und Schaltung dieser Anzeige sind wir nicht involviert. Flurfunk Dresden freut sich immer über Hinweise auf ungewöhnliche Medienentwicklungen und -geschichten, gern auch von anderen Parteien.

2 Kommentare
  • Wolfgang Schweiger
    Dezember 14, 2010

    Warum sagt Herr Reelfs "Regierungen haben geradezu die Pflicht zu informieren"? Es geht hier doch um die CDU-Fraktion und nicht um die sächs. Staatsregierung? Damit wurden doch auch keine öffentlichen Mittel direkt eingesetzt, sondern bestenfalls indirekt Mittel der Parteienfinanzierung. Es wundert mich schon sehr, wenn ein sächs. Fraktionssprecher diesen Unterschied übersieht, weil das in letzter Konsequenz die Nicht-Unterscheidung von Exekutive und Legislative bedeutet - auf gut Deutsch: den Filz, der unvermeidlich auftaucht, wenn eine Partei mehrere Jahrzehnte regiert.

  • Anton Launer
    Dezember 14, 2010

    "Medien wählen aus, manchmal blenden sie auch aus. Sie spitzen zu und emotionalisieren. Sie frönen einem Negativismus und neigen auch zur Hysterie. Immer häufiger entsteht dabei ein verzerrtes Abbild der Wirklichkeit."

    Und das ist keine Medienkritik?

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.