MDR beurlaubt KIKA-Programmgeschäftsführer und den Leiter der Revision

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Der Anstand gebietet, keinen Namen zu nennen - und doch dürfte Brancheninsidern bekannt sein, wer gemeint ist:

In einer knappen Pressemitteilung hat der MDR zum Abend mitgeteilt, dem Programmgeschäftsführer des Kinderkanals (KIKA) "bis auf Weiteres Urlaub" zu gewähren. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung vom heutigen Mittwoch (19.12.2012):

"Die Staatsanwaltschaft Erfurt hatte den MDR am Dienstag darüber informiert, dass sie gegen den KiKA-Mitarbeiter ein Ermittlungsverfahren eingeleitet habe. Das Verfahren soll im Zusammenhang mit der Aufklärung der früheren Vorgänge um den mittlerweile abgeurteilten ehemaligen Herstellungsleiter des Kinderkanals stehen. Der MDR und der Mitarbeiter haben sich
daher gemeinsam zu diesem Schritt entschieden."

Hier gleich der Hinweis: Bis zu einem rechtsgültigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.

Der KIKA war Ende 2010 von einem heftigen Untreue-Skandal erschüttert worden. Im August 2012 hatte das Landgericht Erfurt den ehemaligen Kika-Herstellungsleiter wegen Untreue und Bestechlichkeit zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Er hatte den Sender um Millionen betrogen - damals war heftig kritisiert worden, dass die internen Kontroll-Mechanismen offenkundig versagt hatten. Nun also ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den damaligen Vorgesetzten, den Programmgeschäftsführer.

In der Mitteilung ist weiter zu lesen:

"Intendantin Karola Wille und der Mitarbeiter haben der Staatsanwaltschaft und den Ermittlern des Landeskriminalamtes Thüringen weiterhin die aktive Unterstützung bei der restlosen Aufklärung zugesagt. Der MDR hat den Ermittlungsbehörden die sendereigenen Prüfungsergebnisse zur Verfügung gestellt."

Scheinbar aber ist man in der MDR-Intendanz keineswegs zufrieden mit diesen "Prüfergebnissen". Denn in einem Rundschreiben an die Rundfunkräte, das diese vorab über den Vorgang informierte und das Flurfunk Dresden vorliegt, verrät Intendantin Karola Wille noch mehr:

So schreibt sie den Rundfunkräten, man habe sich heute auch gleich "einvernehmlich mit dem Leiter der Revision des MDR auf seine Beurlaubung geeinigt". Über die Gründe ist dem Schreiben nichts zu entnehmen. Die Revisions-Aufgaben liegen jetzt erstmal, so das Schreiben, beim Juristischen Direktor des MDR.

Die Rundfunkräte erfahren außerdem, dass Tobias Hauke, gerade erst gemeinsam mit Thomas Reiche für die Entwicklung eines Kinderradios aus dem Landesfunkhaus Sachsen "abgeworben", in der Abwesenheit des Programmgeschäftsführers einspringen wird. Er werde  die "Abwesenheitsvertretung im Programmbereich ARD/ZDF-Kinderkanal sowie in der Programmkommission" in "enger Abstimmung mit dem MDR-Fernsehdirektor" übernehmen. Die Außenvertretung des KIKA liege in den Händen der stellvertretenden Programmgeschäftsführerin, so das Rundschreiben weiter.

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