Die Pläne sind an sich noch geheim, und doch wird im Umfeld des sächsischen Landtags schon länger darüber gesprochen: Politiker unterschiedlicher Fraktionen erarbeiten derzeit eine Gesetzesvorlage für die Gründung eines eigenen sächsischen TV-Senders. Das Projekt trägt den Arbeitstitel ESSF - Erstes Sächsisches Staatsfernsehen. Ein entsprechendes internes Konzeptpapier liegt Flurfunk nun vor.
Aus Sicht der Politiker sprechen gleich mehrere Aspekte für die Gründung eines eigenen sächsischen Staatsfernsehkanals:
Schon länger gibt eine schwelende Unzufriedenheit mit dem Mitteldeutschen Rundfunk MDR - dieser verliere mit seinen „abstrusen Bemühungen, jünger zu werden“, zunehmend den Kontakt zu der sächsischen Bevölkerung. Sauer stößt den Abgeordneten außerdem auf, dass gutes sächsisches Kulturgut wie auch Volksmusik allgemein seitens des MDR immer weniger Bedeutung im Programm habe.
Ein weiterer wichtiger Punkt aus Sicht der Initiatoren: Die Arbeit der Landespolitiker komme im aktuellen MDR-Programm zu kurz und werde verzerrt dargestellt. Nur mit einem eigenen Staatsfernsehen könne es langfristig gelingen, den Menschen das Vertrauen in die Arbeit der Politiker zurückzugeben.
Rettung für das dauerklamme Lokal-TV
Mit der Gründung eines eigenen Staatsfernsehens für den Freistaat könnte außerdem, so dass Kalkül der Politiker, dem defizitären Lokalfernsehen endlich aus der Misere geholfen werden. Denn der größte Teil der Lokal-TV-Stationen arbeitet defizitär. Die Bemühungen der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM), die TV-Sender finanziell vor allem bei der Technik zu entlasten (vgl. Flurfunk vom 2.2.2014), würden den Senderbetreibern nicht weit genug gehen - immerwieder fordern sie, die "Politik solle endlich ihre Arbeit machen" und das Lokal-TV finanziell absichern.
Projektstart noch offen
Wann das Erste Sächsische Staatsfernsehen starten könnte, ist dagegen noch ziemlich offen: „Wir müssen erst das Gesetz ändern. Dafür müssen wir entscheiden, wie das Programm finanziert wird“, so einer der Ideengeber aus dem Landtag. Man sei sich bewusst, dass das Vorhaben durchaus auf Widerstand - nicht nur innerhalb des Landtages - stoßen könnte. Denn: "Wir wissen, dass das Vertrauen in Medien allgemein ziemlich angeschlagen ist", heißt es, "daran müssen wir erst arbeiten". Spannend: Nach Flurfunk-Informationen gibt es für das Vorhaben Unterstützung aus ganz unterschiedlichen Fraktionen - sowohl von Regierungsseite als auch aus der Oposition.
Eine Überlegung für die Finanzierung sei, aus dem Staatsvertrag zum ZDF auszusteigen und die Gebührengelder für den eigenen Sender zu verwenden. „Sollte das nicht klappen, nehmen wir aber auch selbst Geld in die Hand“, so der Insider, der seinen Namen nicht genannt haben will. "So oder so: Wir starten sicher nicht vor Ablauf einer Jahresfrist, also frühestens am 1. April 2017."
April 1, 2016
Netter April-Scherz.....
Aber leider ein bisschen zu offensichtlich.