Zwei Fotografen, eine Idee, zwei Zeitungen

Von 13 , ,

Es gibt Momente, die muss man einfach dokumentieren:

"SZ" und "DNN" haben heute (14.2.2013) mit der Menschenkette zum 13.2.2013 aufgemacht - logisch. Aber das beide Zeitungen unabhängig voneinander ein Motiv wählen, das von unterschiedlichen Fotografen von der gleichen Stelle aus fotografiert worden ist, das ist schon ausgesprochen bemerkenswert.

Das Ergebnis sieht dann so aus:

Kein Witz: Es handelt sich wirklich - zumindest laut Foto-Credits - um zwei Fotografen, nämlich Arno Burgi (dpa) bei der "DNN" und Ronald Bonß bei der "SZ".

Mit Dank an den Hinweisgeber!

13 Kommentare
  • Arno Burgi
    Februar 15, 2013

    Hallo und Danke fuer den Beitrag. Als ich gestern morgen die zeitunge durchschaute, kam mir genau der gleiche gedanke in den sinn. Wie sehr sich doch die fotos gleichen. Der aspekt war jedoch, dass zwei fotografen unabhaengig voneinander den identischen moment bzw ausschnitt waehlen kommt sehr oft vor. Sicherlich ist es der tatsache geschuldet, dass fotografen einen gewissen "blick" haben :-) die credits unter den fotos sind korrekt. Ich arbeite fuer die deutsch presseagentur und ronald fuer die sz. Das alle fotografen an einer stelle standen lag daran, dass letztes jahr dieses foto sehr gut gedruckt war. Also ein absoutes pflichtfoto. Wie du vielleicht gesehen hast, gab es z.b. in der mopo eine doppelseite von der dpa also von mir von einer anderen position. Ich habe, si glaube ich fuenf verschiedenen positionen abgedeckt. So ist das in unserem beruf, den ich sehr, sehr liebe.
    Schoen das es menschen wie dich gibt, die sich so mit der fotografie beschaeftigen und auch mal unter ein foto schauen, wer es aufgenommen hat. In der LVZ ist noch ein weiteres menschenketten foto und ...von fast identisch und... von afp :-)

  • Ronny Börner
    Februar 15, 2013

    Es gibt noch eine Gemeinsamkeit: beide Zeitungen haben rechts neben dem Bild einen Artikel über Dynamo Dresden...

  • Petra Z:
    Februar 15, 2013

    Hallo in die Runde,
    wenn Sie die Lokalseite der Bild Dresden am 14.02. ansehen, werden Sie das gleiche Motiv finden.
    Einzig die Mopo wählte ein anderes Motiv.

    Mir kommt es auch so vor, als hätten sich die Personen für das Foto umdrehen müssen. Denn einige Personen weiter links stehen plötzlich alle mit dem Rücken zum Fotografen...

    Grüße
    Petra

  • ULI
    Februar 15, 2013

    Was will uns eigentlich die DNN mit dem auf die Menschenkette zielenden Bruce Willis sagen?

  • Frank Dehlis
    Februar 15, 2013

    freut sich schon auf das absolute Pflichtfoto im Jahr 2014. Wenn es dieses Jahr so gut lief, werden dann doch bestimmt schicke Einheit-Fotos mit Blitzanlage gezaubert...

  • peter
    Februar 15, 2013

    Es würde einem "medienblog" aus Dresden gut zu Gesicht stehen, wenn er die ähnlichen Bilder auch ohne Leser-Hinweis entdeckt hätte.

  • woyzeck
    Februar 15, 2013

    @ Petra Z.
    Ich war in diesem Jahr mal ausnahmsweise nicht am 13.02. in Dresden. Aber ich kenne die Stelle, es ist jetzt das dritte Jahr, dass es dieses Pflichtbild gibt. Das sich einige Menschen für das Foto rumdrehen mussten, ist folgender Tatsache geschuldet: Der Dresdner besonders an dieser Stelle hat offenbar noch nicht begriffen, dass man bei einer Menschenkette, die etwas vor etwas anderem beschützen soll, nicht mit dem Rücken zum "Angreifer" steht. Wenn also Dresden vor den Nazis beschützt werden soll, dann stellt man sich an dieser Stelle auch mit dem Rücken zur Altstadt und verteidigt die Stadt und glotzt nicht, wie es die Leute dort machen, das Panorama an. Das begreifen viele auch dann nicht, wenn man sie anspricht und bittet, sich doch fürs Foto mal rumzudrehen. Und falls jetzt jemand kommt und sagt, das sei eine Inszenierung der Wirklichkeit usw.: Ja, gern. Aber die ganze Menschenkette ist ein symbolischer Akt und von vorne bis hinten inszeniert. Man braucht auf diesem Foto mutige Bürger, die Hand in Hand IHR Dresden vor dem Bösen beschützen wollen. Und genau das muss der Fotograf auch in seinem Bild ausdrücken können. Die Botschaft des Bildes kommt außerhalb Dresdens nämlich nicht mehr an, wenn da Rücken an Rücken an der Elbe steht und das beleuchtete Stadtschloss anglotzt.

    Zu der Tatsache der ähnlichen Abdrucke an sich: Wenn Dresden und der 13.02. in diesem Jahr wichtiger gewesen wäre, hätte man noch mehr ähnliche Fotos in den Zeitungen der Welt sehen können. An diese Stelle kommen schon mal mindestens drei Nachrichtenagenturen, wenn nicht noch mehr. Und die Dresdner Fotografen wissen auch, was von ihnen für ein Bild erwartet wird. Dieses eine Foto an dieser Stelle bringt einfach alles auf den Punkt. Deshalb braucht man es. Nun schon das dritte Jahr in Folge. Ich bin ja überrascht, dass hier so einige Regeln der Berichterstattung offenbar völlig unbekannt sind. Wisst ihr denn nicht, wie seit Jahren über den 13.02. außerhalb von Dresden berichtet wird?

  • Oliver Killig
    Februar 15, 2013

    Sehr geehrter Woyzeck, danke für den Text. Hatte sowas ähnliches im Kopf. Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass nur an der einen Stelle auf dem kleinen Hügel gegenüber der Brühlschen Terrasse das einzige Mal das etwaige Ausmaß der Kette zu zeigen geht. Nur da bekommt die Menschenkette etwas Perspektivisches und hat zeitgleich die Altstadt am Horizont. Und wenn man die Leute vorn umdreht, hat man sogar Gesichter. :)
    Sicher kann man drüber streiten, ob das Bild wie früher bei der Dampferparade - jedesmal von derselben Stelle aus - aus der Gazette grinsen muss. Aber gerade im Ausland ist das DIE Visualisierung gewesen. Die Debatte gibt Anlass genug, das Motiv demnächst mal paar Jahre ruhen zu lassen.

  • woyzeck
    Februar 15, 2013

    Sehen Sie, die Dampferparade, die habe ich ja ganz vergessen. Oder diese beknackte Gemäldesammlung, da gibt es auch immer nur EIN Motiv. Oder Schloss Wackerbarth, Pillnitz oderoderoder. Gibts ja des öfteren, das man ein bestimmtes Bild vor Augen hat.

    Wichtiger wäre mir hier ja noch, folgende Botschaft zu vermitteln: Seit dem es 2010 ERSTMALS ernsthafte Bemühungen gab, den Nazis zum 13.02. nicht die Stadt und die Deutungshoheit zu überlassen, hat sich der Blick der Welt auf Dresden etwas gewandelt. Vorher gab es Nazis, die mit Fackeln vor der Semperoper frei herumstolzierten und ein paar kümmerliche Menschlein, die auf der anderen Elbseite in Sicherheit Händchen gehalten haben. Während die BBC Bilder von Faschisten beim Fackelumzug vor der Semperoper übertragen hat, 1933 ließ grüßen, stand der engagierte Dresdner lieber vor der Synagoge. Einem Betonwürfel, von dem niemand außerhalb Dresdens weiß, was er sein soll. Da hat die Stadtspitze lange geschlafen und sich nicht darum gekümmert, welches Bild sie weltweit abliefert. Deswegen ist auch das Motiv "Menschen vor der Altstadt" so wichtig. Weil es Dresden und seine Bürger zeigt, die friedlich ein Zeichen setzen wollen. Deswegen braucht man die Menschenkette auch nicht vor der Synagoge fotografieren oder in Strehlen oder sonstwo. Deswegen ist auch das Schild mit dem durchgestrichenen Hakenkreuz wichtig. Es geht um Symbole, die man sofort intuitiv erfasst. Das wissen die Nazis schon lange, schön, dass eventuell ein paar Jahre später die Gegendemonstranten auch drauf kommen.

  • Kai Ludwig
    Februar 16, 2013

    Der Theaterplatz hatte vor zwei Jahren aber auch schon ein stärkeres Bild abgegeben, so mit dem fetten Banner mit dem Ausspruch von Fritz Busch, Generalmusikdirektor 1922-1933 (ääähm... ??!). Diese Fähnlein heuer tun doch niemandem weh. Aber anscheinend hat inzwischen die Tourismusförderung wieder das Primat. Nur keine Irritationen riskieren, auch nicht mehr mit Werbung für anstehende Premieren ...

    Was den Blick der Welt auf Dresden betrifft, so sei eine ganz zarte Andeutung gemacht: In Houston wurde vor kurzem ein Interview veröffentlicht, das einige Bemerkungen enthielt, welche die Gesprächspartnerin mit größtmöglicher Vorsicht und dem Zusatz, um Himmels Willen niemanden verletzen zu wollen, formulierte. So richtig willkommen fühlt sie sich als Fremde in Dresden demnach nicht. Dem Autor war es selbst fast schon unangenehm, das so zu publizieren, aber er will eben nichts unter den Tisch kehren und aus Interviews nicht gleich alle heiklen Stellen rausstreichen. Und so steht das nun eben so im Internet.

    Hatten ansonsten wenigstens beide Zeitungen nicht auch noch denselben dpa-Text abgedruckt? Die Sächsische Zeitung besteht außerhalb des Lokalteils ja zu gefühlten 80 Prozent aus nichts anderem mehr.

  • stefanolix
    Februar 16, 2013

    Wie willkommen fühlt man sich als Dresdner beim ersten Mal in München, Hamburg oder Bonn? Das »Willkommensgefühl« dürfte doch eher subjektiv sein. Die Münchner habe ich als distanziert, die Bonner als sehr freundlich empfunden. Andere Menschen mögen das aus ihrer Sicht völlig anders beurteilen. Jedenfalls wird man nicht vermeiden können, dass Menschen auch mal enttäuscht aus Dresden wegfahren.

    Wenn über konkrete Begebenheiten berichtet wird, muss man den Dingen natürlich nachgehen [es gab z. B. Beschwerden über die Kontrolleure im ÖPNV und ihr Verhalten gegenüber Gästen der Stadt]. Aber gerade weil ich immer wieder erlebe, wie freundlich und stolz die Dresdner den Touristen auf Fragen antworten und den Weg zeigen, würde ich Dresden insgesamt nicht als strukturell unfreundlich einstufen. Man merkt es auch, wenn man im ICE mit Touristen aus der Schweiz oder anderen Ländern spricht.

    Die beiden Dresdner Zeitungen DNN und SäZ berichten über den 13. Februar traditionell jeweils auf ihre eigene Weise. Die DNN hat in diesem Jahr sehr auf Ausgewogenheit geachtet und auf die Gefahren durch beide Arten des Extremismus hingewiesen. Ein Autor der Sächsischen Zeitung hat an einem der Tage vor dem 13. Februar auf der Kulturseite offen Partei für die »Bomber-Harris«-Hassverbreiter ergriffen. Aber derartige Parteilichkeit ist ja nicht neu.

    In den Tickern am Nachmittag und Abend wurde oft der Polizeibericht zitiert, aber m. W. niemals dpa. In den gedruckten Zeitungen standen (soweit ich das sehen konnte) ebenfalls nur eigene Berichte.

  • woyzeck
    Februar 16, 2013

    Naja, das Willkommensgefühl ist wirklich äußerst subjektiv und hängt ja wahrscheinlich schon mal davon ab, ob man an einem verregneten Novemberabend in der menschenleeren Altstadt oder zum Dixielandfestival in der Stadt ankommt. Da liegen ja Welten dazwischen. Fakt ist aber leider auch, dass Dresden und damit auch Sachsen einen beschädigten Ruf haben, was den ungestörten Aufenthalt von Ausländern anbetrifft. Das wird durch tölpelhaftes Agieren der Politik und durch offensichtliche Furcht, sich zu sehr an die Linken anzunähern, auch nicht gerade besser. Da gibt es die Geschichte mit der national befreiten Zone Sächsische Schweiz, da fahren sächsische Polizisten in ein anderes Bundesland, um eine sehr zweifelhafte Hausdurchsuchung zu machen, da werden zehntausende Handydaten pauschal erfasst, Gegendemonstranten (Sitzblockade!) gegen den Nazi-Aufmarsch kleinlichst und bis aufs letzte strafrechtlich verfolgt... es gibt leider viele kleine Punkte, die sich zu einem schlechten großen Ganzen fügen. In Leipzig stand der OBM in der ersten Reihe der friedlichen Blockade der Nazidemo, so lange, bis die Aufrufe der Polizei kamen. Dann ist er auch gegangen und nicht weggetragen worden. Aber die Stadtspitze hatte sich damit wenigstens klar positioniert. Während das in Dresden Stadt- und Landesführung offensichtlich nicht auf die Reihe kriegen. Die Angst der Konservativen vor den Linken ist offenbar dermaßen groß, dass nicht mal demokratische Allgemeinplätze akzeptiert werden können. Vor dem Hintergrund der NSU-Affäre fällt auf das Gebahren der sächsischen Sicherheitsbehörden gegenüber dem Linksterrorismus erst recht kein gutes Licht. Ich habe nichts dagegen, dass die Chaoten, die Steine schmeissen und Autos anzünden ordentlich verknackt werden. Die Fraktion "Nie wieder Deutschland" braucht kein Mensch. Aber wenn sich Dresdner Bürger auf die Straße setzen, um angereisten deutschen, ungarischen und tschechischen etc. Faschisten nicht ihre Stadt zu überlassen, dann gehört das unterstützt und nicht strafrechtlich verfolgt.

  • stefanolix
    Februar 17, 2013

    In Ihrem Kommentar sind zu viele Dinge miteinander vermischt. Die Maßnahmen der sächsischen Polizei in der Vergangenheit bis zum Jahr 2011 haben sich teilweise als falsch erwiesen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass es 2011 zu einer Eskalation der Gewalt kam und dass die Polizei seit den Vormittagsstunden permanent angegriffen wurde. Legen wir diese Jahre zu den Akten: Man kann weder die Gewalt der Linksautonomen noch das Vorgehen gegen die Blockierer ungeschehen machen.

    In den Jahren 2012 und 2013 konnte man fast schon von einer Sicherheitspartnerschaft sprechen. Diese Sicherheitspartnerschaft wird aber gestört, wenn sich Gewalttäter und Hassverbreiter unter die friedlichen Demonstranten mischen. Es ist nur dem überlegten Handeln der Polizei am 13. Februar 2013 zu verdanken, dass es nach dem Gewaltakt gegen Polizisten nicht zu einem harten Durchgreifen und somit zur Eskalation der Gewalt kam.

    Wenn wir ursprünglich vom Medien-Echo in den USA gesprochen haben: Die erwähnten Rechtsradikalen aus Deutschland und anderen europäischen Staaten könnten ihre Demonstration in den USA vermutlich problemlos abhalten – mit allen für sie typischen verbalen Provokationen. In den USA ist die Meinungsfreiheit viel weiter gefasst. Dort würde man eine Kundgebung von 400 Radikalen wohl einfach geschehen lassen, solange sie sich an die Gesetze halten.

    Die Außenwirkung des Freistaats Sachsen wird auch durch überzogene und verzerrte Medienberichte beeinflusst (ich darf an den Unsinn erinnern, der 2012 in Dresdner Zeitungen über den »Sachsen-Trojaner« und die angebliche Bespitzelung von Nutzern sozialer Netzwerke verbreitet wurde und eine Welle sinnloser Empörung auslöste).

    Würden die Dresdner Zeitungen gründlicher darüber nachdenken, was sie über ihre Stadt und ihr Bundesland publizieren, wäre auch schon viel gewonnen. Es werden viele Dinge skandalisiert und verzerrt dargestellt – das nutzt im Endeffekt nur den Extremisten und schadet der Demokratie.

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