Funkturm-Umfrage: Was fehlt in der sächsischen Medienlandschaft? #Wasfehlt

Seite 76 und 77 aus Funkturm Nr. 1.

Seite 76 und 77 aus Funkturm Nr. 1.

Die Lügenpresse-Debatte ist eine gute Gelegenheit zu fragen: Sind Sie mit der sächsischen Medienlandschaft zufrieden? Oder fehlt noch was?

Für unser Medienmagazin Funkturm hatten wir bereits im Oktober und November eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten gefragt, was Ihnen in der sächsischen Medienlandschaft fehlt. Als kleine Ausnahme (ansonsten gilt: Funkturm ist ein Offline-Magazin. Haptisch. Edles Totholz. Kaufen!) veröffentlichen wir die Ergebnisse dieser Umfrage hier komplett im Blog.

Und fragen Sie, liebe Leser, gleich hinterher: Fehlt Ihnen was?

Dann beteiligen Sie sich doch an der Diskussion - hier im Blog in der Kommentarspalte oder in den sozialen Netzwerken. Hashtag: #Wasfehlt.

Zur Inspiration finden Sie hier die Antworten aus dem Funkturm: 

Ine Dippmann, Vorsitzende des DJV Sachsen:
"Grundsätzlich: mutige Verleger, die dafür sorgen, dass Sachsen als Ursprungsgebiet deutscher Tageszeitungen nicht über kurz oder lang zur Tageszeitungswüste kaputtgespart wird.
Es ist vielleicht etwas oldschool, aber mir fehlt eine zweite Tageszeitung für Leipzig. Ich vermisse Zeitschriften mit überregionaler Bedeutung und ich wünschte, es gebe mehr Transparenz und Staatsferne in den Kontrollgremien der Sächsischen Landesmedienanstalt und des MDR. Und mir fehlen massenwirksame Magazine, Sendungen und Artikel, die sich mit dem Medienwandel beschäftigen. Wir Journalisten berichten über Transformationsprozesse auf allen Gebieten, nur die eigene Branche zu beleuchten, fällt uns schwer."

Dr. Ulf Tippelt, Generalsekretär Landessportbund Sachsen:
"Wir haben in Sachsen eine sehr vielfältige und lebendige Medienlandschaft, in der auch der Sport eine große Rolle spielt. Wünschen würde ich mir, dass die Vielfalt der Sportmöglichkeiten und Sportarten noch besser widergespiegelt wird. Meine Hoffnung ist, dass der gerade gestartete Fernsehsender sportdeutschland.tv diese Lücke ein Stück weit schließen kann. Auch wenn er kein Massenpublikum erreichen kann, wird er für sehr viele Menschen eine Bereicherung darstellen, die Sportarten erleben wollen, die in den herkömmlichen Formaten bisher kaum Platz gefunden haben."

Thomas Böttcher und Uwe Fischer, Moderatoren R.SA:
Böttcher: »Mir fehlen gute Frequenzen. Wir haben jetzt seit 25 Jahren Westen und R.SA muss immer noch für neue Frequenzen Schlange stehen. Dafür haben wir `89 nicht hinter der Gardine gestanden. Gott sei Dank ist jetzt Digitalisierung und das Thema erledigt sich in den nächsten 50 Jahren von selbst.«
Fischer: »Wenn es etwas gibt, was uns wirklich fehlt, dann sind es Skigebietskameras, wie wir sie aus Bayern kennen. Malerische Bilder aus dem Zittauer Gebirge, dem Erzgebirge oder dem Vogtland – untermalt mit der Musik der Randfichten. Ein Traum in Grün oder Schneeweiß. Wir überlegen ganz ernsthaft, ob wir diesen Quotenrenner für R.SA an den Start bringen.«

Dorotty Szalma, Schauspielintendantin Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau:
"Wir leben in einer Zeit, in der Medien die zukünftige Geschichte mehr beeinflussen als die tatsächlichen Geschehnisse. Unter Medienvielfalt verstehe ich nicht, in wie vielen Internetportalen, Zeitungen, TV-Sendungen und Radiobeiträgen ein und dasselbe Thema von der selben Perspektive beleuchtet wird, und mir – und uns – damit eine Meinung vorgefertigt wird. Die bilde ich mir lieber selbst. Deshalb würde ich mir ein Portal wünschen, das Artikel themenspezifisch auflistet. Durch gezieltes Suchen eines Themas hätte auf diese Weise jeder die Möglichkeit, sich durch Beiträge aus unterschiedlichsten Blickwinkeln einem möglichst objektiven Bild anzunähern."

Dr. Dorit Stenke, Direktorin des Sächsischen Bildungsinstituts:
"Ich finde, die sächsische Medienlandschaft ist durchaus vielfältig. Ich wünsche mir allerdings mehr Gelegenheiten – sei es online oder Print oder live – zum Austausch über zentrale bildungs- und kulturpolitische Themen, die die zukünftigen Entwicklungen in diesen Bereichen zum Gegenstand haben, unseren gemeinsamen Blick für andere Länder und Staaten öffnen und wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen. Ein in diesem Sinn gestaltetes Dialogforum 'Bildung 2050' wäre eine Bereicherung für die sächsische Medienlandschaft!"

Prof. Dr. Werner J. Patzelt, Politikwissenschaftler, TU Dresden:
"Beschafft sich nicht ein Großteil der Bevölkerung die meisten Informationen hochgradig personalisiert aus dem Internet? Medien scheinen jedenfalls nicht zu fehlen. Aber es fehlen Medienformate, in denen für die vielen, heute so leicht zugänglichen Informationen auch die ordnenden 'Landkarten' vermittelt werden. Den Menschen fehlen Hilfestellungen beim Übergang vom Kennen zum Verstehen, vom Informiertsein zur Bildung. Wir bräuchten sie aber gerade dort, wo es um Gesellschaft, Wirtschaft, Politik geht. Es fehlt sozusagen ein Willi will’s wissen für Erwachsene, die Knoff-hoff-Show für Wirtschaft und Gesellschaft, die Sendung mit der Maus für politisch Interessierte."

1 Kommentar
  • Mark Werner
    Februar 8, 2015

    Mir fehlen mehr Nischenprodukte und Mut der Verleger, die meist im Westen sitzen. Ich könnte mir eine Tageszeitung für ganz Sachsen vorstellen, hier wäre eine gute Zusammenarbeit der drei sächsischen Tageszeitungen erforderlich. Auch die Mitarbeit vieler freier Mitarbeiter. Die Teile Politik, Sachsen, Sport und Kultur sowie Reportage sollten nur aus Sachsen handeln. Das könnte zahlreiche Leser anziehen und das Argument “Das habe ich doch schon gestern in Fernsehen gesehen” wäre nicht haltbar.

    Es sollte ein Medienzentrum in Dresden oder Leipzig geschaffen werden. Sachsen ist Ursprungsgebiet deutscher Tageszeitungen. Hier sollten auch Zeitschriften mit überregionaler Bedeutung entstehen. Bisher stehen diese Zentren nur in Hamburg, München und Berlin. Den Ossi wird übergestülpt was dort festgelegt wird. Springer, Bauer, Burda sind Begriffe. Der Osten bringt keinen Verleger heraus. Unister hat mal eine Top-Autozeitung heraus gebracht. Als sie wöchentlich erscheinen sollte, wurde sie eingestellt. Nachtigall ich hör dir trapsen_ Springer und Auto Bild. Sachsen hat viele kluge Köpfe, aber medienmäßig passiert nicht viel.

    Ein weiteres Beispiel. Während manche Länder zwei und Japan vier Sport-Tageszeitungen haben, gibt es in Deutschland nicht eine. In der DDR gab es mit dem SPORTECHO eine. Das wurde von Springer übernommen und totgemacht. Grund: Sorgen um Bild und Sport Bild.

    Fazit: Der Wünsche gibt es viele, umgesetzt wird aber keiner werden. Es kommt so, wie es Ine Dippmann im FUNKTURM sagte, obwohl sie es nicht will, Sachsen wird zur Tageszeitungswüste kaputtgespart. Eben, weil mutige Verleger fehlen.

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