Videohinweis: Nachrichten nur für Reiche und Kaufwillige?

Videohinweis: Nikki Usher, Professorin an der Universität San Diego, spricht bei der Virtual SciCon 2.0 Conference Series über den Medienwandel und die Spaltung der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten. Die Fragen in dem überaus spannenden Gespräch stellt Dr. Christopher Buschow, Juniorprofessor für „Organisation und vernetzte Medien“ im Fachbereich Medienmanagement an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar.

Hier findet sich das komplette Gespräch:

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Nikki Usher bezieht sich auf ihr aktuelles Buch: "News for the Rich, White, and Blue: How Place and Power Distort American Journalism."

Ihre These (für den US-Markt aufgestellt): Nachrichtenmedien sind an wirtschaftlichem Erfolg interessiert. Produziert wird daher für ein Publikum, das sich Medien leisten kann und auch möchte. Dieses Publikum lebt in Städten. Es wählt demokratisch, hat eine hohe Kaufkraft und ist gut gebildet.

Die Landbevölkerung – so Usher weiter - steht den (Bildungs-)Eliten aus den Städten kritisch gegenüber. Sie wählen vor allem republikanisch – weshalb sie den traditionellen Medien, die für Demokraten schreiben, nicht trauen.

Den Zahlen nach sagen 57 Prozent der Landbewohner in den USA, dass Medien Nachrichten produzieren, die für sie irrelevant sind. Etwa 70 Prozent der Landbewohner ist überzeugt, dass Nachrichten einen geringen Einfluss auf ihren Wohnort haben.

Facebook ist nicht als Nachrichtenmedium gedacht

Durch den Fokus auf die Städte geht auf dem Land die Zahl der Medien zurück. In den USA gibt es bereits Regionen, in denen keine Tageszeitung mehr erscheint.

Was bleibt ist eine "Nachrichtenwüste", in der der Zugang zu traditionellen Nachrichten beschränkt ist. Als Ersatz kommen soziale Netzwerke wie Facebook ins Spiel. Für viele Landbewohner sind sie die Titelseite, die Nachrichten-Website und das Schwarze Brett der Gemeinde.

Das Problem dabei: Auch auf dem Land wohnen noch ziemlich viele Menschen. Zum Beispiel in Illinois, dem Staat über den Nikki Usher schreibt: Dort sind es 1,6 Millionen. Das entspricht ungefähr die Bevölkerung von Estland.

Ein Großteil von ihnen erhalten Informationen allein aus den Sozialen Netzwerken. Facebook und Co. sind allerdings nicht als Nachrichtenseiten konzipiert. Über den Algorithmus verbreiten sich Fake News hier sehr schnell.

Offiziellen Informationen und Fake News

Nikki Usher nennt dafür ein Fallbeispiel: In einer aktuellen Studie beschäftigte sie sich mit lokalen Nachrichten über Corona. Die Forscherin beobachtete, dass Fake News auf nationaler Ebene als Nachrichten auf lokaler Ebene wahrgenommen wurden.

Und das kam so: Da es keine Zeitung mehr vor Ort gab, waren Gesundheitsbehörden auf die Kommunikation über die Sozialen Netzwerke angewiesen. Hier vermischten sich offizielle Informationen zur Corona-Pandemie mit Fake News.

Das Resultat: Den Gesundheitsbehörden wurde nicht mehr geglaubt.

In der Studie wurde zudem klar, dass in den Kommentarspalten der Facebook-Seite von Gesundheitsbehörden auch Botschaften von Corona-Leugnern stehen. Damit lesen Menschen auf einer Seite, wo sie nach vertrauenswürdigen Informationen suchen, Falschbehauptungen.

Die Kommentare können allerdings nicht gelöscht werden. Sie gehören zu einer Art öffentliches Protokoll. Das Löschen könnte als Zensur wahrgenommen werden.

Dazu kommt: Die Freie Rede ist in den USA besonders wichtig. Elon Musk ließ sich als Bewahrer der Redefreiheit feiern, als er den Twitter-Account von Donald Trump wieder freigab.

In Deutschland auch denkbar?

Der Vortrag und das Buch von Nikki Usher beziehen sich auf den US-amerikanischen Markt. Das System aus Networks und großen Medienkonzernen ist anders als das deutsche Mediensystem.

Doch auch hier im Land hat es die Lokalzeitungen schwer. Und Soziale Netzwerke sind als Informations-Plattformen im Alltag etabliert. Die „Nachrichtenwüste“ könnte daher auch in Deutschland immer häufiger beobachtbar sein. Dr. Christopher Brinkmann

 

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