Die Gründungskonferenz des Europäischen Zentrums für die Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) hat einen "Appell an alle europäischen Journalisten zur aktuellen Flüchtlingskrise" veröffentlicht. Bei der Konferenz am 8. und 9.10.2015 waren 120 Journalisten aus 23 europäischen Ländern anwesend.
Angesichts der aktuelle Flüchtlingskrise sollten Journalisten, so die Mitteilung:
- allen dunklen Kräften von Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen Flüchtlinge widerstehen
- unerschrocken für offene Gesellschaften eintreten für ein menschenwürdiges, einiges und solidarisches Europa streiten
- gemeinsam Druck und Gewalt gegen Journalisten Widerstand entgegen setzen die Pflicht zu wahrhaftiger
Berichterstattung, mutiger Kommentierung und erhellender Analyse unbestechlich wahrnehmen- die humanitären und aufklärischen Traditionen der Medien gerade in der Krise mit aller Kraft zu verteidigen.
In der Mitteilung ist Hans-Ulrich Jörges, Chefredakteur für Sonderaufgaben Gruner + Jahr und einer der Initiatoren des ECPMF zitiert:
"Flüchtlinge sind seit Monaten das Thema Nummer 1 in vielen europäischen Medien. Zum einen werden Journalisten bei ihren Recherchen zum Thema behindert, verprügelt, festgenommen. Zum anderen folgen zu viele Kollegen allzu leicht Regierungspropaganda."
Im Rahmen der Konferenz wurde außerdem der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig gestiftete "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen. Preisträger 2015 sind der deutsch-türkische Journalist Nedim Şener und der iranische Filmemacher Jafar Panahi (vgl. Flurfunk vom 5.8.2015: "Leipziger Medienpreis geht an Jafar Panahi und Nedim Şener").
Der Preis geht an Menschen und Institutionen, die sich mit Mut und außergewöhnlichem Engagement für die Durchsetzung und den Erhalt der Pressefreiheit einsetzen, und ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.
Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig und Vorsitzender des Vorstands der Medienstiftung, sagte im Rahmen der Preisverleihung:
"In Deutschland erleben wir Woche für Woche, wie sich in islam- und fremdenfeindlichen Demonstrationen auch eine grundsätzliche Ablehnung von Meinungsvielfalt und Pressefreiheit zu manifestieren scheint. (…) Bei aller Unterschiedlichkeit im Einzelfall wird in diesen Beispielen deutlich, dass Presse- und Meinungsfreiheit immer und überall Fürsprecher braucht.“
Der iranische Filmemacher Jafar Panahi erhält die Ehrung für seine Bemühungen der Weltöffentlichkeit ein differenziertes Bild des Iran zu zeigen und sich für Veränderungen in seiner Heimat einzusetzen.
Der deutsch-türkische Journalist Nedim Şener berichtet in Büchern und Reportagen immer wieder über das fein gesponnene Netz von Staat, Geheimdienst und Justiz in der Türkei. Er wird vor allem wegen seiner Recherchen im Mordfall Hrant Dink von staatlichen Behörden verfolgt.
Die vollständige Pressemitteilung zur Preisverleihung finden Sie hier: "Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien an Jafar Panahi und Nedim Şener verliehen".
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