Madsack übernimmt DDV-Mediengruppe (u.a. Sächsische Zeitung)

Der Konzentrationsprozess geht weiter: Die Madsack-Mediengruppe (u.a. RND.de, LVZ und DNN) übernimmt zu 100 Prozent die DDV-Mediengruppe.

Heißt: Sächsische.de/Sächsische Zeitung, Morgenpost Sachsen und Tag24 bekommen einen neuen Eigentümer. Die Mitarbeitenden der DDV sind am späten Vormittag darüber in einer digitalen Mitarbeiterversammlung informiert worden.

Voraussetzung: Die Zustimmung des Kartellamtes steht noch aus. Auf den Betriebsversammlungen wurde nach FLURFUNK-Informationen auch verkündet, dass diese unter den Bedingungen steht, dass die DNN und die Döbelner Allgemeine veräußert werden müssen.

Unklar ist, ob das für die DNN dann nicht möglicherweise auch das völlige Aus bedeutet.

Auf Sächsische.de informiert das Unternehmen in einer eigenen Meldung über die Fusion. Darin ist DDV-Geschäftsführer Carsten Dietmann zitiert:

"Ich sehe diesem Zusammenschluss ausgesprochen positiv entgegen. Wir werden hier in Dresden wie in ganz Sachsen sowohl von den Erfahrungen wie auch von den Synergien der Madsack-Gruppe profitieren. Madsack ist einer der größten deutschen Zeitungsverbünde mit vielen etablierten Titeln, auch und gerade in den neuen Bundesländern."

Madsack-CEO Thomas Düffert, der vor seiner Tätigkeit bei Madsack Geschäftsführer der DDV war, sagt:

"Die DNA von Madsack ist Journalismus. Wir haben keinen Zweifel daran, dass privat finanzierter Journalismus auch in einer rein digitalen Welt ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein wird und damit dessen Unabhängigkeit auch für die Zukunft sichert. Die DDV Mediengruppe ist mit einem tollen Team und viel Kreativität bisher schon einen erfolgreichen Weg gegangen. Der unternehmerische Ansatz von DDV und ihre starken Medienmarken passen hervorragend in unseren Verbund. Wir freuen uns auf die journalistische Kompetenz der Sächsischen Zeitung, die das RedaktionsNetzwerk Deutschland weiter stärken wird."

Zukunft von DDV schon länger ungewiss

Hintergrund ist der Umbau des Publishing-Geschäftes bei RTL, das zu Bertelsmann gehört und das 2022 mit dem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr fusioniert worden ist.

Die DDV-Mediengruppe mit ihren Medien-Marken Sächsische Zeitung/sächsische.de und Tag24/Mopo Sachsen war bis zur Fusion 2021 ein Teil von Gruner + Jahr. Mit der Fusion wurden die Gesellschafteranteile an dem Verlagshaus (60%) direkt beim Mutterkonzern Bertelsmann angesiedelt.

Schon damals und immer wieder war über einen möglichen Verkauf der DDV spekuliert worden (vgl. FLURFUNK vom 8.2.2023: "Carsten Dietmann, DDV: 'Von den Umbaumaßnahmen nicht betroffen'").

 

Vor dem Hintergrund, dass bereits die Leipziger Volkszeitung zur Madsack-Gruppe gehört, stellt sich nun auch die Frage, was das für die Redaktion der Sächsischen Zeitung und vor allem die Führungskräfte im Haus bedeutet.

Fakt ist: Die Zeit der großen Regionalzeitungen neigt sich dem Ende zu.

Hintergrund zu den Unternehmen

Zur Madsack-Mediengruppe gehören 19 Zeitungstitel, darunter die Leipziger Volkszeitung, die Märkische Allgemeine aus Potsdam, die Ostseezeitung aus Rostock ebenso wie die Hannoversche Allgemeine oder die Kieler Nachrichten. Die überregionalen Inhalte für die Zeitungen und Websites der Gruppe liefert das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit einer Vielzahl von Reportern sowohl im Berliner Büro als auch weltweit.

Zur DDV Mediengruppe gehören neben Sächsischer Zeitung und Sächsische.de das Newsportal TAG24, Dresdner und Chemnitzer Morgenpost, sowie mehrere bekannte sächsische Unternehmen wie der Logistiker PostModern, der Messeveranstalter ORTEC oder die Kommunikationsagentur Oberüber Karger. Bisherige Eigentümer der DDV Mediengruppe waren Bertelsmann Invest (60 Prozent) und die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg, 40 Prozent). Dem Verkauf ihrer Anteile muss das Kartellamt noch zustimmen.

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1 Kommentar
  • Martin Kürsten
    Januar 10, 2024

    Es würde mich nicht wundern, wenn mit der kartellrechtlichen Lösung, an welcher gearbeitet wird, die Einstellung von DNN und Döbelner Allgemeine gemeint ist.
    Es gibt in Deutschland weitaus einwohnendenstärkere Städte und Regionen, wo es nur noch eine regionale Tageszeitung gibt oder mehrere Titel den gleichen Inhalt liefern (z.B. Stuttgart) oder man mittlerweile einen Titel durch Fusion eingestellt hat (z.B. Aachen, Wiesbaden).
    Daher staune ich schon länger, dass in Dresden zwei seriöse Tageszeitungen nebeneinander existieren.
    Es ist schade, dass die Vielfalt immer mehr verloren geht.
    In wenigen Jahren wird in vielen Regionen, bestimmt auch Dresden, die einzige verbliebene Regionalzeitung nur noch einmal pro Woche gedruckt erscheinen. Ob dies zum Erhalt des verbliebenen Lokaljournalismus beiträgt, bleibt abzuwarten...

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