Ein Scoop für "BILD": Die Zeitung berichtet heute groß über "Die Skandal-Akte MDR" (auf bild.de lautet die Überschrift: "Neue Skandale beim MDR aufgedeckt"). Als Grundlage für die Berichterstattung dient der "Bericht der vom Mitteldeutschen Rundfunk eingesetzten Untersuchungskommission im Zusammenhang mit internen Betrugs- und Korruptionsdelikten", den "BILD" exklusiv vorliegen hat. Er ist unter bild.de auch als PDF zum Download abrufbar.
"BILD" schreibt über den Bericht:
"Der ARD-Anstalt (2010 Mitarbeiter) werden in dem streng vertraulich gekennzeichneten Bericht schwere Vorwürfe gemacht. Danach soll es nach KI.KA-Skandal (8. Mio. Euro Schaden) und der Affäre um den fristlos gekündigten Unterhaltungschef Udo Foht 15 Fälle von möglichen strafbaren Handlungen geben."
Das 45-seitige Dokument ist vom Leiter der Untersuchungskommission Ingmar Weitemeier und dem Wirtschaftsprüfer Gerhard Meyer unterzeichnet. Als weiterer Beteiligter ist außerdem ein "Medienexperte Herr Teetz" (?) genannt. Weitemeier und sein Team waren nach Entdeckung des Ki.Ka-Skandals vom damaligen Intendanten Udo Reiter mit einer internen Untersuchung beauftragt worden; später kam noch die Affäre Foht dazu.
Der Bericht ist datiert auf den 7. November 2011. Und er wirft einige Fragen auf.
Denn so, wie sich das Dokument liest, muss den MDR-Oberen bekannt gewesen sein, dass es im eigenen Laden nicht immer ganz korrekt lief. Man hat offenbar toleriert, dass bestimmte Regeln außer Kraft gesetzt worden seien, weil selbst Führungskräfte diese als "unpraktikabel" betrachtet hätten. Hinweise aus der Revision, dass es Regelverstöße gab, seien nicht berücksichtigt und zurückgehalten worden.
Zitat aus der "Executive Summary" (Zusammenfassung am Anfang) des Berichts:
"Die Berichte der Revision für die Jahre 2005 bis 2010 enthalten zahlreiche, auch bedeutsame Feststellungen und Handlungsempfehlungen. Die Feststellungen beziehen sich insbesondere auf die Bereiche Beschaffung, das interne Kontrollsystem sowie das Belegs- und Vertragswesen."
Weiter unten heißt es:
"Den umfangreichen Feststellungen der Revision steht gegenüber, dass sich - zumindest in den Jahren 2006 bis 2009 - in den Prüfberichten der Abschlussprüfer keine kritische Berichterstattung zum internen Kontrollsystem des MDR oder Hinweise auf die Revisionsberichte finden."
Heißt: Es gibt eine interne Revision, die brav Berichte erstellt - diese sind aber in den Abschlussprüfungen des MDR nicht berücksichtigt. Der Weitemeier-Bericht stellt weiter fest, dass die Revision zwar unabhängig und nicht weisungsgebunden, "andererseits aber direkt der Intendanz unterstellt" sei. Alles klar!? Bleibt die große Frage: Wer hat die Revisionsberichte aus den Abschlussprüfungen rausgehalten?
Es geht noch weiter: Der Zusammenfassung bescheinigt der Revision "Grenzen, wo forensische und kriminalistische Untersuchungshandlungen zur Aufklärung doloser Handlungen erforderlich sind." Im Bereich IT fehle es zudem an ausreichenden Kenntnissen.
Und dann die Keule:
"Im Rahmen der Tätigkeit der Untersuchungskommission fielen, neben dem KI.KA-Fall, diverse Vorgänge auf, die einen Verdacht auf Straftaten oder dolose Handlungen ergeben."
Es scheint zu lohnen, den Bericht auch über die dreiseitige Zusammenfassung hinaus zu lesen - dieser Lektüre werden wir uns im Laufe des Wochenendes hingeben. Sollte jemand aus der werten Leserschaft ähnliche Gelüste verspüren, freuen wir uns über Hinweise, die wir hier gern auch nachträglich und in mehrfachen Aktualisierungen ergänzen. Einfach eine Meldung in den Kommentaren oder per Mail an owy (@) flurfunk-dresden.de.
Am Montag, so berichtet "BILD", solle "der MDR-Verwaltungsrat über den Untersuchungsbericht informiert werden", dann werde man das weitere Vorgehen entschieden. Der Verwaltungsrat, das ist übrigens das Gremium, das laut MDR-Staatsvertrag §26 Abs. 2 (hier als PDF zum Download) u.a. für folgende Punkte zuständig ist: "Feststellung des Wirtschaftsplans und des Jahresabschlusses", "Feststellung des Entwicklungsplanes", "Erlaß der Finanzordnung", "Zustimmung zu Rechtsgeschäften und Entscheidungen des Intendanten nach § 31", "Auswahl des Abschlussprüfers" und "Entlastung des Intendanten."
Mal schauen, ob die Verantwortung dieses Mal wieder im System verschwindet.
Hier nochmals der Link zum Download des PDF bei bild.de.
November 12, 2011
Auf der Bundesausgabe der BILD ist die Überschrift ebenfalls die von bild.de... War das Thema bei der Sachsenausgabe heute der Aufmacher??
http://goo.gl/Ca3sJ
November 12, 2011
Die Überschrift von Bild.de war auch die auf der BILD-Bundesausgabe... http://goo.gl/Ca3sJ
War das Thema denn der große Aufmacher der Sachsen-Ausgabe?!?
November 12, 2011
@ D. Stimmt, richtiger Hinweis: Das Thema ist offensichtlich bundesweit gelaufen - ich habe im Text die Überschrift auf Seite 10 zitiert, auf der Titelseite unten ist allerdings die Überschrift verwendet, die auch online zu finden ist.