Forschung: Schafft sich der lokale Kulturjournalismus selbst ab?

Kultur bringt Menschen zusammen. Das wird auch besonders gefördert. In Sachsen z.B. durch das Kulturland Sachsen oder Kreatives Sachsen. Das Ziel: In Städten und auf dem Land ohne Hürden Zugang zu Kultur bieten.

Damit Menschen wissen, was es in ihrer Region gibt, muss auch über Angebote berichtet werden. Kultur ist daher ein Thema für Medien. Eine neue Studie zeigt allerdings, dass es – zumindest auf dem Land – noch Nachholbedarf gibt.

Die Ergebnisse kommen von einem Forscherteam um Steffen Kolb von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Am Beispiel von Neusalza-Spremberg im Landkreis Görlitz untersuchten sie, ob gezielte Bildungsprogramme für Kultur die lokale Berichterstattung über das Thema verändern.

Die Auswertungen zeigen zwei Trends

Für die Lokalberichterstattung werteten die Forscher mehr als 12.000 Artikel von Sächsischer Zeitung, Dresdner Neueste Nachrichten, Lausitzer Rundschau, Leipziger Volkszeitung und Freie Presse mit Thema Neusalza-Spremberg aus.

Dabei stellten sie fest:

„Die Lokalberichterstattung wandelt sich zu kurzen Beiträgen, die weitgehend ohne redaktionelle Bearbeitung auskommen wie z.B. Fußballergebnissen oder auch Event-Ankündigungen im kulturellen Bereich.“

Grund auch: Immer mehr Lokalredaktionen werden – wie etwa 2018 in der Lausitz – aufgelöst (vgl. FLURFUNK vom 26.10.2018: "Sächsische Zeitung löst Lausitzredaktion auf").

In überregionalen Berichten sichteten die Forscher fast 6.800 Beiträge über den ländlichen Raum von Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt, die tageszeitung und Süddeutsche Zeitung.

Ihr Ergebnis:

„Die Untersuchung zeigt einen langsam sinkenden Trend der Kulturanteile in überregionalen Berichten über ländliche Gebiete.“

Politik und Wirtschaft dominieren die Berichterstattung. Als Fazit werfen die Forscher die Frage auf, ob sich der lokale Kulturjournalismus durch seinen Fokus auf Ankündigungen selbst abschafft.

Zum Projekt

Die Untersuchungen in Neusalza-Spremberg sind Teil einer Zusammenarbeit zwischen Hochschule Mittweida und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin.

Im gemeinsamen Projekt Kulturelle Bildung und ländliche Entwicklung (KUBILARI) untersuchten die Projektpartner den Einfluss kultureller Bildung auf gesellschaftliche Umbrüche, regionale Identitäten und das öffentliche Bild von ländlichen Räumen. Das Vorhaben wurde von Dezember 2019 bis März 2023 vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Die Ergebnisse liegen nun als Print und E-Book vor. Bestellt werden kann die Veröffentlichung über die Hochschule Mittweida bei Stephan Beetzcmb

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