Wie Desinformation die Demokratie bedroht

In den letzten Jahren ist viel über Desinformation (auch Fake-News) diskutiert worden. Zwei Publikationen der jüngeren Zeit befassen sich mit dem Thema und sind es wert, hier kurz vorgestellt und empfohlen zu werden.

Warum glauben Leute Desinformation?

Marina Weisband hat Mitte April ein Video veröffentlicht, in dem sie auf die Frage eingeht: "Warum glauben Leute Desinformation?" Ihre Antwort: Weil es sie es wollen!

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Auch unabhängig vom Kontext Ukraine-Krieg und russischer Propaganda sind die 7 Minuten sehr wertvoll und sehenswert: Denn laut Weisband reicht es nicht, bestimmte Kanäle zu blockieren oder Fakten zu checken. Ihre Antwort: Wir müssen die Selbstwirksamkeit der Menschen stärken!

Weisband wörtlich:

"Das bedeutet eine Stärkung der Demokratie-Erziehung, der lokalen Strukturen und der Unterstützung des Gemeinwesens, der Sozialhilfe sowie der Partizipation. Diese Dinge sind kein Luxus, wenn es um den Aufbau widerstandsfähiger demokratischer Gesellschaften gehen."

Sie weist außerdem darauf hin:

"Das zweite Missverständnis besteht darin, dass Desinformation darauf abziele, Menschen davon zu überzeugen, dass etwas wahr sei."

Denn:

"Wenn man einen autoritären Staat errichten will, muss man zuerst die Wahrheit zerstören und alle, die sie konstruieren."

Ihr Fazit:

"Neben dem Klimawandel wird eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre der Kampf gegen die internationalen Autoritarismus und Faschismus sein."

Balten und Skandinavier sind kritischer

Die zweite Empfehlung: Ende März hat die Süddeutsche Zeitung eine sehr spannende Recherche (süddeutsche.de vom 16.3.2022: "Am Anfang war die Lüge" (€)) veröffentlicht, in der es um den Informationskrieg geht, der parallel zum Ukraine-Krieg (bzw. schon deutlich länger) läuft.

Passend zum Text hat die Süddeutsche außerdem einen Podcast veröffentlicht, den ich hiermit wärmsten empfehle: "Russlands Informationskrieg: Trolle, Fakes und Propaganda".

Darin spricht Kai Strittmatter, einer der Autoren des Textes, ausführlich über seine gemeinsame Recherche mit Ronen Steinke. Einige zentrale Punkte will ich hier kurz anreißen:

So berichtet Strittmatter, dass die Wirkung von Fake-News und Desinformation in den baltischen Staaten oder Finnland oder Schweden deutlich schwächer ist: Denn dort ist man viel sensibilisierter, u.a. über eine breite öffentliche Befassung mit dem Thema und der Einbindung in den Schulunterricht.

Die Chinesen sind neidisch auf Russia Today

Strittmatter spricht auch über die Motivation und die Vorgehensweise von Staaten wie Russland und China, Desinformation zu streuen.

So sagt er:

"Teil der Grund-DNA dieser Desinformationen ist eigentlich der Versuch, Gegensätze zu verstärken in den Staaten, die man mit diesen Desinformationen angreift."

Also auch hier die Erkenntnis: Es geht gar nicht darum, Menschen dazu zu bringen, andere Dinge zu glauben. Die reine Verwirrung und Verunsicherung helfen den Absendenden schon.

Damit sollen die liberalen und demokratischen Gesellschaften gespalten und Unsicherheiten und Ängste verstärkt werden.

Auch spannend: Die Chinesen spielen inzwischen bei der Verbreitung von Desinformation eine deutlich größere Rolle als bisher in den westlichen Gesellschaften wahrgenommen. Und sie sind regelrecht neidisch auf das gut funktionierende Instrument Russia Today.

Wichtiger aber, so Strittmatter:

"Dass wir sehen müssen, dass diese Trolle, Putins-Trolle, dass die nicht erst arbeiten seit dem Ukraine-Krieg, sondern seit vielen vielen vielen Jahren aktiv sind in unserer Mitte - und das es eigentlich einen viel größeren Informationskrieg gibt, der weit über diesen jetzt bewaffneten Konflikt hinausgeht und dem es letztlich darum geht, die Demokratie bei uns zu schwächen, zu unterminieren, und zu unterhöhlen."

Es ist das Grundproblem aller offenen Gesellschaft: Die Tür ist immer auf für die Feinde, fasst er das Problem anhand eines Zitates zusammen.

Sein Fazit: Bildung und das konsequente Vorgehen gegen Propagnada sind erste Schritte. Die freiwilligen Maßnahmen der Anbieter von sozialen Netzwerken aber reichen nicht.

Strittmatter:

"Es ist die Aufgabe unserer politischen Führer, da Regularien zu finden, die Konzerne zum Handeln zu bringen." (sinngemäß)

Hier geht es zu der sehr spannenden Folge vom Süddeutsche-Podcast Das Thema: "Russlands Informationskrieg: Trolle, Fakes und Propaganda".

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