Wahl zur Nachfolge von Wille: “Die Mauer des Schweigens steht”

Die Wahl der oder des neuen MDR-Intendantin/en sorgt - wie schon in den letzten Dezembertagen - aktuell für viel Gesprächsstoff.

Und wie das bei so einer wichtigen Personalie ist: Es wird viel darüber gesprochen, wer wohl möglicher Nachfolger oder Nachfolgerin von Karola Wille wird.

Lochthofen, Jacobi, Plenk...

Immer wieder genannt wird der Name Boris Lochthofen, aktuell Landesfunkhausdirektor des MDR in Thüringen. Er gilt allgemein als Favorit.

Auch die Bewerbung von Wolf-Dieter Jacobi, ehemals Programmdirektor des MDR in Leipzig, gilt in der öffentlichen Diskussion als gesetzt. Jacobi arbeitet aktuell als freier Medienberater und hatte erst im November den Vorsitz des Semper Opernball e.V. übernommen (vgl. FLURFUNK vom 28.11.2022: "Wolf-Dieter Jacobi wird Vorsitzender des Semper Opernball e.V.").

Im Rennen ist nach FLURFUNK-Informationen aber auch Astrid Plenk, Programmgeschäftsführerin des Kinderkanal (KiKA). Plenk ist seit 1.1.2018 in der Funktion tätig (vgl. FLURFUNK vom 29.11.2017: "KiKA: Astrid Plenk wird neue Programmgeschäftsführerin").

Als Bewerber genannt werden außerdem MDR-Betriebsdirektor Ulrich Liebenow und MDR-Verwaltungsdirektor Ralf Ludwig. Diese Informationen konnten wir im Rahmen unserer Recherche nicht verifizieren oder falsifizieren.

Nicht unter den Bewerbern ist nach FLURFUNK-Informationen Markus Heinker, Medienratspräsident der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM). Über eine mögliche Bewerbung durch Heinker war im Vorfeld in einschlägigen Kreisen viel spekuliert worden (vgl. dazu auch taz vom 5.1.2023: "Intendanz des MDR: Neues aus der Strippenkiste").

FLURFUNK-Wiki jetzt mit Namensliste

Nach FLURFUNK-Recherche auch sicher nicht bei den Gesprächen dabei: Julia Krittian, seit Juli 2022 Chefredakteurin des MDR (vgl. FLURFUNK vom 7.4.2022). Laut MZ-Bericht hatte sie sich gar nicht erst beworben; die BILD-Zeitung hatte allerdings in einem Print-Bericht Ende Dezember ihren Namen genannt.

Wobei gilt: Alle hier genannten Namen sind die, die aktuell kursieren und uns bekannt sind bzw. wir über mehr als eine Quelle bestätigt bekommen haben. Rein theoretisch sind hier noch Überraschungen möglich. Die Mitteldeutsche Zeitung weiß von gut einem halben Dutzend Bewerberinnen und Bewerbern, die zum Gespräch geladen worden sind (vgl. mz.de vom 5.1.2023: "Neuer Chef für den MDR: Wer wird der Nachfolger von Intendantin Karola Wille?").

"Die Mauer des Schweigens steht", kommentierte das einer der am Verfahren Beteiligten im Gespräch mit FLURFUNK. Tatsächlich: Diese Tage haben wir die Formulierung: "Aus Respekt vor dem Verfahren und allen Beteiligten möchte ich mich nicht äußern", recht häufig gehört.

Die man natürlich auch so interpretieren kann: Ein hartes Dementi sieht anders aus.

Unsere Recherche-Ergebnisse sowie eine Liste der bisher in den Medien genannten Namen sind seit heute früh in unserem MDR-Intendanz-Wiki zu finden, genau hier: Kandidatinnen und Kandidaten.

Bereits seit dem 4.1. aktualisiert ist unser Wiki-Eintrag zum Thema Zeitschiene. Abonnentinnen und Abonnenten unseres Telegram-Kanals haben diese Information bereits direkt nach der Veröffentlichung erhalten.

Vorstellungsgespräche ab 9. Januar

Die Zeitschiene sieht demnach folgenden Ablauf vor: Ab Montag (9.1.) laufen Vorstellungsgespräche.

Nach FLURFUNK-Informationen finden die Gespräch außerhalb des MDR-Geländes statt. Denn der Verwaltungsrat hat einen Personalberater für die Abwicklung des Prozesse einbezogen; die Personalabteilung des MDR ist bei dem Verfahren außen vor.

An den Gesprächen sollen neben dem Verwaltungsrat auch die Vorsitzenden des Rundfunkrats, Vertreterinnen und Vertreter des Personalrats und der Freien Vertretungen sowie die Gleichstellungsbeauftragte als Gäste teilnehmen können. Das hatte die Verwaltungsratsvorsitzende Birgit Diezel im Rahmen der Rundfunkratssitzung bekannt gegeben (vgl. FLURFUNK vom 5.12.2022: "Bericht von der 210. Sitzung des MDR-Rundfunkrats").

Auf der Sitzung des Verwaltungsrats am 23.1. könnte dann die Abstimmung stattfinden, wer nun dem MDR-Rundfunkrat zur Abstimmung vorgeschlagen wird.

Vorstellung am 30. Januar, Wahl dann am 13. März

Nach aktueller Planung will Diezel dann eine Woche später in der ersten Rundfunkratssitzung des Jahres, also nach aktueller Planung am 30.1.2023, den oder die Kandidatin vorstellen.

Sollte der Verwaltungsrat nicht bis Ende Januar einen Vorschlag an den Rundfunkrat übermitteln, würde sein Vorschlagsrecht entfallen - so sieht es der Medienstaatsvertrag vor (vgl. Wiki: Gesetzliche Grundlagen). Diese Blöße wird man sich wohl nicht geben.

In der zweiten Rundfunkrat-Sitzung des Jahres dann, also am 13.3.2023, könnte es zur Abstimmung darüber kommen, wer im November 2023 Karola Willes Nachfolge antritt.

Zwischen den zwei Sitzungen wird sich der bzw. die Kandidat/in dann in den Landesgruppen vorstellen können.

Kandidaten benötigen Zwei-Drittel-Mehrheit

Die Zeitplanung kann natürlich nur eingehalten werden, wenn sich der Verwaltungsrat auf eine Person verständigen kann. Die zu den Gesprächen geladenen Vertreterinnen von Rundfunkrat, Personalrat und Freien-Vertretung werden an der Abstimmung nicht beteiligt.

Der Verwaltungsrat besteht aus zehn Personen, vier Mitglieder aus Sachsen sowie jeweils drei Mitglieder aus Thüringen und Sachsen-Anhalt. Für die Festlegung auf eine/n Kandidatin/en sind sieben Stimmen notwendig (vgl. Wiki: Gesetzliche Grundlagen).

Die Mitglieder des MDR-Verwaltungsrates sind auf den Seiten des MDR zu finden.

Der Einfluss der drei Staatskanzleien aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf das Verfahren ist aus unserer Sicht dieses Mal ausgesprochen gering. Das unterscheidet sich deutlich zur Intendantenwahl vor elf Jahren, bei der insbesondere die sächsische Landespolitik massiv versucht hatte, Einfluss auf das Verfahren zu nehmen - und am Ende gescheitert war.

In der Rundfunkratssitzung am 13.3.2023 wird die oder der Kandidat/in dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 50 Rundfunkratsmitglieder benötigen.

Sollte es passieren, dass der Vorschlag durchfällt (wie 2011 im ersten Durchgang passiert), hätte der Verwaltungsrat die Möglichkeit, innerhalb eines Monats erneut eine/n Kandidatin/en vorzuschlagen.

Transparenzhinweis: Ich habe in den Jahren 2020 und 2021 im Landesfunkhaus Thüringen in der Medienkomptenzredaktion des MDR unter Leitung von Boris Lochthofen gearbeitet. 

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