FLURFUNK-Podcast 66: Wie ein Shitstorm über Bayern zog

Hier hören:


Den Podcast von EinfachTon und FLURFUNK dürfen Sie gern mit einem FLURFUNK-Steady-Abo unterstützen: Ab 2,49 Euro sind Sie dabei!

Hier entlang zu unserer Steady-Seite!

Inhalt zur Folge:

Es war die rassistische Äußerung eines Radiomoderators des Senders Bayern 3, die den Shitstorm auslöste. Matthias Matuschik, der neben seiner Arbeit als Radiomoderator auch als Kabarettist in Erscheinung tritt, verglich in seiner Sendung die Südkoranische Band BTS mit einem Virus, "wogegen es hoffentlich bald eine Impfung" gebe. Ein Ausschnitt der Bayern-3-Sendung wurde von einer Twitter-Nutzerin geteilt. Was dann folgte, war ein Shitstorm von internationalem Ausmaß (Hashtag #Bayern3Racist), was sicherlich auch an der guten Vernetzung der BTS-Community untereinander lag. Seit Beginn der Pandemie sind als asiatisch gelesene Menschen immer wieder rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.

Wir sprechen in dieser Folge über das Phänomen Shitstorm, angemessene Reaktionen darauf und finden heraus, warum wir uns an Shitstorms gewöhnen müssen.

Shownotes

Der Bayern-3-Shitstorm

Worüber wir auch hätten sprechen können

Im FLURFUNK-Podcast beschäftigen sich Peter Stawowy und Lucas Görlach mit aktuellen Entwicklungen und Umbrüchen in der mitteldeutschen Medienwelt. Dazu sprechen sie auch mit Persönlichkeiten, Experten und Kritikern der Kommunikationsbranche.

Der FLURFUNK-Podcast ist eine gemeinsame Produktion von FLURFUNK, dem Medienblog, und EinfachTon.

JETZT wäre ein guter Zeitpunkt, das eigene Steady-Abo abzuschließen. Einfach auf das Banner klicken!

4 Kommentare
  • Raya
    März 3, 2021

    Lieber Podcaster,

    vielen Dank für diesen Beitrag. Gleich vorneweg: Wenn ich den Beitrag gleich auf Twitter teile, dann kann es sein, dass sich viele Leute melden (oder auch nicht). Betrachtet das dann bitte nicht als einen Shitstorm, sondern als eine sehr große Menge an Kommentaren oder Kritik. Wie ihr in der Sendung erwähnt habt, ist das BTS Fandom (genannt ARMY) sehr groß und international vernetzt und wenn sich da nur 0.01% zu Wort meldet, dann kommen trotzdem sehr viele Kommentare zusammen.

    Sie haben das Problem der rassistischen Äußerungen sachlich und aus meiner Sicht sehr gut beschrieben. Und auch Ihre Einblicke in die Shitstorm-Thematik fand ich interessant.
    Und jetzt kommt ein aber: Sie haben sich mit dem Phänomen "Shitstorm" und wie dieser entsteht beschäftigt, aber sich nicht mit dem eigentlichen "warum?" auseinandergesetzt. Denn der #Bayern3Racist Protest hat ein klares Ziel: Den Alltagsrassismus gegenüber Menschen, die als asiatisch gelesen werden, anzuprangern.

    Dass Herr Matuschik sich frei fühlte solche Aussagen frei im öfentlich-rechtlichen Radio zu äußern, lag ja nicht unbedingt daran, dass er ein schlechter Mensch ist, sondern dass der Alltagsrasismus so verbreitet und internalisiert ist, dass es Menschen gar nicht auffällt, dass sie rassistische Aussagen machen und dadurch asiatisch gelesene Menschen verletzen und weiter ausgrenzen.
    In ausländischen Medien wurde dies erkannt und stark thematisiert, z.B.: https://www.papermag.com/racial-implications-bts-covid-19-2650849282.html?rebelltitem=15#rebelltitem15
    Aber die deutsche Medienlandschaft - und dazu zähle ich jetzt auch euren Podcast - hat sich lieber auf die Fans und den "Shitstorm" konzentriert. Wir Fans haben unsere "Arbeit" getan und auf das Problem aufmerksam gemacht und zwar so gut wie jede/r einzelne das als Teil einer Gruppe, die keine Hierarchie und keine Anführer/in hat, tun konnte.
    Wir sind sehr viele und wir haben leider auch schwarze Schafe, die auf diese Situation nur mit Beleidigungen oder Bedrohungen reagieren können. Sie sind wie die Hooligans oder der rechte Block eines Fußballfanclubs. Wie wollen sie nicht, aber sie sind trotzdem da und gehen nicht weg, wenn man sie darum bittet. Und es ist sehr frustrierend, wenn Medien die ganze Aufmerksamkeit nur auf diese schwarzen Schafe richten und dabei die vielen, berechtigten Argumente übersehen. Statt über Alltagsrassismus zu berichten, wird über Fans mal mehr mal weniger verteufelnd geschrieben oder eben über den Shitstorm. Und dieser Frust lässt den Protest weiter köcheln, bis dann tatsächlich nur die Wut auf die Ignoranz und die Verdrehung der Tatsachen übrig bleibt und man nur noch das Feindbild, in diesem Fall ist es der Herr Matuschik und die deutschen Medien, "fertig machen" möchte. Bayern 3 hätte seinen Ruf nicht eingebüßt, sondern evtl. sogar noch aufbessern können, wenn sie die Beleidigungen und Bedrohungen ignoriert oder direkt angezeigt und stattdessen den Fans zugehört hätten, die tatsächlich etwas konstruktives zu sagen hatten. Und davon gibt es mehr als genug!
    Wir wollten eine ehrlich gemeinte Entschuldigung, die anerkennt, dass die Aussagen rassistisch waren und wir wollten Konsequenzen, z.B. eine Sondersendung zum Alltagsrassismus (https://twitter.com/Novemberbeetle/status/1367081213719175169), sehen. Stattdessen bekamen wir eine Entschuldigung, die die Täter-Opfer-Rollen umdrehte, den Herrn Matuschik als den guten Samariter darstellte und die Fans als einen wütenden Mob, der den armen Herrn Matuschik und seine Familie bedroht (Damit möchte ich die verbalen Attacken nicht verharmlosen! Die sind schädlich und die Poster)innen sollten dafür ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden.). Die meisten asiatischen Fans konnten diese Tut-uns-leid-aber-der-Matuschik-ist-ein-lieber-Kerl-und-ihr-seid-böse-Entschuldigung nicht annehmen.
    Aber die deutschen Medien haben das sehr gerne aufgegriffen und berichten über "radikale Fans" statt über Alltagsrassismus.
    Keiner denkt darüber nach, dass hinter jedem Account ein echter Mensch sitzt, den das Thema zutiefst berührt. Eigentlich möchten wir uns nur an der Musik von BTS erfreuen und gemeinsam Spaß am "fangirlen" haben, aber stattdessen müssen wir uns immer wieder mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung auseinander setzen und das nur, weil wir eine südkoreanische Boyband mögen und nicht z.B. die britische Band Coldplay.
    Ich hoffe, ich konnte euch eine etwas andere Perspektive auf diese Situation bieten. Versucht bitte beim nächsten mal etwas mehr in die Tiefe zu gehen und über die Hintergründe des Phänomens zu berichten.

    MfG

    Eine BTS ARMY

  • owy
    März 4, 2021

    Liebe:r Kommentator:in,

    vielen Dank für die konstruktive Auseinandersetzung und die Kritik. Tatsächlich haben wir den Fokus auf den Shitstorm gelegt, weil die Sachlage in Punkto "Rassismus" für uns eindeutig erschien: Das ist Rassismus, das geht nicht! Deswegen waren die offenen Fragen, die uns da entgegen sprangen - ist das jetzt normal, wie ist der Verlauf, wie geht man damit um - im ersten Moment aus unserer (einseitigen, weißen) Perspektive die naheliegendere.

    Dein Kommentar aber weist auf eine sehr berechtigte Perspektive und Problem hin, das uns so nicht bewusst war. Deswegen die Frage: Wärest Du vielleicht bereit, uns in (einer) der nächsten Podcast-Folge Deine Perspektive wiederzugeben und mit uns darüber zu sprechen?

    Wir freuen uns über eine Rückmeldung freuen: peter (at) stawowy-verlag (.) de

  • SIlvia
    März 4, 2021

    Lieber Podcaster,

    ich kann meiner Vorkommentarorin nur Zustimmen. Ich hätte auch noch anzumerken, dass ihr, wenn ihr schon mehr oder weniger zitiert, dieses bitte auch komplett tut. Herr Matuschik hat BTS auch noch 20 Jahre "Urlaub" in Nordkorea gewünscht. Nordkorea und Südkorea befinden sich immer noch im Krieg. Diese Aussage hat dadurch noch so viele anderen Implikationen.

    Weiter ist auch die zweite Entschuldigung mehr eine Nonapology, da z.B. Herr Matuschik im Konjungtiv schreibt und beide Statements reden davon, dass er definitiv kein Rassist ist, weil er sich ja schon für die Flüchtlinge etc. eingesetzt hat.

    Eine Stunde nach der Veröffentlichung der beiden neuen Entschuldigungen hat Herr Matuschik einen Beitrag auf Facebook geteilt, der ihn verteidigt hat und in Frage gestellt hat, wer denn die wirklichen Rassisten sind. Dazu gibt es Screenshots.

    Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie das Thema nochmal in einem anderen Podcast behandeln würden. Am besten wäre es aber, wenn Sie sich mit jemanden unterhalten würden der direkt von Alltagsrassismus betroffen ist. Thea Su war in der ganzen Sache involviert und hat auch eine Petition bei Change.org gestartet. Ihr findet Sie auf Twitter unter @Novemberbeetle

    Vielleicht wäre es auch ganz gut, wenn ihr dazu noch jemanden von der BTS ARMY dazu holt um beide Perspektiven zu haben.

    MfG

    Eine BTS ARMY

    https://www.change.org/p/nach-bts-twt-skandal-wir-fordern-sendezeit-bei-bayern3-f%C3%BCr-eine-sendung-zu-anti-asiatischem-rassismus-bayern3racist

  • Torsten Küllig
    März 4, 2021

    Flurfunk Rassismus vorzuwerfen ist doch völlig absurd und zeigt nur eine fehlende Resilenzfähigkeit und Unkenntnis derer, die das behaupten.
    Der Podcast befaßte sich mit dem BR3-Thema sehr umsichtig und außerdem gilt Tucholskys Weisheit auch heute noch:

    Was darf die Satire?
    Alles.

    zumindest heißt es das immer, wenn z.B. Böhmermann seine "Scherze" untes Publikum bringt.
    Ich finde diese spezielle Form seines Humors häufig geschmacklos und sogar ehrverletzend, erduldet es aber.

    So ist das nun mal in einer freiheitlichen Gesellschaft und insofern sollten wir uns alle zukünftig etwas mehr entspannen und an die Zeiten von Harald Schmidt denken.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.