Kartellamt: Madsack hat DDV-Kauf noch nicht angemeldet

Madsacks Kauf der DDV-Gruppe wird aktuell noch nicht vom Bundeskartellamt geprüft. Das ergab eine Anfrage des FLURFUNK an die Kartellbehörde.

Man habe bisher noch keine Anmeldung erhalten, schreibt ein Sprecher des Bundeskartellamts. Mitte Januar hatte der Medienkonzern Madsack verkündet, dass er die Anteile an der DDV Mediengruppe von Bertelsmann und der ddvg (Beteiligungsgesellschaft der SPD) übernimmt (vgl. FLURFUNK vom 10.1.2024: "Madsack übernimmt DDV-Mediengruppe (u.a. Sächsische Zeitung)").

Zu Madsacks Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd.de) gehören aktuell in Sachsen die Leipziger Volkszeitung (LVZ), die Dresdner Neueste Nachrichten (DNN) sowie die Döbelner Allgemeine Anzeiger (DA). Zu DDV wiederrum gehören die Sächsische Zeitung/sächsische.de und die Morgenpost (Sachsen)/tag24. Damit bedeutet der Deal eine enorme Medienkonzentration für Sachsen.

Noch keine Auflagen durch das Kartellamt

Als Konsequenz steht der Kauf „unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts“, wie Madsack in der Pressemitteilung zum Kauf schreibt. Erste kartellrechtliche Konsequenzen wurden bereits verkündet: So hieß in einem internen Video von Madsack, es bedürfte einer „kartellrechtlich unbedenklichen Lösung“ für DNN und DA, wie der MDR aus dem Video zitiert.

Offenbar handelt es sich dabei aber (noch) um keine harte kartellrechtliche Auflage, sondern lediglich um das Ergebnis von informellen Gesprächen mit der Bundesbehörde. Diese sind bei großen Fusionen und Übernahmen nicht unüblich.

Warum der Kauf noch nicht offiziell angemeldet wurde, ist unklar. Eine entsprechende Anfrage des FLURFUNK wollte Madsack nicht beantworten. Es könnte sein, dass die beteiligten Unternehmen erst noch alle relevanten Dokumente für das Kartellamt zusammentragen müssen.

Wer kauft jetzt DNN und DA?

Rein theoretisch könnte Madsack die Phase vor der Anmeldung beim Bundeskartellamt auch dazu nutzen, DA und DNN dichtzumachen. Sobald das Kartellamt den Verkauf der Zeitungen offiziell zur Auflage gemacht hat, ginge das nicht mehr. Das ist aber bloße Spekulation. Zumal es aktuell aus Kreisen von DDV und Madsack heißt, dass es bereits mehrere Kaufinteressenten für DNN und DA geben.

Doch nicht alle sind so optimistisch: „Mir fehlt die Fantasie, wer einen Titel in dieser Lage noch kauft“, sagt DJV-Geschäftsführer Lars Radau mit Blick auf DNN und DA.

Leonhard Pitz


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3 Kommentare
  • Sebastian
    Januar 30, 2024

    Die Döbelner Allgemeine Zeitung wird mit DAZ abgekürzt und der Döbelner Anzeiger (die Döbelner Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung) mit DA ;-)

  • owy
    Januar 30, 2024

    Danke für den Hinweis!

  • Richy
    Januar 30, 2024

    Demzufolge muss es richtig heißen: "Zu Madsacks Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd.de) gehören (...) sowie die Döbelner Allgemeine Zeitung (DAZ)", denn der Döbelner Anzeiger (DA) gehört als Lokalausgabe der SZ zur DDV Mediengruppe (wie von Sebastian bereits richtig erwähnt), die DAZ als Lokalausgabe der LVZ zu Madsack.

    Bleibt die Frage, ob DNN und DAZ (beide Madsack) oder DNN und DA (erstere Madsack, letzterer DDV) zur Disposition stehen!? Fakt ist wohl, dass die Konzentration in Dresden und Döbeln kartellrechtlich bedenklich ist.

    Von der gedruckten Auflage her sind die DDV-Titel (SZ/DA) den Madsack-Titeln (DNN/DAZ) prozentual jedenfalls deutlich überlegen.

    Wenn man sich anschaut, was Madsack in den letzten Jahren mit den eigenen Titeln und vor allem mit den zugehörigen Zeitungsdruckereien angestellt hat, lässt das noch deutlich mehr Stirnrunzeln verursachen als die bloße Betrachtung des lokalen Kartell-Problems.

    Viele Grüße

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