Frage an den “DNN”-KulturLokalteil: Lest ihr “BILD”? (Korrektur: 15.14 Uhr)

Von 10 ,

Wir hatten das ja neulich schon mal: Aktualität scheint für Kultur*Zeitungsredakteure ein mächtig dehnbarer Begriff zu sein. Heute mal ein Beispiel aus der "DNN".

Am Samstag (12.3.2011) titelten die "Dresdener Neueste Nachrichten" im Kultur*Lokalteil (S.22 - wie so oft: online nicht zu finden): "Pirnaer malt für Playboy-Chef Hefner". In der Unterzeile heißt es: "Michael Möbius bringt jetzt Kunstdruck-Kollektion für Liebhaber in Deutschland heraus".

Kommt die Geschichte jemand bekannt vor? Bestimmt den Kollegen von der "BILD-Dresden". Die schrieben im September 2010 (!): "Erstmals verkauft er jetzt gerahmte Drucke seiner Originale für knapp 100 Euro in der Heimat." Schlagzeile damals: "Playboy-Maler im Pirnaer Möbelhaus".

[Mit Dank an den Hinweisgeber!]

*Korrektur am 14.3.2011 um 15.14 Uhr nach Hinweisen in den Kommentaren. Vielen Dank dafür!

10 Kommentare
  • Martin
    März 14, 2011

    Beim Redaktionsbesuch bei einer Tageszeitung im Februar: die Manöverkritik des Tages begann erst mal mit dem Querlesen von BILD, MoPo und dem lokalen Konkurrenzblatt. BILD-Schlagzeile war der singende Honecker-Enkel, "darüber müssen wir auch mal was machen". Aber das machst du doch im Prinzip auch so, Peter: aktuelle Themen, die vorbeischwimmen, aufgreifen.

  • Stephan
    März 14, 2011

    Ob die Geschichte aktuell ausreichend Nachrichtenwert besitzt, um (nochmal) in eine Zeitung zu stehen, kann ich nicht beurteilen, dafür beschäftige ich mich zu selten mit dem Playboy oder Möbelhäusern in Pirna...

    Dass die DNN aber eine Geschichte aus BILD aufgreifen, halte ich nun für nicht allzu verwerflich. Die Leserkreise dürften sich doch nur minimal überschneiden! Diese Politik mancher Zeitungen, Themen zu ignorieren die andere aufgerissen haben, finde ich extrem dämlich. Die wenigsten Dresdner lesen täglich 2-3 Zeitungen...

    So die DNN also einen aktuellen Anlass haben, warum nicht?

  • Muyserin
    März 14, 2011

    Leicht OT:

    Schade, dass der BILD-Artikel nicht nachfragt, warum einer, der es offenbar vom Tellerwäscher zum Millionär bzw. vom Maurer zum Monroe-Maler geschafft hat, seine Werke als Drucke über ein Autohaus eines Provinzstädtchens vertreibt. Gibt's in Pirna keine Galerien?

    Übrigens: auch wenn Möbius realistisch Brüste airbrushen kann, macht das seine Bilder nicht gleich zu großer Kunst.

    Für die BILD-Leser mögen solche Differenzierungen irrelevant sein. Die Redakteure des vielgerühmten Kulturteils der DNN sind dazu hoffentlich imstande (wobei ich den Artikel nicht gelesen habe und mir daher kein Urteil erlaube).

    Wer sich für zwei Großmeister des Pin-Up-Genres interessiert: mal nach Mel Ramos oder Gil Elvgren stöbern … Da findet man jenen Witz und auch die Subversivität, die Möbius' doch sehr auf die Oberfläche abzielenden Bildern fehlt.

  • Ines Walde
    März 14, 2011

    Wer anderen Nichtlesen unterstellt, sollte mal selbst gucken: Denn der DNN-Kulturteil (zweifelsohne der beste seiner Art in Sachsen), ist gewöhnlich auf den Seiten 9 bis 11 zu finden (da steht ganz oben "KULTUR" oder "BÜHNE DRESDEN" drüber). Das dort so ein Thema behandelt, ist schlichtweg ausgeschlossen!

    Die Kritik trifft also maximal den Lokalteil. Aber warum sollte ein Thema tot sein, bloß weil BLÖD die Fakten schon mal (wie auch immer) darstellte?

    Da man diees Teil nicht lesen (und vor allem nicht bezahlen) sollte - dazu reicht der BILDblog - bekunde ich hiermit meine Solidarität und Hochachtung mit allen BILD-Nichtlesern - vor allem unter Journalisten!

  • Martin
    März 14, 2011

    Touché Ines, dass die DNN-Kulturredakteurin (gibt ja nur eine) ein so grottiges Thema aufgreift, ist wirklich ausgeschlossen. Stawowy bedient sich da wieder seiner Pauschalisierungen, DIE IHN NOCH MAL UM KOPF UND KRAGEN BRINGEN WERDEN :)

  • Lukas
    März 14, 2011

    Medienkritik setzt klare Analyse voraus. Ich kann also den Kommentaren nur beipflichten, in denen es heißt, dass diese Geschichte ausdrücklich nicht im DNN-Kulturteil stand. Pauschales Bashing sichert kurz Aufmerksamkeit, interessiert aber meist schon morgen keinen mehr. Oder sollte das der selbstgestellte Flurfunk-Anspruch sein?

  • owy
    März 14, 2011

    Vielen Dank für die Hinweise, dass die Geschichte nicht im Kulturteil der "DNN", sondern im Lokalteil erschienen ist. Ich habe gerade entsprechende Korrekturen im Text oben vorgenommen. Tatsächlich ist es so, dass ich aufgrund des Inhalts und des Text-Scans, der mir übermittelt wurde, geschlossen habe, dass das Stück im Kulturteil erschienen war. Entschuldigung für diesen Fehler.

    Meine Kritik tangiert dieser Fehler aber nicht, die bleibt weiterhin bestehen. Deswegen wundert es mich sehr, dass offenbar die Mehrzahl der Kommentatoren hier absolut in Ordnung finden, dass man seitens der "DNN" suggeriert, es handle sich um eine aktuelle Entwicklung. Da ist dann auch egal, wo es vorher stand - das ist in meinen Augen einfach unsauber.

  • nox
    März 14, 2011

    Die DNN ist halt die kleine Schwester der LVZ und die wiederum war diese ja eine Zeit lang fester Bestandteil des Springerverlags. Heute sind die Verbindungen nicht mehr so fest aber dennoch kann man hin und wieder ja mal was vom Banknacharn abschreiben.
    Ich finde es insofern nicht verwerflich mal ne alte Story zu setzen wenn noch Platz ist. Die Frage in dem Fall ist eher. Gab es wirklich nichts aktuelles zu berichten?

  • owy
    März 14, 2011

    @nox Ich halte das ehrlich gesagt für extrem weit hergeholt, wenn nicht sogar für total abwegig, eine Verbindung zwischen den ehemaligen(!) Eigentümerverhältnissen und den Abläufen/Strukturen in der Redaktion hier in Dresden herzuleiten.
    Auch im anderen Punkt muss ich widersprechen: Es ist ungehörig, alte Geschichten als neu zu verkaufen.

  • nox
    März 15, 2011

    Ich habe mich missverständlich ausgedrückt.
    Ich finde es nicht schlimm ältere Stories ab zu drucken. Man darf dies aber keines falls als NEU oder zeitnahe Berichterstattung verkaufen.

    Ich weiß nicht ob es weit hergeholt ist. Als Leipziger muss ich sagen das die LVZ immerwieder im "Randbereich" ihrer Meldungen auf Springer Berichterstattung zurück zugreifen scheint, ohne den BILD-Stiel freilich. Allerdings kann diese Wirkung auch trügerich sein da ja leider sehr oft Meldungen und so oft abgeschrieben werden das man am Ende nicht mehr weiß wer da zuerst was meldete.
    All dies sind selbstverständlich nur Mutmaßungen um evtl. Erklärungsversuche für solch ein Vorgehen zu finden.

    Aber ich gebe auf jeden Fall recht das es wünschenswert wäre Dinge möglichst Tagesaktuell zu melden, Kommentare und Quelle als solche zu kennzeichnen und ältere Artikel so "umzuschreiben" das sie nicht als 'Breaking News' verkauft werden sondern einfach als 'Interessante Randnotiz' gedruckt werden. Auch wären mehr eigenständige Meldungen spannender als das heutige Einerlei. Wo in allen Zeitungen das selbe steht. Aber dies scheint heute zuviel journalistische Arbeit zu sein.

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