Bericht von der 218. Sitzung des MDR-Rundfunkrat

Heute tagt wieder der MDR-Rundfunkrat in Leipzig. Die Tagesordnung findet sich hier.

Aufmerksamen Blog-Leserinnen und Lesern wird aufgefallen sein, dass der Bericht von der 217. Sitzung fehlt - da habe ich mal gefehlt. Ein Bericht findet sich auf den Seiten des Rundfunkrat: "Wesentliche Ergebnisse aus der Sitzung des MDR-Rundfunkrates".

Wie gehabt werde ich hier ausgewählte Punkte aus der Sitzung wiedergeben.

Katrin Beberhold als neues Mitglied

Der Vorsitzende Dietrich Bauer hat die Sitzung soeben eröffnet. Zunächst hat sich Katrin Beberhold vorgestellt, sie ist Nachfolgerin von Horst Saage, der auf einen Wunsch aus dem Gremium ausgeschieden ist. Beberhold ist entstandt vom Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V..

Entsprechend hat das Gremium auch einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden: Michael Ziche vom Kommunalen Spitzenverband Sachsen-Anhalt, Landkreistag Sachsen-Anhalt (vgl. mdr.de vom 4.12.2023: "Michael Ziche neuer stellvertretender Vorsitzender des MDR-Rundfunkrates").

Positionen zum Zukunftsrats-Papier

Nun folgt der Bericht des Rundfunkratsvorsitzenden. Die Rundfunkratsvorsitzenden haben sich über das Papier des Zukunftsrats ausgetauscht. Der Bericht ist hier als PDF zu finden.

Über den Austausch der GVK berichtet Gabriele Schade. Die Pressemitteilung zur Stellungnahme der GVK ist hier zu finden.

Schade hat jetzt im Grunde nur einige Positionen aus dem Papier vorgestellt und die RR-Mitglieder informiert. Grundsätzlich begrüße man das Papier und will sich konstruktiv am Prozess beteiligen. Bei zentralen Punkten dauert es aber wohl noch, das Meinungsbild einzusammeln, wenn ich das richtig verstanden habe.

Soweit ich das Papier gelesen habe, steht da nicht so viel zu den Gremien bzw. den Strukturen der einzelnen Rundfunkanstalten selbst.

Es gab auf Ebene der Gremienvorsitzendenkonferenz auch einen Workshop zu einer einheitlichen Compliance-Richtlinie für die Rundfunkanstalten.

Top 4: Bericht des Intendanten

Wie gehabt: Ich gebe hier nicht alle Details wieder. Ralf Ludwig berichtet gerade über die Hochwasserberichterstattung des MDR um die Jahreswende.

Ludwig berichtet: Es gab eine Demonstration von Landwirten vor dem Landesfunkhaus Thüringen. Der Thüringer Bauernverband hat sich von der Demo distanziert. Die Demo hat die Arbeit des MDR nicht blockiert, es gab auch keine Zwischenfälle.

Ludwig äußert sich jetzt zum Zukunftsrat: Dazu hat er die Rundfunkräte bereits schriftlich informiert. "Es wird ein herausforderndes Jahr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk", sagt Ludwig.

Die KEF wird im Februar ihren Bericht veröffentlichen. Die Intendanten gehen davon aus – "Stand heute", so Ludwig –, dass darin die Anhebung des Beitrags um 58 Cent enthalten ist.

Ludwig zum Papier des Zukunftsrats

Nochmal Zukunftsrat: Es gehe in dem Papier ganz vorwiegend um die Rahmenbedingungen, also die Gesetzgebung, sagt Ludwig, und weniger Dinge, die die Anstalten von sich aus ändern könnten (sinngemäß).

Er betont, dass der Zukunftsrat den Öffentlich-Rechtlichen als "Erfolgsgeschichte" bezeichnet habe.

Nun geht es um die Vorschläge des Zukunftsrats. Zum Beispiel den, das Finanzierungsmodell umzukehren, also die Gelder erst nachträglich zu genehmigen.

"Insgesamt sind das sehr tiefgreifende und weitreichende Ansätze", so Ludwig. Auf alle Punkte einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen.

Ludwig gibt nun die Positionen der Rundfunkanstalten wieder, die sehr kurzfristig aufgefordert worden waren, zu dem Papier Stellung zu nehmen.

Entscheidungen bei den Ländern

Die ARD-Intendanten fühlen sich in ihrem Weg bestätigt und begrüßt verschiedene Punkte des Zukunftsrats. Zugleich werden wir die Arbeitsteilung innerhalb der ÖRR-Anstalten weiter vorantreiben. Man sehe sich in dem eingeschlagenen Weg bestätigt.

Das Prinzip des Zukunftsrats: Zentrales soll zentral bearbeitet werden, regionales regional - sei erst einmal zu begrüßen, müsse aber im Detail noch diskutiert werden.

Ludwig äußert sich jetzt persönlich: Der Vorschlag des Zukunftsrats schaffe eine Konzern-Struktur, die viele Fragen aufwerfen würde. "Da sind noch viele Fragen zu klären", sagt Ludwig.

Nun kommt er zum Prozess bei den Ländern: Die Rundfunkkommission hatte sich vergangene Woche zur Klausur getroffen und den Bericht des Zukunftsrats beraten. Dort ist ein Eckdatenpapier verfasst worden (Link folgt).

Es soll wohl zeitnah einen Reformstaatsvertrag geben. "Wir sind hier eher Objekt des ganzen Gesehens und weniger Subjekt", sagt Ludwig gerade noch.

Schlägt die KEF eine Beitragserhöhung vor?

Ludwig referiert noch mal zum laufenden KEF-Verfahren – unklar sei, ob die Vorschläge schon Auswirkungen auf das laufende Verfahren hat. "Wir werden jetzt abwarten", sagt Ludwig noch.

Die Vorschläge sollen auf einem Podium bei den Medientagen Mitteldeutschland im April diskutiert werden.

Die ARD will den eingeschlagenen Weg der Reform und der Regionalisierung weiter gehen.

Der MDR muss weiter sparen - ca. 40 Mio. im kommenden Jahr - sollte die Beitragsanpassung kommen. Sollte der Beitrag nicht erhöht werden, was ja im Bereich des Wahrscheinlichen liegt, sind es sogar 60 Mio. "Wir werden es so progammschonend wie möglich machen", sagt Ludwig.

Jetzt geht es um Kompetenzzentren und Pool-Lösungen mit anderen ARD-Anstalten. Der MDR wird sich bei den Kompetenzzentren Klima, Verbraucher und Gesundheit einbringen, die noch im Frühjahr 2024 starten werden.

Ludwig beschreibt jetzt das Vorgehen bei den einzelnen Pool-Lösungen, das gebe ich jetzt hier nicht im Detail wieder. Im Kern geht es darum, dass bei verschiedenen Wellen zum Abend bundesweite Programme aufgeschaltet werden bzw. vom MDR für die anderen mit produziert werden (z.B. Dialogabende). Bei den Nachrichten aber will der MDR autonom bleiben (zumindest bis 22.30 Uhr, wenn ich das richtig verstanden habe).

Mittagsmagazin und ARD-Reformagenda

Jetzt berichtet er noch vom Start des Mittagsmagazins am 8.1.2024, der sehr erfolgreich verlaufen sei. Ludwig bedankt sich für das Vertrauen des Rundfunkrats. Die ganze Produktion sei "ein großartiger und toller Erfolg", es habe Pionierstimmung geherrscht.

Sein letzter Punkt: 2024 ist Jubiläumsjahr - 100 Jahre Radio. Das wird umfangreich gefeiert.

Jetzt gibt es Nachfragen: Ein Rundfunkrats-Mitglied fragt sehr offensiv nach, warum die Entscheidung der MDR-Geschäftsleitung über die Umsetzung der ARD-Reformagenda (als z.B. die Aufschaltung von nationalen Programmen) ohne Einbeziehung des Rundfunkrats erfolgt ist.

Er vertritt die Position, dass der Rundfunkrat hätte erst darüber diskutieren müssen und die Geschäftsleitung des MDR das Beratungsrecht des Rundfunkrats mit dieser Entscheidung übergangen habe. Unter Tagesordnungspunkt 12 gibt es dazu einen Antrag, da soll das Thema noch mal vertieft diskutiert werden.

Ein weiterer Rundfunkrat fragt, wie der Intendant zu den Reformvorschlägen aus Bayern steht. Ludwig antwortet, dass es sich um eine Protokollnotiz gehandelt habe - was aber die Länder bzgl. des Auftrags entscheiden würden, läge bei den Ländern.

Diskussion über Zukunftsrats-Papier

Eine weitere Nachfrage geht in die Richtung, wie umsetzbar das Papier des Zukunftsrats sei - und dass das kritisch gesehen wird. Ludwig erläutert gerade seine Sichtweise darauf: "Ich bin da im Grunde bei ihnen" und: "Es ist sehr komplex" und: "Es sind viele viele Fragen, die geklärt werden müssten...".

Kernfrage ist wohl: Ist die vorgeschlagene Struktur eine Verbundstruktur oder sollen sich die Länderanstalten der neuen ARD-Struktur unterwerfen? Darüber gibt es hier unterschiedliche Interpretationen.

Nun antwortet Ludwig auf die Kritik, die an den Beschlüssen der Geschäftsleitung getroffen worden sind. Der MDR wäre die einzige Anstalt gewesen, die diesen Weg nicht mitgegangen wäre.

Gerade erklärt Jens-Ole Schröder, juristischer Direktor des MDR, noch mal ausführlich die Möglichkeiten und Rechte des Rundfunkrats, wie sie aus seiner Sicht auszulegen sind.

Es gibt noch einmal Widerrede: Der Antrag unter Tagesordnungspunkt 12 habe zum Ziel gehabt, vorab informiert zu werden, wenn es Entscheidungen mit Auswirkungen auf die Radioprogramme gehe. Er zitiert aus dem Antrag.

Der vorab geäußerte Wille, vorab informiert zu werden, und die Interpretation durch die Geschäftsleitung würden nicht zusammenpassen. Es gibt weitere Wortmeldungen zum Thema.

Blick auf die Gästebank

Mal eine Beobachtung am Rande: Die Gästebank ist heute wieder umfangreich und illuster besetzt. Es gab schon Sitzungen, in denen ich der einzige Gast war. Heute sitzen auf den Gästeplätzen – außer mir – elf weitere Personen. Sonst sind wohl immer auch mal Gäste dabei, die im engeren oder weiteren Sinne zum MDR gehören, bspw. Volontärinnen und Volontäre. Das könnte theoretisch heute bei einigen Gästen auch der Fall sein, wenn es auch sicher nicht Volos sind (nicht jung genug).

Die übrigen Gäste kann ich nicht so richtig einordnen - kritische Bürgerinnen und Bürger? Von einigen Blicken her könnte das durchaus zutreffen. ;-) Oder sind es weitere Journalistinnen und Journalisten? Nach meinem Dafürhalten wohl eher nicht - sehr viele Kollegen kenne ich ja, wenn auch nicht alle. Die Gäste wären mal eine eigene Geschichte wert!

Berichte aus Ausschüssen und Landesgruppen

Ich gebe hier nur ausgewählte Punkte wieder. Die Landesgruppen berichten aus ihren jüngsten Sitzungsterminen.

Das Insta-Format Sachsen-Update erfährt Zuspruch, die Insta-Zahlen wachsen. Außerdem binde das Format Nachwuchskräfte an das Haus.

In der Landesgruppe Sachsen wurde eine Programmbeschwerde diskutiert. Es ging um eine Staffel von Biwak aus dem Jahr 2022. Das Magazin habe unausgewogen über das Thema "Waldbrände" berichtet. Es handle sich um ein Unterhaltungsmagazin. Die persönliche Meinung des Moderators wurde kenntlich gemacht, dem Gebot der Meinungsvielfalt wurde der MDR auch abseits des Magazins gerecht. Die Landesgruppe habe auch zur Umsetzung und Stil (Nachtrag/Korrektur:) der Programmbeschwerde diskutiert und die auch kritisiert - die Programmbeschwerde sei aber einstimmig abgelehnt worden. Die Beschwerde landet deswegen nicht in den Programmausschüssen.

Eine kleine Anmerkung: Manchmal sind hier hinten die Wortbeiträge sehr schwer zu verstehen (Es wird gerade viel gelacht, irgendwas mit "Aschenputtel" und "Aschenbrödel"...).

Neue Thüringer Direktorin im März?

In Thüringen wird es Ende Januar ein Treffen mit den Thüringer Produzenten geben, da gab es einen kritischen Brief, wie rauszuhören ist. Der Brief habe jede Menge offene Türen durchrannt, sagt der Landesgruppen-Vorsitzende gerade. Es geht um das Auftragsvolumen, das an einheimische Produzenten geht bzw. nicht geht.

Die Nachfolge für die Landesfunkhaus-Direktion geht auch voran. Es könnte schon in der nächsten Sitzung des MDR-Rundfunkrat im März gewählt werden, heißt es.

Der Programmausschuss Leipzig hat u.a. einen Umschau-Beitrag beraten, der depubliziert wurde. Die Beratungen laufen aber noch, wenn ich das richtig verstanden habe. Dazu gab es einige Programmbeschwerden. Außerdem arbeitet man in einer Arbeitsgruppe zu der Frage, wie die heimischen Produzenten am PRogramm beteiligt.

Aus dem Telemedienausschuss ist zu hören, dass die Zählweisen innerhalb der ARD-Mediathek umgestellt werden.

Der MDR muss sparen

Der Haushaltsausschuss hat sich zu einer Klausur getroffen und danach eine Erklärung anzufertigen. Die liegt den Rundfunkräten vor. Es geht um die Frage der Beitragserhöhung und die Einsparungen, die der MDR vornehmen muss. Mit Erhöhung der Haushaltsabgabe sind es 40 Mio., ohne 65 Mio. Euro, sagt der Ausschuss-Vorsitzende gerade.

Inhalt der Erklärung: Man sei sehr besorgt, was die weitere finanzielle Entwicklung betrifft. Die Maßnahmen stehen in den nächsten Monaten an.

Jetzt kommt es zur Aussprache und Diskussion. Ein Rundfunkrat aus Sachsen-Anhalt fragt zum Eröffnungskonzert des MDR-Musiksommers. Er findet es ärgerlich, dass von der geübten Praxis der Länderreihenfolge abgewichen und Fakten geschaffen werden (hier geht es um regionale Interessen). Offenkundig besteht recht große Aufregung in der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, dass die Eröffnung im nächsten Jahr (2025) nicht in Sachsen-Anhalt stattfindet, sondern in der Kulturhauptstadt Chemnitz.

Damit weicht der MDR vom Turnus ab; die Rundfunkräte hätten gern die mediale Aufmerksamkeit des Eröffnungskonzertes für ihr Land gehabt.

Nun folgt der Bericht der Verwaltungsrats-Vorsitzenden Birgit Diezel. Da gab es u.a. ein Kennenlerntermin mit den Rechnungshöfen.

Top 7: ARD-Qualitätsrichtlinie

Nun wird die Qualitätsrichtlinie der ARD besprochen, die schon mehrfach Thema im Rundfunkrat war. Hintergrund ist die Vorgabe des 3. Medienstaatsvertrags, dass die ARD-Anstalten die Qualität systematisch beobachten müssen. Die Qualitätsrichtlinie regelt das Verfahren; die Koordination lief über die GVK Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD, damit es eine einheitliche Richtlinie gibt.

(Transparenzhinweis: Ich war im Jahr 2023 als einer von drei Gutachtern an der Entwicklung der Qualitätsrichtlinie bzw. des Qualitätsleitfadens beteiligt. Gleich noch Eigenwerbung dazu: Prof. Lutz Hagen, der ebenfalls einer der drei Sachverständigen war, und ich haben das Thema Qualitätsmessung in Medien im FLURFUNK-Podcast besprochen. Hier nachzuhören: "FLURFUNK Podcast: Qualität in den Medien, Folge I".) 

Wer die Richtlinie mal nachlesen will: Die Richtlinie ist beim WDR schon beschlossen und als PDF verlinkt (hier zu finden).

Es gibt eine Erklärung eines Rundfunkrats, warum er nicht zustimmen will: Bei dem Volumen und dem Umsatz des MDR hält er es für falsch, dass ein ehrenamtliches Gremium über die Standards und deren Bewertung urteilen soll. Das sei eher Aufgabe der Geschäftsleitung.

Es kommt zur Abstimmung, die Qualitätsrichtlinie und der Qualitätsleitfaden sind mit großer Mehrheit angenommen.

Top 8: MDR-Satzung

Es geht weiter mit Top 8: "Befassung mit der Satzung des MDR - dritter Änderungsentwurf". Insgesamt sind 31 Absätze zur Änderung vorgeschlagen, die jetzt alle einzeln durchgestimmt werden. Uff. Für jede Satzungsänderung bedarf es einer 2/3-Mehrheit.

Ein besonderer Punkt ist der Vorschlag, die Sitzungen künftig per Live-Stream zu übertragen - also deutlich mehr Öffentlichkeit herzustellen als bisher!

Gerade gibt es den Vorschlag, nur die Änderungsanträge zu diskutieren - das vereinfacht das Abstimmungsverfahren.

Es kommt zur Abstimmung über §7: Live-Berichterstattung, sprich: Live-Stream. 18 Gegenstimmen, eine Enthaltung - das reicht nicht für eine 2/3-Mehrheit. Es wird also keine Berichterstattung mit Live-Stream geben.

Kein Live-Stream aus Sitzungen

Jetzt geht es um mehr Transparenz der Verwaltungsratssitzungen - da ist der Vorschlag im Raum, dass die Tagesordnungen des Gremiums künftig eine Woche vor den Sitzungsterminen öffentlich gemacht werden soll. Das wird gerade diskutiert.

Auch dieser Änderungsantrag zur Satzung bekommt keine 2/3-Mehrheit.

Es geht noch weiter: Nun geht es um ein mögliches Rede-Recht für Personal- und Freien-Rat. Auch für diesen Änderungsantrag gibt es keine 2/3-Mehrheit.

Die übrigen Punkte der geänderten Satzung (was immer da drin steht) wurden soeben mit einer 2/3-Mehrheit angenommen. Der Rundfunkratsvorsitzende Bauer hat soeben den Mitgliedern der Satzungs-AG gedankt, die über mehrere Monate an den Änderungen gearbeitet haben.

Mit großer Mehrheit hat man gerade auch beschlossen, den Verwaltungsrat zur Satzung zu hören.

Top 9: Änderungen beim 3-Stufen-Test

Es folgt Top 9: "Änderung der ARD-Verfahrensordnung für das Telemedien-Genehmigungsverfahren für neue Gemeinschaftsangebote oder für die wesentliche Änderung bestehender Gemeinschaftsangebote (kurz: ARD-Verfahrensordnung Telemedien)".

Konkret geht es da um den 3-Stufen-Test für Gemeinschaftsangebote. Mit dem Vorschlag soll ein Verfahrensschritt eingespart werden, referiert soeben der juristische Direktor.

Antrag angenommen!

Gleiches gilt für Top 1o und 11, nämlich: "Änderung des Genehmigungsverfahrens des Mitteldeutschen Rundfunks für neue Telemedienangebote, für wesentliche Änderungen bestehender Telemedienangebote sowie für ausschließlich im Internet verbreitete Hörfunkprogramme (kurz: MDR-Genehmigungsverfahren Telemedien)" und "Erlass der ARD-Verfahrensordnung für die Einstellung, die Überführung und den Austausch von Gemeinschaftsangeboten gemäß § 32a MStV (kurz: ARD-Verfahrensordnung Flexibilisierung)".

Beide Punkte hatten im Vorfeld vom zuständigen Ausschuss die Zustimmung erhalten, deswegen konnten sie gerade ohne große Diskussion durchgestimmt werden.

Top 12: Folgen der ARD-Reformen

Jetzt wird es wieder etwas spannender. Der Tagesordnungspunkt lautet: "Folgen der ARD-Reformen für die Programme und Angebote des MDR". Konkret geht es um die Frage, wie der Rundfunkrat überhaupt mitwirken kann. Kann er Änderungen im Vorfeld diskutieren oder wird er nur informiert und kann dann nachträglich seinen Senf dazu geben.

Heute morgen wurde das schon diskutiert: Können Änderungen bei den Hörfunkwellen, etwa ab 20 oder 21 Uhr Gemeinschaftsprogramme aufzuschalten, einfach von der Geschäftsleitung beschlossen werden? Oder hätte der Rundfunkrat im Vorfeld informiert werden müssen?

"Wir kommen ja demnächst noch in ganz andere Fragestellungen", sagt der den Antrag vorstellende Rundfunkrat gerade. Der Antrag jedenfalls fordert den Intendanten auf, das Gremium über geplante Änderungen zu informieren.

Nun antwortet der juristische Direktor Jens-Ole Schröder, der auf die entsprechenden Paragraphen eingeht.

Wesentliche Programmänderungen

Die Änderungen bzgl. der Radiowellen seien "wesentliche" Programmveränderungen, argumentiert gerade ein Rundfunkrat. Der Antrag sei seit September im Raum. Dass der Intendant heute früh in der Sitzung die Entscheidungen über MDR aktuell und MDR Kultur verkündet habe, sieht er ausgesprochen kritisch - "der völlig falsche Weg!".

Ich gebe hier nur Auszüge aus der Diskussion wieder. Die Übernahme von Nachtschienen gebe es schon lange, die aktuelle Entscheidung würde nicht hierher gehören, hält gerade eine andere Rundfunkrätin dagegen.

Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich schon jemals eine vergleichbare Diskussion in diesem Gremium hier erlebt habe. Ich knabbere auch noch an der Entscheidung, künftig keinen Live-Stream zuzulassen...

Hier geht es gerade um Einfluss. Denn natürlich lassen die notwendigen Einsparungen – gleich ob die Beitragserhöhung kommt oder nicht – mittelfristig einige Veränderungen im Programm erwarten. Ein Rundfunkrat zum Beispiel macht gerade deutlich, dass er durchaus fraglich findet, dass der MDR sich bei den Kompetenzzentren zum Thema Klimaschutz so engagiert.

Ein anderes Beispiel: Die ARD-Reform hat Auswirkungen auf das MDR-Programm, die ARD habe aber keinerlei Gremien-Aufsicht. Es geht weiterhin darum, was "wesentliche Änderungen" auf das Programm sind.

Wann wird der Rundfunkrat informiert?

Kernfrage für die Gremienmitglieder: Muss die Intendanz vor solchen Beschlüssen informieren? "Das wäre ein korrekter Umgang mit diesem Gremium gewesen", sagt ein Rundfunkrat.

Nun äußert sich auch noch ein Vertreter der Rechtsaufsicht (die liegt immer bei den Staatskanzleien der beteiligten Länder) – die Auslegung der entsprechenden Paragraphen will der Vertreter aber dem Gremium überlassen.

Nun reagiert der Intendant. Es sei selbstredend, dass er das Gremium über den Fortgang der ARD-Reform informiere. Er habe alles erfüllt, was notwendig sei – da stehe nirgends drin, dass er vorab fragen müsse (sinngemäß). Auch weißt er darauf hin: Die Entscheidungen zu den Radio-Wellen seien Teil der Umschichtungen von Mitteln aus dem linearen ins digitale Programm.

Gleichwohl verkündet er gerade, die Entscheidung innerhalb der ARD noch nicht als getroffen zu kommunizieren, sondern mitzuteilen, dass noch Zeit sei - damit diese Entscheidung ausführlich in den Programmausschüssen debattiert werden könne.

Oha.

Der Antrag kommt zur Abstimmung, es gibt viel Gemurmel. Doch nicht: Es gibt noch einen Geschäftsantrag, den Antrag in die Ausschüsse zur Diskussion und zur Meinungsbildung zu verweisen. Der Antrag hat nicht genug Stimmen bekommen.

Nun kommt es zur Abstimmung des eigentlichen Antrags: Der wird mit deutlicher Mehrheit angenommen.

Top 13: Kulturhauptstadt Chemnitz

Nun informiert Sandro Viroli, Direktor des Landesfunkhaus Sachsen, über den Sachstand der Berichterstattung über die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Sorry, die Details gebe ich hier jetzt nicht wieder – Viroli zeigt einen kurzen Film (4 Minuten).

Einen Link aber: "C wie Karl-Marx-Stadt" ist eine Video-Reihe es MDR Sachsen, in dem Chemnitzerinnen und Chemnitzer auf Entdeckungstour in ihrer Stadt gehen. Hier zu sehen.

Programmbeiräte von ARTE

Es folgt Top 14, Berichte aus den Programmbeiräten ARTE Deutschland und ARTE G.E.I.E. Zur Struktur von ARTE kann man auf den Seiten von ARTE mehr lesen.

Was hier gerade zu hören ist: ARTE Deutschland hat eine Quote von 0,1 Prozent, ARTE Frankreich kommt auf 2,9 Prozent. Dafür entwickelt sich ARTE sehr stark in die sozialen Netzwerken weiter. Da gehen die Abrufe in die Millionenzahlen.

Top 15: Anfragen und Meinungen

Die Sitzung kommt langsam zum Ende. Ein Rundfunkrat äußert den Wunsch, dass Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten von dem Gremium verurteilt werden.

Nun kommt noch ein Hinweis aus dem Gremium: Der Umschau-Beitrag zu den Corona-Impfstoffen wird noch mal thematisiert. Aus den Wortmeldungen wird deutlich, dass verschiedene Gremienmitglieder hinsichtlich dieses Beitrags angeschrieben wurden - offenbar auch mit Nachrichten direkt an die privaten oder dienstlichen Mailadressen, eine Person hat es auch per Post bekommen.

Die Nachrichten (es scheinen um die 5o zu sein) werden jetzt wie eine Programmbeschwerde behandelt, d.h. zunächst befassen sich die Programmausschüsse damit. Der Rundfunkratsvorsitzende weist gerade darauf hin, dass der Inhalt der Nachrichten immer gleich sei.

Die Sitzung ist beendet! Vielen Dank fürs Mitlesen, bis zum nächsten Mal!

 

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3 Kommentare
  • G. Gerstel
    Januar 29, 2024

    Moin, 3 der Gäste auf der Gästebank sind Vertreterinnen/Vertreter der neugewählten Redaktionsvertretung des MDR ....

  • C. Bevilacqua
    Januar 29, 2024

    Sehr geehrter Herr Stawowy,

    vielen Dank für Ihre Mühe und die sehr detaillierte Berichterstattung aus der Sitzung. Das liest sich stellenweise wie ein Krimi und zeigt den enormen Druck, der mittlerweile auf der öffentlich-rechtlichen Medienlandschaft lastet.

    C. Bevilacqua

  • Heiko F.
    Januar 30, 2024

    Danke für die erneute Berichterstattung aus diesem Gremium.

    Ich (Laie und Konsument von klassischen linearen TV-Angeboten) mache hier folgende Probleme beim Rundfunkrat aus:
    * Keine Lust auf Transparenz (kein Live-Stream, keine zeitnahe veröffentliche Tagesordnung)
    * Keine Lust auf sparsamen Umgang mit den Gebühren (Hoffnung auf weitere Anhebung der Beiträge um 58 Cent)
    * Keine Lust auf Umgestaltung und Anpassung der Inhalte oder Nutzung von Synergien mit anderen Anstalten.
    * Mangelnde Courage bei Mitgliedern des RR, gezielte Nachfragen zu stellen oder sogar Forderungen an die Intendanz zu formulieren.

    Dafür findet man jede Menge Kalendersprüche:
    - z.B. man begrüße das Papier und will sich konstruktiv am Prozess beteiligen,
    - "Es wird ein herausforderndes Jahr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk"
    - oder: die ARD-Intendanten fühlen sich in ihrem Weg bestätigt
    - "Wir sind hier eher Objekt des ganzen Geschehens und weniger Subjekt"
    - falls doch Einsparungen? "werden wir so programmschonend wie möglich machen"
    - das neue Mittagsmagazin, "ein großartiger und toller Erfolg" - mit Pionierstimmung

    Irgendwie erinnern mich die Berichte aus dem Rundfunkrat immer wieder an die fast vergessenen Parteitage vergangener Tage. In einer eigenen Berichterstattung des Rundfunkrates über seine Arbeit würden dann noch in Klammern eingefügt stehen, dass lang anhaltender stürmischer Applaus erklang und Hochrufe auf unseren Genossen Generalsekretär erschallten.

    Warum hat man immer das Gefühl, dass hier ein "Kanzlerwahlverein" tagt. Warum übernehmen die einzelnen Rundfunkräte nicht selber die Aufgabe, über ihre Arbeit in dem Gremium zu informieren?

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