SLM-Studie: nur geringe Sendernutzung der NKL

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Bereits seit einiger Zeit findet sich auf den Seiten der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) eine Studie, die sich mit der Nutzung und Akzeptanz von Digitalradio in Sachsen sowie der drei NKL-Angebote in Leipzig, Dresden und Chemnitz beschäftigt.

Titel: "Nutzung und Akzeptanz von Digitalradio in Sachsen unter besonderer Berücksichtigung der nicht-kommerziellen Lokalradios (NKL)".

Effekte von DAB+

Die Leipziger MAS Gesellschaft für Marktanalyse und Strategie mbH - MAS Partners hat dafür eine Telefon- und eine Online-Befragung durchgeführt, wobei sachsenweit 520 und in den drei NKL-Städten jeweils ca. 500 Interviews bzw. Befragungen durchgeführt wurden.

Mit der Studie sollte konkret ermittelt werden, welche Effekte die Einführung von DAB+ hat, ob sich die Nutzung der einzelnen Sender verändert hat, ob es Veränderungen hinsichtlich der Akzeptanz und Wahrnehmung der Angebote gibt und "welche Bedeutung (...) die aktuellen nicht-kommerziellen Programmangebote" haben.

Für die Trendbewertung konnten die Studienmacher außerdem auf Ergebnisse aus den Jahren 2016 und 2017 und 18 zurückgreifen - wobei die NKL bei der aktuellen Untersuchung (Erhebungszeitraum Nov. 2022) zum ersten Mal untersucht wurden.

UKW-Nutzung rückläufig

Die Studie trifft verschiedene Aussagen zur Nutzung und Akzeptanz von DAB+ und anderen Empfangskanälen, zum Beispiel die:

Hatten 2016 noch 90 Prozent der Haushalte ein UKW-Gerät, waren es Ende 2022 nur noch 70 Prozent. UKW dominiert also weiterhin die Radionutzung, ist aber auf dem Rückzug. DAB+ hat sich mit 38 Prozent zur drittstärksten Empfangsmöglichkeit gemausert - Tendenz steigend.

Erfasst wurde auch, welche Programme am häufigsten gehört wurden (in der Studie gibt es dazu eine Grafik, in der auch die Programme genannt sind).

Auch wenn die Radionutzung in Sachsen "ingesamt weiterhin auf einem sehr hohen Niveau" liegt, verteilen sich die Nutzer über die inzwischen zahlreichen Angebote.

In der Studie heißt es:

"Zwischen den Kanälen findet die Radionutzung nicht komplementär, sondern vielmehr substitutiv statt. Das heißt, die konstant hohe Radionutzung der Sachsen insgesamt verteilt sich auf die wachsende Vielfalt der Senderlandschaft, u.a. auch auf die Sender des 1. und 2. nationalen Multiplex. Für die einzelnen Programmanbieter in Sachsen bedeutet das, dass sie alle Empfangskanäle bedienen müssen, um ihre senderspezifischen Reichweiten aufrecht erhalten zu können und keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden. Gleichzeitig muss, trotz konvergenter Verfügbarkeit der Programme, mit einer substitutiven Nutzung des maximal verfügbaren Zeitbudgets zu rechnen sein."

NKL im marginalen Bereich

Gefragt wurde auch nach der Bekanntheit und der Nutzung der drei NKL-Programme Radio Blau (Leipzig), coloRadio (Dresden) und Radio T (Chemnitz).

Allerdings hält die sich in Grenzen:

Zwischen 84 und 90 Prozent der befragten Personen in den drei Städten haben noch nie von den Programmen gehört. Immerhin 23 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren sind die Angebote "grundsätzlich bekannt".

Besonders Radio blau sticht hier mit vergleichsweise guten Werten hervor.

Wörtlich heißt es in der Studie allerdings auch:

"In den Stadtgebieten Leipzig, Dresden und Chemnitz sind die NKLs bei 13 Prozent der Bevölkerung ein Begriff. Die Bekanntheit mündet jedoch über alle Alterssegmente und in den Stadtgebieten in eine sehr geringe Sendernutzung: insgesamt hoben nur 2 Prozent der sächsischen Bevölkerung die Sender in den letzten 4 Wochen gehört bzw. werden sie nur von 1 Prozent mehrmals die Woche eingeschaltet."

Sprich:

"Nur ein geringer Anteil der Personen, die nichtkommerzielle Lokalradios kennen, nutzt diese also auch. Die Bekanntheit der Sender führt demnach nicht dazu, dass sie auch regelmäßig eingeschaltet werden, was eventuell auf eine inhaltlich fehlende Relevanz schließen lässt."

Abgefragt wurden auch die Senderzuschreibungen für die NKLs.

Doch:

"Die Sender stehen demnach selbst bei den Menschen, die sie kennen, nicht eindeutig für bestimmte Inhalte."

In der Zusammenfassung kommt die Studie zu dem Schluss:

"Nichtkommerzielle Lokalradios (NKL) sind mindestens dem Namen nach nahezu einem Viertel der Sachsen ab 14 Jahren grundsätzlich bekannt. Die Nutzung der NKLs liegt jedoch nur im marginalen Bereich. Viele Personen, die die nichtkommerziellen Lokalradios kennen, nutzen sie demnach nicht. Die geringe Relevanz der NKLs manifestiert sich auch darin, dass ihnen im Radiomarkt keine Images aktiv zugeschrieben werden. Als ihre größten Starken stellen sich vor allem ihre lokale Verankerung bzw. ihre regionale Berichterstattung heraus."

Hier kann man die ganze Studie nachlesen.

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2 Kommentare
  • E.
    September 14, 2023

    In diesem Zusammenhang finde ich interessant, dass Radio Zett als viertes von vier Freien Radios keinerlei Erwähnung findet. Hat man uns vergessen? Oder sind wir zu uninteressant, weil wir ja kein eigenen DAB-Kanal haben und der SLM somit fast kein Geld kosten?

  • Martin Busche
    September 20, 2023

    Selten so eine interessensgeleitete Studie gesehen, sie ist ja das Geld nicht Wert. NKL haben nie auf hohe Reichweiten gesetzt, dafür müsste das Programm durchhörbar sein. Das ist es bewusst nicht. NKL-Programm ist immer Zielgruppenradio und wenn es gut ist, ist die Zielgruppe mehrfach am Tag eine andere. Somit entziehen sich NKLs einer Reichweitenlogik. Bei ihnen ist Abschalten durchaus erwünscht.
    Es ist unfassbar, dass die SLM offenbar eine Firma beauftragt, die sich mit den Eigenheiten von NKLs offenbar nicht auseinander gesetzt hat. Ein Zufall ist das nicht, sondern deutlich Absicht. Was die Autoren zudem bewusst negiert haben, ist die Erreichbarkeit der NKLs. Colorado sendet seit Jahrzehnten auf einer Frequenz, die in DD kaum zu empfangen ist. Wer den Sender hören will sollte es Online tun. Grotesk, dass man die Studienautoren auf sowas hinweisen muss. Das sind Basics, erstes Semester Hochschule. Diese Untersuchung ist geradezu peinlich mies. Noch schlimmer ist, dass dicj die SLM auch noch erdreistet diese Peinlichkeit zu veröffentlichen.

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