Lesehinweis: Seit 30.6.2021 sind die Sächsische Ausbildungs- und Erprobungskanäle SAEK Geschichte. Wer die verschiedenen Social-Media-Profile der einzelnen SAEK verfolgt hat, konnte in den vergangenen Wochen an verschiedenen Stellen den Countdown bis zur Schließung mitzählen.
Frank Böhm (ehem. Nagel), der lange Zeit als Techniker beim SAEK im Medienkulturzentrum Dresden gearbeitet hat, hat in seinem Blog einen sehr lesenswerten Nachruf verfasst.
Titel: "SAEK – ein Nachruf".
Darin bringt er einige der Probleme, die der Freistaat in den vergangenen Jahren seit Gründung der Institution mit der Medienkompetenzförderung quasi selbst produziert hat, auf den Punkt.
Zitat:
"Ich kam mir bald vor, wie in einem Roman von Kafka. Eine übermächtige Behörde, die ihre Regeln hat, welche auf Außenstehende befremdlich wirken und an denen aber keiner etwas ändern kann. Dabei ist die SLM keine Organisation mit tausenden Angestellten. Sie ist eher sehr überschaubar. Wenn man dort gewollt hätte, hätte man auf jeden Fall etwas ändern können."
Nagel beschreibt in dem sehr langen Text unsinnige Ausschreibungs- und Zahlen-Vorgaben, zum Beispiel immer mehr Teilnehmende - mal Schülerinnen und Schüler, mal Erwachsene - nachzuweisen.
"Solche Dinge haben wir der SLM immer wieder bei den Evaluationen zu erklären versucht. Man möge doch bitte bei der Bewertung der Standorte nicht nur auf die Zahlen, also auf die Quantität achten, sondern auch auf die Qualität, auf die entstandenen Inhalte. Und warum überhaupt ständige Steigerungen? Wichtig wären doch gute Auslastungen. Wenn unsere Finanzierung davon abhinge, weil wir uns am Markt behaupten müssten – okay. Aber das sei doch nicht der Fall."
Man kann aus dem Nachruf einige Hintergrundgeschichten herauslesen. Zum Beispiel geht daraus der Geburtsfehler hervor, nur Ausbildung und Erprobung zu ermöglichen - aber bloß die Inhalte nicht zur Sendung zu bringen.
Auch in der Folge wurde es nicht besser, weil primär Technik und Ausstattung finanziell unterstützt wurden, aber keine inhaltlichen Konzepte. Zumal die Mitarbeitenden alle Jahre, immer mit der nächsten Ausschreibung, um ihre Jobs fürchten mussten.
So oder so: Kontinuität in der Medienkompetenzvermittlung konnte bei dem Gebahren der SLM nicht entstehen. Ob das mit dem neuen Konzept der SLM, künftig in 15 Wirkungskreisen Projekte zu fördern, besser wird, wird man sehen.
Hintergrund: Im Januar 2021 hatte der Medienrat der SLM das Aus der SAEK beschlossen (vgl. FLURFUNK vom 21.1.2021: "Aus für SAEK: SLM-Medienrat beschließt neue Förderrichtlinie Medienkompetenz"). Künftig werden nicht mehr SAEKs finanziert, sondern Projekte gefördert (vgl. FLURFUNK vom 20.4.2021: "Medienkompetenz: SLM fördert u.a. Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft (LVZ)").
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