Der Rücktritt von Ines Hoge-Lorenz, die bis Ende August MDR-Landesfunkhauschefin in Sachsen-Anhalt war (vgl. FLURFUNK vom 26.8.2022: "MDR: Ines Hoge-Lorenz, Landesfunkhausdirektorin Sachsen-Anhalt, legt Amt nieder"), hat Folgen:
Die Mitarbeiter* des Funkhauses in Magdeburg haben in einem offenen Brief mehr Transparenz und Teilhabe gefordert. Der Brief hat inzwischen 75 Mitunterzeichner (Stand: 7.9.) und sowohl die Unterstützung des Freien- als auch des Personalrats des Landesfunkhauses.
Forderung nach Mitsprache bei Neubesetzung
In dem Schreiben ist zu lesen, dass die Mitarbeitenden in die Neubesetzung des Direktorenpostens einbezogen werden wollen:
"Ohne die Befugnisse des Rundfunkrates einzuschränken, entspricht es unserem Verständnis einer modernen Unternehmenskultur, dass wir als unmittelbar Betroffene in die Entscheidungen über die personelle und inhaltliche Zukunft des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt eingebunden werden. Zu einer neuen Offenheit gehört es aus unserer Sicht auch, dass die Besetzung von Führungspositionen im MDR transparent erfolgen muss."
Und:
"Zudem erwarten die Journalistinnen und Journalisten des MDR Sachsen-Anhalt eine neue Form der Kommunikation bei MDR-kritischen Themen. Es ist inzwischen schwer nachvollziehbar, dass die Intendanz bei Debatten um Intendant/innen-Gehälter, anstehende Gerichtsverfahren oder drohende parlamentarische Untersuchungsausschüsse sich völlig verschlossen zeigt."
Der Brief ist auf mdr-freie.de zu lesen - wir dokumentieren in hier in voller Länge:
Offener Brief der Beschäftigten des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt an die MDR-Intendantin Frau Prof. Dr. Wille
Mit Sorge blicken die Unterzeichnenden auf die aktuelle Situation nach dem Rücktritt von Sachsen-Anhalts MDR-Landesfunkhausdirektorin Ines Hoge-Lorenz. Dieser Amtsverzicht reiht sich ein in eine Reihe von negativen Meldungen, die derzeit das Bild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bestimmen. Seit Wochen erleben die Reporterinnen und Reporter im Funkhaus Magdeburg, in den Studios Halle, Dessau und Stendal sowie auch in den Korrespondentenbüros in Wernigerode und Naumburg, dass ihre journalistische Arbeit überschattet wird von aktuellen Schlagzeilen.
Potenzielle Interviewpartnerinnen und Interviewpartner stellen vermehrt die journalistische Kompetenz in Frage, wenn sich MDR-Beschäftigte mit Anfragen bei ihnen melden. Noch dramatischer zeigt sich die Situation bei Straßenumfragen: Das Misstrauen und die Verachtung gegenüber dem MDR und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt hat auch in unserem Sendegebiet ein erschreckendes Ausmaß angenommen.
Die nunmehr eingetretene Situation stellt alle Beschäftigten des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt vor eine neue Situation. MDR-Intendantin Karola Wille hat bei den digitalen Mitarbeitendenversammlungen eine neue Offenheit der Intendanz angekündigt.
Diese Offenheit erwarten die Unterzeichnenden dieses offenen Briefes und wünschen sie sich auch für die Neubesetzung der Position der Landesfunkhausdirektorin bzw. -direktors. Ohne die Befugnisse des Rundfunkrates einzuschränken, entspricht es unserem Verständnis einer modernen Unternehmenskultur, dass wir als unmittelbar Betroffene in die Entscheidungen über die personelle und inhaltliche Zukunft des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt eingebunden werden. Zu einer neuen Offenheit gehört es aus unserer Sicht auch, dass die Besetzung von Führungspositionen im MDR transparent erfolgen muss.
Die Personalentscheidungen sollten berücksichtigen, dass der MDR seine journalistische Relevanz aus seiner glaubwürdigen und journalistisch professionellen, digitalen und modernen, völlig transparenten und regionalen Kompetenz bezieht. Zudem erwarten die Journalistinnen und Journalisten des MDR Sachsen-Anhalt eine neue Form der Kommunikation bei MDR-kritischen Themen. Es ist inzwischen schwer nachvollziehbar, dass die Intendanz bei Debatten um Intendant/innen-Gehälter, anstehende Gerichtsverfahren oder drohende parlamentarische Untersuchungsausschüsse sich völlig verschlossen zeigt.
Den Herausforderungen durch die Digitalisierung der Medien stellen sich die Beschäftigten des MDR-Landesfunkhauses seit vielen Jahren mit Erfolg. Diesem ständigen Veränderungsdruck müssen sich die Strukturen des MDR und seiner Gremien anpassen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt wollen Teil dieser Entwicklung sein und damit das Transparenzversprechen, das wir nach außen geben, auch nach innen leben.
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*Hinweis: Ursprünglich hatten wir geschrieben, ein Mitarbeiter habe den Brief verfasst. Via Twitter kam der Hinweis, dass dies unter Mitwirkung des Freienrats erfolgt ist.
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