Wie viel ist die Arbeit der Freien Fernsehschaffenden dem MDR und den freien Produktionsfirmen wert und wie gut können Autoren, Cutter und Co. von ihrer Arbeit leben?
Diese Frage, wie es tatsächlich um die Freien Fernsehschaffenden in Mitteldeutschland steht, war der Beweggrund für die Studie „Verdienst du schon oder rechnest du noch?“ der Interessengemeinschaft Freie Fernsehschaffende (IG FF) (vgl. Flurfunk Dresden vom 24.3.2014: "Gegen Preisdumping: IG FF fragt nach Einkommen von MDR-Fernsehschaffenden").
219 freie Fernsehschaffende, die alle direkt oder indirekt für den MDR arbeiten, haben an der anonymen Online-Umfrage teilgenommen. Kameraleute, Cutter, Tontechniker und Autoren sind gleichmäßig vertreten. Sie haben, je nach Gewerk 32 Fragen zu ihrem Einkommen, den Arbeitsstunden und Lebensumständen beantwortet.
Durchschnittliches Monatseinkommen: unter 2000 Euro
Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Erwartungen der IG FF: Der Großteil der Umfrage-Teilnehmer (71,39%) ist zwischen 30 und 44 Jahre alt. Mehr als die Hälfte lebt in einer Partnerschaft (57,89%) und hat Kinder (56,85%). Sie sind gut ausgebildete Fachkräfte und seit mehr als zehn Jahren direkt oder indirekt für den MDR tätig.
Ihr durchschnittliches Monatseinkommen? Weniger als 2000 Euro.
Ihre durchschnittliche Arbeitszeit? Zehn Stunden pro Tag – Arbeit an Sonn- und Feiertagen inklusive.
Unter der Lupe waren die Jahre von 2007 bis 2012 – fünf Jahre, in denen die Nettojahreseinkommen stagnierten oder sogar rückläufig waren. Die Konsequenzen von viel Arbeit und wenig Lohn sind unzureichender Versicherungsschutz und mangelnde Altersvorsorge. Hinzu kommt der Druck, auch im nächsten Monat genug Geld nach Hause zu bringen.
Vor allem im Vergleich zu ihren festangestellten Kollegen, stehen die freien Fernsehschaffenden schlecht da. Der Tagessatz eines festangestellten Cutters liegt bei ca. 400 Euro, der eines freien bei 180 Euro.
Beate Splett von der IG FF sagt gegenüber Flurfunk Dresden:
„Wir wollten das gefühlt geringe Einkommen endlich einmal mit Zahlen belegen. Sehr negativ überrascht waren wir, als sich jetzt zeigte, dass es nicht die Berufseinsteiger sind, die an der Armutsgefährdungsgrenze leben, sondern Profis mit Familie, guter Ausbildung und jahrelanger Berufserfahrung.“
Die IG FF nimmt den MDR seit Anfang 2012 in die Verantwortung. Die Vertreter der Interessengemeinschaft und des Senders treffen sich regelmäßig zu Gesprächen über Mehrarbeit, Namensnennung und Urheberrechte. Das Fazit der Umfrage liegt dem Sender vor. Dazu soll es demnächst ein Treffen geben – ein Termin steht aber noch nicht fest. Caroline Vogt
Mehr zur IG FF unter: www.ig-ff.de.
Die Pressemeldung zu den Ergebnissen finden Sie hier als PDF.
Juni 18, 2014
Der AUSLÖSER des Filmverband Sachsen hat sich ebenfalls der Studie angenommen und einen Beitrag dazu veröffentlicht.
Hier ist er online zu lesen:
Traumjob an der Armutsgrenze?
http://www.filmverband-sachsen.de/traumjob-an-der-armutsgrenze/
Christian